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am 26. Juli 1688 bei einem schauerlichen Hagelwetter zer-
Unnmert. Rechnen wir zu all diesen Herrlichkeiten des Münsters
^ Erhabenheit und Schönheit des Kultus der katholischen
"rche hinzu, der sich in diesen großartigen Räumen großartig
kntsalten konnte, wie mußte sein Einfluß das kirchliche Leben
und Streben der Bevölkerung der Stadt pflegen und heben.
.. Das Münster stand in seiner Pracht, da sollte sich plötz-
die Freude der Ulmer in Schrecken verwandeln. Im
-vZahre 1492, an einem Sonntag nachmittags, fielen während
Gottesdienstes ein paar große Steine mit Gepolter aus
s^u Turmgewölbe herab. Es läßt sich denken, welcher Schrecken
uch der in der Kirche Versammelten bemächtigte. Unter Drängen
Stoßen suchten alle die Thüren und das Freie zu ge-
nmeu. Alle waren der Meinung, der ganze Turin werde
"chürzen. Der Baumeister Matthäus Böbliuger mußte vor
Dlltt des Volkes die Flucht ergreifen. Als die allge-
nne Bestürzung und Ratlosigkeit vernünftiger Ueberlegung
^chen war, wurden überall her die berühmtesten Baumeister
r ^lliebeu, um ihr Gutachten abzugeben. Burkhard Engel-
Lall Nürnberg entdeckte bald den Fehler. Die ganze
^ u des Turms ruhte innerhalb der Kirche nur auf zwei
chlluern, und diese waren zu schwach, eine solche Steinmasse
T "agen. Engelberg unterfuhr deshalb den unteren Teil des"
zehnten Pfeiler an auf beiden Seiten und ver-
ihn durch eine den Pfeilern gleich hohe aber dickere
^ ^r, die mit einem Durchgang versehen wurde. Zudem
ällm- Aschen dem neunten und zehnten Pfeiler eine Mauer
h ^sialls mit einem Durchgang ausgeführt. So war der
ltiche Zustand des Turmes gesichert. Noch hätte man den
tva? ^üefähr 300 Fuß höher bauen sollen, allein daran
dem's sich nicht. Erst unserer Zeit war es Vorbehalten,
Rm Plan gemäß bis zur Höhe von 475 Fuß aus-
^nier der Oberleitung Engelbergs, welcher damals
Hoü - ^ und 1'päier St. Afra in Augsburg Laute, .wurde
h ^ bin anderes großes Werk ausgeführt. Das Münster
H"?. ^ußer dem 141 Fuß hohen Mitelschiff zwei um die
- niederere 70 Fuß hohe Seitenschiffe. Jedes dieser
^..^Nchiffe wurde, um den Druck der Gewölbe zu mindern,
Achsführung schlanker jonischer Säulen in zwei Schiffe
Skü - das Münster jetzt außer dem Mittelschiff vier
T^Pchiffe hat, also fünfschifsig ist. Um diese Zeit war dein
^n die häßliche Haube aufgesetzt, die man noch vor
Jahren sehen konnte.
viit Reformation begann in Ulm Wurzel zu fassen und
Hiebr waltete auch der Sinn für das erhabene Bauwerk
ihre,- Das allmähliche Herabsinken der Stadt von
Eils Us ihrem Reichtum hinderte den Ausball desselben.
- swinglisch geworden war, wozu der Prediger Konrad
der beitrug, trug der Bildersturm den Greuel
symJ^rwüstung au die hl. Stätten, ailch das Ulmer Münster
die As - ^hen ulld fühleil. Im Jahre 1531 wurden darin
sechsr. Statuen und Heiligenbilder zusammengeschlagen,
dvn Orgeln zertrümmert, und als sich die große nicht
riß Stelle bewegen ließ, legte man Ketten darum und
ÄschpOZPi Pferden auseinander. Der Chronist Sebastian
hcittx gerichtet: Wer einen Altar oder Heiligen in der Kirche
^lltäre urai: es heiinführen, aber was Heilige oder
^d a deren sich liiemand annahm, das zerscheitet nlan
solide den armen Leuten als Breniiholz. Ersterem Um-
Hut man es zll verdanken, daß zwei Kunstwerke
^P'd>en, dämlich ein Altarschreiu, der jetzt noch das
jehj Ziert, uiid ein Kruzifix von kolossaler Größe, das
^ Schmuck der Wiblinger Kirche ist. Dieses Kruzifix,
ohne Zweifel eine Arbeit des älteren Syrlin, hing, voll einer
Kette gehalten, vor dem Bildersturm unter dem den Eingang
zum Chor -bildenden, mit der Fresko-Darstellung des Weltge-
richtes geschmückten Bogen über dem Kreuzaltar. Der Kruzi-
sixus allein hat eine Höhe von 3,65 m, ist in Eichenholz ge-
schnitzt und voll ergreifender Schönheit. Der Altarschrein,
der jetzt Hochaltar ist, stand früher in der Turmhalle des
Münsters. Beim Bildersturm wurde er in eine Kammer der
Münsterbauhütte gebracht. Dort lag er über 250 Jahre unter
altem Gerümpel in sicherer Verborgenheit. Erst im Jahre
1787, als man im „Kirchle" einen Altar brauchte, wurde er
hervorgezogeu und dorthin versetzt. Als aber im Jahre 1808,
wie schon oben gesagt, das Kirchle zu einer Güterhalle gemacht
wurde, kam er von dort wieder ins Münster als Hochaltar.
Der Schrein, von der Familie Hundfuß gestiftet, hat Bilder
von Martin Schaffner. Einen neuen, für die Kunstgeschichte
schmerzlichen Bildersturm brachte das Jahr 1817, in dem Ulm
das 300 jährige Jubelfest der Reformation beging. Um das
Münster zu diesem Fest herzurichteu, wurde der ganze innere
Raum der Kirche mit einer altertümlich grauen Farbe über-
tüncht Ulld die bemalten Flächen zugedeckt, unter andern: auch
das große Freskogemälde über dem Choreingang, das jüngste
Gericht darstellend, das im Jahre 1880 von dem Maler
Weinmayer von München wiederhergestellt wurde. Von dem
Jahre 1817 ist weiter zu berichten, daß in demselben die von
dem Patrizier Hans Roth im Jahre 1447 auf der Südseite des
Münsters gebaute Kapelle wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.
Das Münster hat drei Türme, einen Hauptturm, der sich
ill der Mitte der Westfront erhebt und zwei Chortürme, einen
Süd- und einen Nordturin. Fünf Portale führen in das
Innere der Kirche, das Hauptportal mit seiner großen Vor-
halle, das südwestliche und das südöstliche (Brautthüre), das
nordöstliche und das nordwestliche Portal, alle mit Bildern
geschmückt, die teils der biblischen Geschichte, teils der kirch-
lichen Legende entnommen sind. Links vom Hauptturm ist noch
das sogenante Kuttelthürle, eigentlich Kuttenthüre, weil hier
die Mönche aus- und eingingen. Das beim Bau der Kirche
verwendete Material ist Backstein, nur die Türme, sowie der
architektonische Schmuck sind von Sandstein. Die Kirche, ge-
drängt voll, faßt 28000 Menschen. Im Turm hängen zehn
Glocken: die Predigtglocke (1454), die Betglocke (1678, 80
Zentner schwer), die Schwörglocke oder Sturmglocke (70 Ztr.)
mit der Umschrift: IU05 e§o campuna, nuu^uam ckenuuc
vuna, dellum vel testum, tiummum vel tunrm Iionestum;
die Elfuhrglocke, im Jahre 1867 neugegossen; die Frühglocke
(1644); die Weinglocke, auch Thorglocke; die Schlagglocke
(1414); das Arbeitsglöckchen (1606); das Steuerglöckchen
(1721) und das Natsglöckchen. Nach der Zerstörung der
beiden Orgeln blieb das Münster 45 Jahre ohne Orgel und
wurde eine solche erst wieder 1576 gebaut. Sie hatte 11000
Gulden gekostet und wurde von Kaspar Sturm aus Schnee-
berg in Bayern gefertigt. Das Werk erlangte aber nie die
Zufriedenheit der Gemeinde. (Fortsetzung folgt.)
Ern Vertrag zur Geschichte der Wallfahrtskirche
Weggenthal.
Von c. d. in. v.
Der „TIiZtonia. GolleZ-ii lTotteribun§en8i5 8. f. a.6
i>Iiceuriiiii 1648—1766" (Tüb. Univers.-Bibl. N. 1i. 676 bot.)
entnehmen wir die nachstehenden Notizen über das Weggeuthal.
„.suvut" — heißt es daselbst p. 59 uä uniiruir 165 z
— „iiicunubulu ipsius (sc. 3uceHi) iioimüiil u1tiu8
nimuri."
am 26. Juli 1688 bei einem schauerlichen Hagelwetter zer-
Unnmert. Rechnen wir zu all diesen Herrlichkeiten des Münsters
^ Erhabenheit und Schönheit des Kultus der katholischen
"rche hinzu, der sich in diesen großartigen Räumen großartig
kntsalten konnte, wie mußte sein Einfluß das kirchliche Leben
und Streben der Bevölkerung der Stadt pflegen und heben.
.. Das Münster stand in seiner Pracht, da sollte sich plötz-
die Freude der Ulmer in Schrecken verwandeln. Im
-vZahre 1492, an einem Sonntag nachmittags, fielen während
Gottesdienstes ein paar große Steine mit Gepolter aus
s^u Turmgewölbe herab. Es läßt sich denken, welcher Schrecken
uch der in der Kirche Versammelten bemächtigte. Unter Drängen
Stoßen suchten alle die Thüren und das Freie zu ge-
nmeu. Alle waren der Meinung, der ganze Turin werde
"chürzen. Der Baumeister Matthäus Böbliuger mußte vor
Dlltt des Volkes die Flucht ergreifen. Als die allge-
nne Bestürzung und Ratlosigkeit vernünftiger Ueberlegung
^chen war, wurden überall her die berühmtesten Baumeister
r ^lliebeu, um ihr Gutachten abzugeben. Burkhard Engel-
Lall Nürnberg entdeckte bald den Fehler. Die ganze
^ u des Turms ruhte innerhalb der Kirche nur auf zwei
chlluern, und diese waren zu schwach, eine solche Steinmasse
T "agen. Engelberg unterfuhr deshalb den unteren Teil des"
zehnten Pfeiler an auf beiden Seiten und ver-
ihn durch eine den Pfeilern gleich hohe aber dickere
^ ^r, die mit einem Durchgang versehen wurde. Zudem
ällm- Aschen dem neunten und zehnten Pfeiler eine Mauer
h ^sialls mit einem Durchgang ausgeführt. So war der
ltiche Zustand des Turmes gesichert. Noch hätte man den
tva? ^üefähr 300 Fuß höher bauen sollen, allein daran
dem's sich nicht. Erst unserer Zeit war es Vorbehalten,
Rm Plan gemäß bis zur Höhe von 475 Fuß aus-
^nier der Oberleitung Engelbergs, welcher damals
Hoü - ^ und 1'päier St. Afra in Augsburg Laute, .wurde
h ^ bin anderes großes Werk ausgeführt. Das Münster
H"?. ^ußer dem 141 Fuß hohen Mitelschiff zwei um die
- niederere 70 Fuß hohe Seitenschiffe. Jedes dieser
^..^Nchiffe wurde, um den Druck der Gewölbe zu mindern,
Achsführung schlanker jonischer Säulen in zwei Schiffe
Skü - das Münster jetzt außer dem Mittelschiff vier
T^Pchiffe hat, also fünfschifsig ist. Um diese Zeit war dein
^n die häßliche Haube aufgesetzt, die man noch vor
Jahren sehen konnte.
viit Reformation begann in Ulm Wurzel zu fassen und
Hiebr waltete auch der Sinn für das erhabene Bauwerk
ihre,- Das allmähliche Herabsinken der Stadt von
Eils Us ihrem Reichtum hinderte den Ausball desselben.
- swinglisch geworden war, wozu der Prediger Konrad
der beitrug, trug der Bildersturm den Greuel
symJ^rwüstung au die hl. Stätten, ailch das Ulmer Münster
die As - ^hen ulld fühleil. Im Jahre 1531 wurden darin
sechsr. Statuen und Heiligenbilder zusammengeschlagen,
dvn Orgeln zertrümmert, und als sich die große nicht
riß Stelle bewegen ließ, legte man Ketten darum und
ÄschpOZPi Pferden auseinander. Der Chronist Sebastian
hcittx gerichtet: Wer einen Altar oder Heiligen in der Kirche
^lltäre urai: es heiinführen, aber was Heilige oder
^d a deren sich liiemand annahm, das zerscheitet nlan
solide den armen Leuten als Breniiholz. Ersterem Um-
Hut man es zll verdanken, daß zwei Kunstwerke
^P'd>en, dämlich ein Altarschreiu, der jetzt noch das
jehj Ziert, uiid ein Kruzifix von kolossaler Größe, das
^ Schmuck der Wiblinger Kirche ist. Dieses Kruzifix,
ohne Zweifel eine Arbeit des älteren Syrlin, hing, voll einer
Kette gehalten, vor dem Bildersturm unter dem den Eingang
zum Chor -bildenden, mit der Fresko-Darstellung des Weltge-
richtes geschmückten Bogen über dem Kreuzaltar. Der Kruzi-
sixus allein hat eine Höhe von 3,65 m, ist in Eichenholz ge-
schnitzt und voll ergreifender Schönheit. Der Altarschrein,
der jetzt Hochaltar ist, stand früher in der Turmhalle des
Münsters. Beim Bildersturm wurde er in eine Kammer der
Münsterbauhütte gebracht. Dort lag er über 250 Jahre unter
altem Gerümpel in sicherer Verborgenheit. Erst im Jahre
1787, als man im „Kirchle" einen Altar brauchte, wurde er
hervorgezogeu und dorthin versetzt. Als aber im Jahre 1808,
wie schon oben gesagt, das Kirchle zu einer Güterhalle gemacht
wurde, kam er von dort wieder ins Münster als Hochaltar.
Der Schrein, von der Familie Hundfuß gestiftet, hat Bilder
von Martin Schaffner. Einen neuen, für die Kunstgeschichte
schmerzlichen Bildersturm brachte das Jahr 1817, in dem Ulm
das 300 jährige Jubelfest der Reformation beging. Um das
Münster zu diesem Fest herzurichteu, wurde der ganze innere
Raum der Kirche mit einer altertümlich grauen Farbe über-
tüncht Ulld die bemalten Flächen zugedeckt, unter andern: auch
das große Freskogemälde über dem Choreingang, das jüngste
Gericht darstellend, das im Jahre 1880 von dem Maler
Weinmayer von München wiederhergestellt wurde. Von dem
Jahre 1817 ist weiter zu berichten, daß in demselben die von
dem Patrizier Hans Roth im Jahre 1447 auf der Südseite des
Münsters gebaute Kapelle wegen Baufälligkeit abgebrochen wurde.
Das Münster hat drei Türme, einen Hauptturm, der sich
ill der Mitte der Westfront erhebt und zwei Chortürme, einen
Süd- und einen Nordturin. Fünf Portale führen in das
Innere der Kirche, das Hauptportal mit seiner großen Vor-
halle, das südwestliche und das südöstliche (Brautthüre), das
nordöstliche und das nordwestliche Portal, alle mit Bildern
geschmückt, die teils der biblischen Geschichte, teils der kirch-
lichen Legende entnommen sind. Links vom Hauptturm ist noch
das sogenante Kuttelthürle, eigentlich Kuttenthüre, weil hier
die Mönche aus- und eingingen. Das beim Bau der Kirche
verwendete Material ist Backstein, nur die Türme, sowie der
architektonische Schmuck sind von Sandstein. Die Kirche, ge-
drängt voll, faßt 28000 Menschen. Im Turm hängen zehn
Glocken: die Predigtglocke (1454), die Betglocke (1678, 80
Zentner schwer), die Schwörglocke oder Sturmglocke (70 Ztr.)
mit der Umschrift: IU05 e§o campuna, nuu^uam ckenuuc
vuna, dellum vel testum, tiummum vel tunrm Iionestum;
die Elfuhrglocke, im Jahre 1867 neugegossen; die Frühglocke
(1644); die Weinglocke, auch Thorglocke; die Schlagglocke
(1414); das Arbeitsglöckchen (1606); das Steuerglöckchen
(1721) und das Natsglöckchen. Nach der Zerstörung der
beiden Orgeln blieb das Münster 45 Jahre ohne Orgel und
wurde eine solche erst wieder 1576 gebaut. Sie hatte 11000
Gulden gekostet und wurde von Kaspar Sturm aus Schnee-
berg in Bayern gefertigt. Das Werk erlangte aber nie die
Zufriedenheit der Gemeinde. (Fortsetzung folgt.)
Ern Vertrag zur Geschichte der Wallfahrtskirche
Weggenthal.
Von c. d. in. v.
Der „TIiZtonia. GolleZ-ii lTotteribun§en8i5 8. f. a.6
i>Iiceuriiiii 1648—1766" (Tüb. Univers.-Bibl. N. 1i. 676 bot.)
entnehmen wir die nachstehenden Notizen über das Weggeuthal.
„.suvut" — heißt es daselbst p. 59 uä uniiruir 165 z
— „iiicunubulu ipsius (sc. 3uceHi) iioimüiil u1tiu8
nimuri."