Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

DOI article:
Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [20]
DOI article:
Giefel, Joseph Anton: Zur Geschichte des tridentinischen Konzils
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0020

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
14

farbige) Aufsatzaltar gleich beiden Geschlechtern der frommen
Besucher eine große, ruhmreiche Vergangenheit durch die bei-
den Statuen ins Gedächtnis, erinnert sie in St. Bonisatius
an die Gnaden des Christentums und in St. Elisabeth an
die Wohlthaten des deutschen Ordens, mahnt sie aber auch
an die Möglichkeit und Notwendigkeit des Strebend nach ähn-
licher Vollkommenheit. Zudem gebührte der hl. Landgräfin
schon deshalb ein Ehrenplatz, weil sie auch früher die Patronin
der Kapnzinerkirche gewesen.
An was die beiden Heiligen uns erinnern, dazu sollen
wir entstammt und begeistert werden durch die Betrachtung
der hl. Herzen. Da sollen wir uns versenken in die unend-
liche Liebe des menschgewvrdenen Sohnes Gottes zu uns armen
Sündern und sollen uns zu hl. Gegenliebe entstammen lassen
nach dem Worte des Heilandes: ich bin gekommen, Fener ans
die Erde zu senden, und was will ich anders, als daß es
brenne? Und wenn wir, im Hinblick ans unsere Sünden, es
nicht wagen, dem Herrn der Gerechtigkeit und dem strengen
Richter uns zu nahen, so lädt uns das Bild des reinsten
Herzens Mariens ein, zur Mutter der schönen Liebe und zur
Zuflucht der Sünder zu eilen und durch ihre Vermittlung
uns Gnade zn erflehen.
Derselbe Gedanke: durch Maria zu Jesus begegnet uns
wieder, wenn wir unser Auge höher erheben. Das Glas-
gemälde über dem Altar, von einem Mergentheimer Bürger
M. gestiftet, zeigt uns die hl. Mutter Gottes in der Mitte
zwischen ihrer frommen Mutter Anna und ihrem keuschen
Bräutigam St. Joseph. Oben aber in der Höhe, in einem
Medaillon, thront der Zulvator muucki (Erlöser der Welt)
mit dem Buche in der Hand, das uns ihn als das 4L und O,
als den Anfang und das Ende aller Dinge, schildert. Das-
selbe 4L und O sowie den Namenszng Christi zeigt nnS auch
das Antipendinm, die vordere untere Seite des Altars.
(Schluß folgt.)

Zur Geschichte des tridentiuischen Konzils.
Im Archiv für österreichische Geschichte Bd. 45, 29 be-
spricht der Wiener Prof. Sickel den an Pins IV. 1561 von
Deutschland nach Rom gesandten Ratschlag wegen Wieder-
eröffnung des Tridentinumö. H Richtig vermutet Sickel als
Autor des Ratschlags den Jngolstadter Pros. Staphylns, ^)
wie ans folgenden zwei Schreiben, die ich in dem Kodex
Augsburger Korrespondenzen 1556—1561 tom. I. toi. 390
und 395 des Kgl. bayerischen allgemeinen Neichsarchivs ent-
deckte, zn ersehen ist. Beide Schreiben sind für die Geschichte
des tridentiuischen Konzils wichtig.
Das eine Schreiben des Staphylns ist an den Herzog
Albrecht von Bayern gerichtet, und 6. 6. Ingolstadt den
12. Dez. 1561. Durch dasselbe erfahren wir, daß der Rat-
schlag, den der Nuntius Delphino voll Staphylns verlangt,
von diesein schon längst ausgearbeitet sei, daß dem Vergaster
aber dabei vielerlei Bedenken ansgestiegen seien, darunter nicht
das geringste das sei, daß inan in Rom den Ernst der Lage
nicht Ansehen wolle. „Man thne, als sei man in tremciuillL
p>o8se38ione und bisher kein Königreich abgesallen!"
Dabei bittet er den Herzog, ihm seine freie Sprache
st Abgedruckt in Schelhorus ^.mosnitcNss INstorias ecclesiasticae
et literarMe.
st Friede. Staphylns, geb. 1512 in Osnabrück, kurze Zeit Prof,
in Königsberg, tritt 1550 zum Katholizismus über, 1551 in lLchlesien,
1554 Hofrat in Wien, ist 1557 beim Wormser Colloquium und 1559
beim Reichstag zu Augsburg, 1560 Prof, und Superintendent in Ingol-
stadt, g 1564.

nicht zu verübeln, da er seinen Ratschlag nur ans Verlangen
des Nuntius Delphino ansgearbeitet und nichts anderes im
Auge gehabt habe als die Vermehrung von Gottes Ehre und
der katholischen christlichen Kirche Heil und Wohlfahrt. Finde
Albrecht nichts an dem Gutachten ansznsetzen, so möge er
dasselbe mit der nächsten Post an den Kardinal Otto Truchseß
von Waldbnrg resp. an Pins IV. schicken.
Wir erfahren weiter durch das Schreiben, daß Sachsen
und die nordischen Städte Ende 1561 wieder stark mit der
Haltung eines Nationalkonzils umgingen, daß der Reichs-
vizekanzler Or. Seld und der oberste Kanzler des Königreichs
Böhmen Hoyos mit dem Kurfürsten von Sachsen in Torgan
eine Zusammenkunft hatten, daß die Königin Katharina von
Medici in Paris öffentlich calvinisch predigen lasse und die
Sektierer schütze und handhabe.
Ende Dezember 1561 schickte der Herzog das Gutachten
mit einem Begleitschreiben nach Rom an Kardinal Otto.
Eine wörtliche Wiedergabe beider Schreiben dürste an-
gebracht sein.
Ingolstadt 1561. Dezember 12.
Dnrchlenchtiger, hochgeborner, gnediger Fürst und Herr,
meine undertenige, gehorsame, schuldige Dienst seien alzeit
zuvorn an rc.
Es wißen sich E. F. G. gnedigst zn erinnern, was das
Consilium, so die Bäpstl. Heil, durch den Herrn Uotlmrium
Oelpllmum, apo3to1icum mmtium, von mir begert, belanget.
Und wiewol ich dasselbig, sovil mir müglich, schon lenzest ver-
fertiget Hab, so feind mir iedoch vilerley Bedenken fürgefallen,
die mich schier bewogen, solchs Beredtschlegs abzusteen, nnder
welchen nicht das genügst ist, daß man zn Rom noch jetzo
dermaßen in allen Dingen, ja auch in den, so dem juri pom-
tivo nnderworssen, als wär die catholisch Kirche noch in tmn-
c^uistg, po38e33ione und bishero kein Königreich abgesallen,
ri§icki33ime pmocickirt. Aber demnach ich es weiter bedacht,
laße ich mich bedünken, man werd mein einseitiges Gntdnnken
nicht wol können zur Ungnad wenden re. Ist derhalben meine
undertenige Bitte, E. F. G. wollen selbs dem Handel etwas
weiters Nachdenken und wo E. F. G. in dem, daß ich E. F. G.
Diener bin, nicht ain besünder Meinung haben, wölle dstzen
meinen einseitigen Radtschlag mit dem ersten gen Nom an den
Herrn Cardinal von Augsburg schicken und meinen christ-
lichen Eifer und 8tuckia darneben anzeigen, weil ich solchs
Schreiben ans Beger des Herrn Delphini und nicht selbs ans
meinem aigenen Kopf gestellet Hab, auch in demselben nichts
anderes angesehen, nur Gottes Eer und der catholischen christ-
lichen Kirche Heil und Wolsart. Bitt derhalben, wo ich etwas
in diesem cormilio zn vil oder purum ^ruckender geschrieben
Hab, man wölle eines solchs zu Gnaden reichen lasten, cum
errore lubi, ckecipi 3it llumuuum, mocko ckemt pertmux
errori.8 ckeken3io. Ouae prokecto in me nulia e3t nec erit.
Ich Hab E. F. G. auch in aller Underlenigkeit nicht verhalten
können, daß mir glaubwürdig zukommen und geschrieben wur-
den, daß die Hertzoge von Sachsen samt den sechsischen Stetten
heftig anhalten bey etlichen andren lutherischen Potentaten und
Fürsten, damit ain IMtionale conmlium möchte in Deutsch-
land angericht und gehalten werden re. Wie auch der Chur-
sürst in Sachsen znm Reichstag und sonst gesinnet sei , wird
der Herr Doctor Seldius, der sampt dem bohemischen Cantzler
neulich zn Torgan bey Seiner Chur. Gnaden gewesen, on
zweisel schon geschrieben haben. Es leßt sich seltzam ansehen:
Ans Frankreich schreibt man, daß die Königin zn Paris
öffentlich lasse calvinisch predigen, schütze und haiidhab die
8ectnrio3 und soll übel zugeen. Diß bab ich E. F. G. als
 
Annotationen