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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

DOI Artikel:
Renz, Gustav Adolf: Geschichte und Litteratur des Jordanbades, [1]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Redensarten und Ausdrücke aus dem mittleren Oberschwaben, [6]
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0077

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71

Aus derselben können wir entnehmen, daß Helwig von
Essendorf, einer der Stifter des Hospitals zum heiligen Geist
in Biberach, (1239) einen Teil seiner Güter in Wasach
— mit dieser Bezeichnung haben wir bis ins XVI. Jahrhun-
dert nichts anderes als den heutigen Jordan zu verstehen,
— dem genannten Biberacher Hospital geschenkt, den anderen
Teil an Berthold, genannt Schach von Biberach, verkauft habe,
jedoch durch den Nexus feuänlis noch im Besitze des Helwig von
Essendorf geblieben war, nun, 1 2 9 8 von den Grafen Diepold
und Ulrich von Aichelberg, dem vorerwähnten Berthold Schach
von Biberach geschenkt worden sind. — Von 1298 an ruht
gerade volle 100 Jahre jedwede Nachricht über den Jordan,
resp. Wasach, und erst 1 39 8 erfahren wir durch eine eben-
falls im Staats-Archiv in Stuttgart liegende Papierkopie,
6e dato 30. September 1398 Ensisheim, daß „Jorig Sussinger
von Bybrach gott ze lob, allen seinen vorderen, seiner
und seiner nachkhomen selen ze trost und ze gedechtnns
in das spital ze Bybrach gegeben hat, den Richenbach,
item den W a s a ch e r b e r g und daß Holz, das man
nennet ze dem ufgraben weg" , so daß der Hospital
zu Biberach jetzt so ziemlich in den ganzen Besitz der Wa-
sacher-Güter gelangt sein mochte. Was diese letzteren anbe-
langt, so kann ich mich der Ansicht nicht entschlagen, daß
solche, wie übrigens auch Or. Salom. Braun meint, ursprüng-
lich zu einem Adelshofe etwa derer von Freiberg-Steußlingen,
die in der Nähe ein Schloß hatten, oder derer von Essendorf
oder sonst eines der vielen im XIII. Jahrhundert abgegangenen
Adelsgeschlechter, oder zu einem Klostergute, etwa von Ochsen-
hausen oder Weissen arM), das ja ohnehin in der Umgegend
begütert war, gehört haben mögen.
Von dieser Zeitepoche an bis in dieses Jahrhundert
herein ist die Geschichte des Jordanbades mit der von Biberach,
oder besser vom Biberacher Hospital, aufs innigste verwebt)
es teilte mit der ehemaligen freien Reichsstadt Freud und Leid,
wurde mit ihr, namentlich im dreißigjährigen Kriege, hart heim-
gesucht und teilweise zerstört und später nach dem westfäli-
schen Frieden mit den demolierten Gebieten der Stadt wieder
aufgebaut. —
Oe anno 1 4 53 finden wir einen „Vertrag zwischen
Vollmar zu Werdnow, Pfarrer zu Ummendorf und der Ge-
meinde allda und dem Spital zu Biberach wegen der ersten
Zutriebe in das Junkholz". Letzteres existiert heutzutage
unter derselben Bezeichnung noch und liegt oberhalb des Jor-
dans, an den sog. Jordanberg angrenzend.
Es taucht nun eine Urkunde auf, die namentlich deshalb
von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist, weil sie eigent-
lich erstmals des Wasacherberges urkundlich als „Spitalbad"
erwähnt. Sie ist ausgestellt 1 4 70, St. Konradstag, des
Inhalts, daß „Hans Knittel von Biberach, welcher von den
Spitalpflegern das ,,„S pitaulsbad under dem Was-
sacherberg"" gelegen, zwei Jahr lang, um einen Zins ge-
hapt, solches an Hanns Schad und Ulrich Pfest, baide der
Zeit des Rautz (Rats) zu Biberach und Pfleger des Spitanls
wieder abgetreten habe." Als Siegler dieser Urkunde fungier-
ten Ludwig von Hornstein und Ernst von Frciberg der Aeltere.
Von 1470 bis 1 547 mangeln uns wiederum weitere
Nachrichten, und erst irr letztgenanntem Jahre enthält ein No-
tariatsinstrument, das durch die Protestation gegen die sogleich
widerrufene Pfarrei Ummendorfische Prätension, die Wasacher
Gutinhaber seien dorthin eingepfarrt und einen Gartenzehend

*) <?,5r. Die spätere Urkunde äs 1554.

schuldig, im Jahre 1 5 4 7 veranlaßt worden ist, die ausdrück-
liche Bemerkung durch Biberach:
„als Obrigkeit Herrlichkeit Grund und Boden, hoch und
nieder Gericht in dem Wasacherberg und das Baad der
Jordan genannt und durch denselben erbaut ohne Mittel zu-
gehörig." In diesem Schriftstück tritt hernach das erste-
mal offiziell der Name „Jordan"-Bad auf, muß also in
der Zeit von 1470—1547 metamorphosiert worden sein. Da-
mit sind alle Kombinationen, als ob diese Bezeichnung von
dem, erst nahezu 100 Jahre später dort geheilten schwedischen
Obersten Jordan, dessen wir später noch erwähnen werden,
oder gar von dem französischen General Jourdan, der ja erst
zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts, in und um Biberach
hauste, herdatiere, eo ipso hinfällig und es ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach der Name als Allegorie zum biblischen Jor-
dan aptiert worden, zu welcher Ansicht auch, wie wir später
sehen werden, der Haupt-Jordanschriftsteller Or. Salomon
Braun und sein Amtsnachfolger Or. Lndwig Miller hin-
neigten. — (Fortsetzung folgt.)

Redensarten und Nusdrücke aus dein mittleren
Oderschwaden.
Mitgeteilt von Amtsrichter a. D. P. Beck.
(Fortsetzung.)
Es vertrinnt ihm nie ein gescheites Wort (vertrinnen —
entrinnen).
In der Butte sein — in Verlegenheit sein.
Ansgehen wie Bahrtles Dampfnudeln (ironisch vom Ge-
bäckwerk).
Man meint, er könne kein Wässerte trüb machen (so gnt,
so brav scheint er zu sein).
Grü und geäl (grün und gelb) git schönst Meäl (giebts
schönste Mehl). (Damit zu sagen, es sti Zeit, den Dinkel zu
schneiden, wenn die Aehren noch nicht brann, sondern grün
und gelb sind.)
Bist gegen die Wand anfgestanden — machst schon alles
verkehrt.
„Nimm's mein zuerst", sagt der Bauer zum Müller
schütte meine Frucht zuerst ans; der Müller aber versteht:
Nimm (stiehl) die meine zuerst.
Wird wieder gut beim schwarzen Brot ^ brauchst ihn
nicht zu besänftigen, ihm nicht entgegen zu kommen.
Machst mir d' Nabeltrilleten mit dei'm Geschwätz ^
machst einen ganz toll.
Man ist nur geplagt mit dir ^ nützest wenig, giebst nur
Mühe und Arbeit.
Besser ein Plätz (Fleck), als ein Loch.
Der eine gäbe ein Auge, wenn der andere blind wäre.
Häng' dich jung, so wirst's nicht alt (so wirst nicht alt
gehängt).
Er hat Hunger wie ein Affe.
Du stehst da wie ein Bildstock.
Machst Augen wie's Kalb auf dem Totbett.
Hast eine Lnse — drückst eine Freude ans, welche dem
Werte der Sache nicht entspricht.
Saurer Schleck — Beischlaf; die Ehestandsfrenden.
Schaust immer in ein Loch wie Rolles Katze.
Wenn einem das Wasser ins Maul rinnt, lernt man
schwimmen.
Tritt nicht auf den Rock! -- anzudeuten, daß er wohl
kurz ist.
 
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