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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Renz, Gustav Adolf: Geschichte und Litteratur des Jordanbades, [3]
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Die Kirchen, Kapellen, Klöster und Klosterhöfe Ulms, [1]: eine historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0085

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maligen Badbesitzers Müller —- übrigens relntn retero -—
in die Gemeinde Hagenbuch, in das Schnltheißenamt Berger-
hansen, in die Pfarrei Nmmendorf gehört, in den Besitz des
früheren Badinhabers Gnstav Adolf Renz, eines wissen-
schaftlich gebildeten nnd akademisch geprüften Pharmaceuten
über, der mehr als ein Vierteljahrhnndert sich alle nnr erdenk-
liche Mühe gegeben nnd weder physische noch peknniäre An-
strengungen gescheut hat, den Kurort ans die ihm vermöge
seiner Heilkräfte gebührende Stufe in der deutschen nnd speziell
württembergischen Balneologie, leider vielfach ohne die erwartete
Anerkennung von seiten der Interessenten, emporznbringen.
Was dieser Mann, rastlos thätig, in den 27 Jahren seines
Jordanbesitzes geleistet, wie er ans Sümpfen und wüstenähn-
lichen Plätzen Gärten und Blnmenrasen mit Springbrunnen,
Waldanlagen mit kleinen Teichen schuf, wie er zu den natür-
lichen Heilkräften der Onelle alle nnr erdenklichen künstlichen
Knrmittel gefügt, nie nachließ, immer und immer wieder Nettes,
wissenschaftlich Anerkanntes und Bewährtes einzuführen, das
alles verdient Erwähnung — ich hoffe, ohne deshalb der
Parteilichkeit geziehen werden zu können — nnd steht auch
noch zu gut in aller Gedächtnis, als daß wir uns hiebei ins
einzelne verlieren müßten. Gleich im ersten Jahre des Renz-
schen Besitzes brannte durch Unvorsichtigkeit eines Hospitaliten
mit Licht das Qnellenhaus ab nnd wurde in demselben Jahre,
mit hübschen Pavillons versehen, wieder aufgebant. Später
wurden neben andern diversen Bädereinrichtnngen in diesem
Gebäude auch die in neuester Zeit so in Flor gekommenen
Moorbäder eingesührt. Ebenso das Oekonomiegut durch weitere
Ankäufe bis zu 54 württembergischen Morgen vergrößert nnd
eine neue Untersuchung der Heilquellen durch Professor Dr.
v. Strecker aus Tübingen vorgenommen, die im wesentlichen
jene des Professors Dr. v. Gmelin vom Jahre 1826 bestätigte.
Im vorigen Jahre ging das gesamte Jordananwesen um die
mäßige Kaufssnmme von 75 OOO M. in den Besitz der Kon-
gregation von Rente, deren immense baulichen Veränderungen
und großartigen sonstigen Verbesserungen zu schildern, einer
berufeneren Feder überlassen werden muß — unter anderm wird,
unbeschadet der Mineralquellen, die sog. Kneippsche Wasserkur-
Methode in größtem Maßstabe eingeführt —, über, und scheint
damit, wenn nicht alle Auspizien trügen, seiner Blüteepoche
entgegenzugehen nnd kann Verfasser dieses, dessen liebe, traute
Heimat der Jordan gerade ein Vierteljahrhnndert bildete, seine
Skizze über die Geschichte desselben nnr mit dem einen auf-
richtigen Wunsche schließen, den einst der bedeutendste, litte-
rarische wie materielle Jordansförderer, Oberamtsarzt Dr.
v. Hofer b) anssprach: „Ich hoffe, daß die Zukunft dieses Bad
durch seine wohlthätigen Wirkungen in bestimmten Krank-
heitsformen bei gehöriger Verwaltung und Verschönerung von
selbst heben nnd es Anerkennung im In- und Anslande finden
wird!" _ (Fortsetzung folgt.)
Die Kirchen, Kapellen, Klöster und
Klosterhöfe Ulms.
Eine historische Skizze.
1. Die Kirchen und Kapellen Ulms.
Eine ausführliche Geschichte der Kirchen, Kapellen, Klöster
Regime außer anderm z. B. auch die Eisenbahn von Biberach nach
Nmmendorf über den Jordan, welcher vermutlich wenigstens eine Halt-
stellc erhalten hätte, geführt werden sollte, wogegen aber Müller mit
aller Macht „seines Omnibusses wegen" remonstrierte, so daß dieselbe
mit großen Mühen und Kosten nachher mitten durch das Rißthal ge-
führt wurde.
S. nachher: „Das Jordanbad bei Biberach." Biberach 1852.

und Klosterhöfe Ulms zu schreiben, bedürfte es eines ganzen
Bnchs. Wir begnügen uns für diese Zeitschrift, ein kurzes
Bild derselben in kurzen Umrissen zn entwerfen und in engen
Rahmen zn fassen.
Es ist ziemlich sicher, daß Karl der Große auch eine
Pfalz in Ulm gehabt hat. Dieselbe befand sich ans der Stelle,
welche jetzt der neue Bau einnimmt. Zn der Pfalz gehörte
der große Platz, der später den Namen Weinhof erhielt. Auf
demselben standen schon damals ohne Zweifel Gebäude, welche
von den Beamten der Psalzgrasen bewohnt wurden. An der
Stelle aber, wo später das Schwörhaus (jetzt Gerichtshof)
erbaut wurde, stand die Kirche zum hl. Kreuz, die älteste,
geschichtlich dokumentierte Kirche Ulms. Sie war Pfalzkirche
der Karolinger. In ihr wurde für die Ministerialen, die
Beamten des Königs, die zugleich Lehensleute waren, nnd die
übrigen Bewohner der Pfalz der Gottesdienst gehalten, dem
auch die karolingischen Könige, wenn sie sich in der Pfalz
aushielten, beiwohnten. Die Kirche, im romanischen Stil er-
baut, überlebte den Wechsel der verschiedenen deutschen Kaiser-
geschlechter nnd wurde erst im Jahre 1532 als ein Opfer
der Reformation mit andern Heiligtümern Ulms abgebrochen,
um als Weinkeller zn dienen nnd dem kaiserlichen Platze, ans
dem sie stand, den Namen Weinhof zu geben.
Nach der Kirche zum hl. Kreuz war die älteste Kirche
der Stadt die Liebsranenkirche vor dem Franenthor, das ohne
Zweifel seinen Namen von ihr bekommen hat und höchst
wahrscheinlich im Lauf des 13. Jahrhunderts gebaut worden
ist. An demselben befand sich ein schönes Wandgemälde dar-
stellend den gekreuzigten Christus und am Kreuze stehend
Maria und Johannes. Dies Bild soll der ganzen Franen-
straße entlang von ergreifender Wirkung gewesen sein,
namentlich für alle Leichenzüge, die durch dieses Thor ans den
städtischen Gottesacker ziehen mußten. Der Abbruch des
schönsten Thores der Stadt Ulm erfolgte im Jahre 1837.
Das frühere Frauenthor, das nach der Zerstörung der Stadt
durch den Welsen Heinrich den Stolzen im Jahre 1134
niedergerissen wurde, ward an der Stelle, wo jetzt das
Sammlnngsgebäude ist, unter dem hohenstanfischen Kaiser
Konrad III., der überhaupt zum Aufbau der Stadt sehr be-
hilflich war, neu erbaut. Ulm war ans einer kaiserlichen
Pfalz eine Stadt geworden, seine Bevölkerung hatte zuge-
nommen, die Kirche zum hl. Kreuz reichte für die Bewohner
nicht mehr ans, es wurde notwendig, eine neue Kirche zn
bauen. Dieselbe wurde außerhalb der Stadt in der Nähe des
Platzes, ans dem jetzt die Friedhofkapelle steht, als Pfarrkirche
in aller Pracht der Frühgotik ums Jahr 1160 erbaut. Ein
ziemlicher Teil der Skulpturen dieser Kirche mußte später als
Schmuck des Hauptportals und der Seitenportale des Münsters
dienen. Da diese Pfarrkirche außerhalb der Stadt lag,
war der Besuch derselben, namentlich in Kriegszeiten nnd bei
Belagerungen der Stadt, mit großen Schwierigkeiten verbunden,
es war daher der Wunsch gerechtfertigt, die Pfarrkirche in der
Stadt zu haben. Diesem Wunsche wurde später durch den
Ban des Münsters entsprochen. Wann der Abbruch der Lieb-
srauenkirche erfolgte, ist nicht sicher, doch muß sie noch 1521
gestanden sein, wenn auch sehr ihres inneren und äußeren
Schmuckes beraubt, da ein Hans Diebold, Priester und Pre-
diger an dieser Kirche, im genannten Jahre die Lehre Luthers
verteidigte.
Man mag sich aber mit der Erbauung einer neuen
Pfarrkirche in der Stadt wohl deshalb nicht so sehr beeilt
haben, weil in ihr zwei größere Klosterkirchen sich befanden,
die Barfüßer- und die Predigerkirche. Bald nach ihrer Nie-
 
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