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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

DOI article:
Sambeth, Johann Georg: Bilder aus der Geschichte Mergentheims, [20]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0019

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1 Erscheint monatlich zwei- !
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iöpsün-Urchiv
von Schwaben
— zugleich Organ für deutsche tiircheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher IVeltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.


! Durch alle Buchhand- ;
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Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Dp. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendors.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an vr. Engelbert Hofele, Pfarrer in Uminendorf b. Biberach, gerichtet lverden.

Nr. Stuttgart, den 15. Februar 1889. 6. Jahrgang.

Jnbalt: Bilder ans der Geschichte Mergentheims. Von Prof. Sambeth in Ailingen. (Fortsetzung.) 19. Fröhliche Auferstehung. — Zur Ge-
schichte des tridentinischen Konzils. — Raisers schwäbische Kollektaneen. Von Amtsrichter a. D. P. Beck. (Fortsetzung.) — Redensarten
und Ausdrücke aus dem mittleren Oberschwaben. Mitgeteilt von Amtsrichter a. D. P. Beck. — Miszellen. —- Beilage: Augsburger
„Reformatoren". Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der „Reformation" von vr. Patrizius Wittmann, Ritter des päpstlichen
St. Gregorius-Ordens. (Fortsetzung.)

Bilder aus der Geschichte Mergentheims.
Von Pfarrer Prof. Sambeth in Ailingen.
(Fortsetzung.)
19. Fröhliche Auferstehung.
Oede, verlassen und trauernd stand das seiner Bestim-
mung entfremdete Kapnzinerkloster da, und auch die Vorüber-
gehenden schüttelten wehmütig das Haupt, wenn sie, wie die
jüngere Generation, auch nichts mehr von den ehrwürdigen
Vätern Kapuzinern gesehen hatten. Hatten sie ja doch so
manches begeisterte Wort ans dem Munde der Eltern und
Großeltern vernommen, und war immer noch der stumme
Stein ein beredter Zeuge alter Glanbenstrene und alten
Glaubenslebens. Noch strömten zwar immer Wallfahrer znm
berühmten Gnadenbilde; und meine lieben Landsleute selbst
vergaßen ihrer Patronin nie, aber doch thronte die Hilfe der
Christen einsam und verlassen in ihrem Heiligtums, denn nur
selten konnte bei der geringen Anzahl der Geistlichen der
Stadt das hl. Meßopfer auf dem Gnadenaltare, noch seltener
in der Kapuzinerkirche gefeiert werden. Da fuhr auch in diese
gleichsam toten Gebeine der Geist Gottes, belebte sie und gab
sie, wenn auch nicht der ursprünglichen Bestimmung wieder,
denn das ist leider unmöglich, so doch einer verwandten. Auch
das Kloster war einst ein Erziehnngshaus gewesen für die
Mönche selbst wie für die Gläubigen, die frommen Sinnes
zu ihnen wallten und sich in Sachen des Heiles von ihnen
unterrichten ließen. Daß es das wieder geworden ist, das
ist das Verdienst des Herrn Oberpräzeptors Jakob Kolb.
Als derselbe im Jahre 1865 seine Stelle antrat, hatte er
wohl selbst noch nicht einen solchen Plan gefaßt. Doch die
Zahl der Schüler an der Lateinschule nahm immer mehr zu,
Herr Kolb selbst beherbergte Landsleute und Verwandte in
dem von ihm erkauften Hanse, aber der Raum war immer zu
enge, der Platz zu klein. Da kam ihm der glückliche Gedanke,
bei den Vätern der Stadt anznsragen, ob nicht das alte
Kapuzinerkloster verkäuflich sei zu dem Zwecke, eine Anstalt
zur Erziehung der studierenden Jugend darin zu gründen.
Die Stadt kam bereitwillig entgegen, und nun ist das ehe-
malige Kapuzinerkloster, freilich nach großen Kosten für den
Hrn. Oberpräzeptor und mit vielen milden Beisteuern, in ein
Knabenseminar umgebant, in dem etwa 70 junge Leute Kost,

Wohnung und Pflege wie Ueberwachnng genießen. Der große
Garten ist nicht mehr Schießplatz, sondern Eigentum der An-
stalt, und für die Erholung bei schlechtem Wetter ist ein eige-
nes Gebäude neu ansgesührt. Ein Gang durch die Anstalt
überzeugt uns von ihrer zweckmäßigen Einrichtung wie von
dem Frohsinn ihrer Insassen und der Sorgfalt des Vor-
gesetzten.
Nun besehen wir uns die Kirche. Freilich ist einstweilen
nur der Chor der alten Kapuzinerkirche restauriert, aber so,
daß die alten Inhaber ihn nicht mehr kennen würden, und
daß jeden, der diese Kirche vorher gekannt hat in dem Zustande
ihrer Erniedrigung und sie jetzt sieht, heilige Freude an-
wandelt.
Der alte Altar mit seinen Thüren aus beiden Seiten,
die in den Gebetchor der Kapuziner unmittelbar hinter dem
Altäre führten, ist ganz abgebrochen und der Kirchenchor da-
durch verlängert, daß der neue Altar fast an die östliche
Wand der Kirche gerückt wurde. Ans der Nordseite führt eine
Thüre in die Helle und geräumige Sakristei, während die ihr
entsprechende südliche Thüre den Zugang in die Kirche von
dem Institute aus eröffnet. Von hier aus treten wir, von
dem freundlichen und allzeit dienstbereiten Vorstande geleitet,
in das Heiligtum und betrachten, nachdem wir unserm Herrn
und Gott im hl. Sakramente unsere Anbetung gezollt, zuerst
wie billig, den Altar. Die Zeichnung desselben rührt von
dem bekannten Fortsetzer des Kirchenschmucks, Domvikar
Dengler in Regeusburg; ausgeführt ist er von Eichhorn in
Mergentheim mit Ausnahme des bronzenen Tabernakelthürchens,
das Meister Götz von Regeusburg geliefert hat. Die beiden
hl. Herzen auf den Seiten des Tabernakels, an denen ich nur
das auszusetzeu habe, daß ihre Stellung gegen die kirchliche
Ueberlieferung verstößt, indem das Herz Jesu dem Beschauer
zur Rechten gestellt ist, statt zur Linken, sind von dem be-
rühmten Maler .Paver Kolb in Ellwangen gemalt. Neben
dem reinsten Herz Mariens steht unter einem Baldachin die
Statue des Apostels der Deutschen, des hl. Bouifatius, der
einst selbst in diesen Gegenden das Christentum gepredigt haben
soll, während die andere Seite St. Elisabeth schmückt mit dem
Brote, das sie den Armen zu schenken im Begriff steht, in
der Rechten und den Rosen im Gewände, die Patronin de»?
deutschen Ordens. So ruft der herrlich polvchromierte könnt-
 
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