! Erscheint »wnaNich zwei- !
: mal als regelmäßige Bei-
j tage zum Pastoralblatt für
j die Diözese Rottenburg und f
f ist durch die Post nur !
f mit diesem zugleich zu j
s beziehen; halbjährlich in l
s Württemberg M. 3.15., im s
s Bestellbezirk Stuttgart M. l
s 3, —im Reiche M. 3. 30., !
j in Oesterreich st. 1. 53 kr. l
l v. W., in der Schweiz Frcs. :
t 4. 80 CtS. :
icmlan-Urchiv
von Schwaben
^ zugleich Organ für deutsche Aircheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher tVeltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.
t Durch alleBu ch Hand- j
s langen, sowie gegen Ein- j
l senduug d.Betrags direkt !
i v.d.Expeditioud.Deut- s
! scheu Volksblatts in s
s Stuttgart, Urbansstr. 94, s
! kann das Divzesan- t
s Archiv allein zum Preise s
; von M. 1. 60. halbjähr- !
k lich, das Pastoralblatt 1
t allein zum Preise von M. s
s 1. 60. halbjährlich bezogen ;
» werden. j
ORit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrteil herausgegeben
von Dp. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendors.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf b. Biberach, gerichtet werden.
Nr. 6.
Stuttgart, den 15. März 1889.
6. Jahrgang.
Inhalt: Kirchenbaukunst in der wnrttembergischen Residenz. (Schluß.) — Nachtrag zu dem Artikel Kloster Neresheim. — Kopie des frühgotischen
Bildes „Maria auf dem Throne Salomos" im Sommerrefektorinm zu Babenhausen. — Das Portal aus der Prälatur von Ochsenhausen
lind eine doppelseitige Thnrverkleidnng ans denk Renaissance-Schlosse zu Waldmannshofen, OA. Mergentheim. — Ein Beitrag zur Par-
tiknlargeschichtc der Reformationszeit. — Eine schöne Aufgabe für einen Geschichtsfreund und Geschichtskundigen. — Litterarisches. —
Miszellen. — Beilage: Augsburger „Reformatoren". Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der „Reformation" von vr. Patrizins
Wittmann, Ritter des päpstlichen St. Gregorins-Ordens. (Fortsetzung.)
I. Kirchenbaukunst in der würtLembergischen
Residenz.
(Fortsetzung.)
Das sind also die drei mittelalterlichen Kirchen Stutt-
garts, welche wir nun dargestellt und beschrieben haben: die
Stifts-, die Leonhards- und die alte Liebfranen-, jetzt Hospi-
talkirche. In ihnen haben wir noch genug den gotischen, ja
in der Stiftskirche noch den romanischen Stil bewundern
können. Das hörte mit der Resormationszeit so ziemlich aus.
Die anderen Anschauungen gewannen die Oberhand, und zwar
war dies sehr der Fall in der Baukunst. Die „Renaissance"
tauchte ans, anfangs überall warm begrüßt, auch noch mit
den letzten Ausläufern der Gotik harmonisierend und in vielem
nicht schroff den alten, festgesetzten Ueberliefernngen entgegen-
tretend.
In der Kirchenbaukunst geschah aber durch drei Jahr-
hunderte recht wenig. Die Stuttgarter Johanneskirche, zu
welcher am 30. Oktober 1866 der Grundstein gelegt wurde,
war die e r st e neue e v a n ge lis ch e Ki rch e mit Turm und
sonst vollkommen ansgebant, nach den okkupierten drei mittel-
alterlichen. An ihre Beschreibung werden wir in der streng
historischen Reihenfolge unten kommen. Nach dieser haben wir
zunächst die k. Kapelle im alten Schloß zu erwähueu.
Ein Gang zu ihr lohnt sich schon wegen des interessanten,
netten Baues des Jnneru des Schlosses, insbesondere der
Treppen, Korridore, Galerien u. s. w. Sie ist ein Werk
Herzogs Christoph von Württemberg, das er um 1560 er-
richtete. Später blieb sie öfters verlassen, namentlich die Zeit
hindurch, als ans der katholischen Linie wieder Herzoge von
Württemberg wurden und einige ans derselben sogar die Resi-
denz nach Lndwigsburg verlegten. Mit dem Regierungsantritt
Sr. Majestät des Königs Karl I. kamen auch für sie bessere
Stunden. Sie wurde würdig restauriert unter Leitung des
jetzigen Oberbaurats Alexander v. Tritschler, und so einge-
weiht am 26. November 1866. Ehedem waren nur Altar,
Kanzel und vielleicht Empore von grünem Sandstein, und aller
sonstige architektonische Schmuck war, wie namentlich das mit
einem gotischen Nippennetz versehene Tonnengewölbe, von
Stuck ausgeführt. Nun ist alles im Stil der heiteren Früh-
reuaissance des 16. Jahrhunderts gearbeitet. Freilich trägt
die Kapelle, wie die meisten protestantischen, ganz den gewöhn-
lichen Ausdruck, d. h. eben, mau sieht iu ihr viele, meistens
bepolsterte Sitze und Stühle, den Altar so ziemlich in der
Mitte des gottesdienstlichen Lokals, die Kanzel gleich neben
dran, in einer Höhe von 15 Fuß ansgebaut und rings herum
Emporen für die nicht dem Hofe Angehörigen. Was sie aus-
zeichnet, sind die schönen gemalten Glasfenster. Die
Kapelle ist mit dem Chorausbau im halben Rechteck
gebaut uud hat imLichte eiueLäuge von 100 Fuß,
eiueBreite vou 26 Fuß uud eiueHöhe von 33 Fu ß.
Ihre Verhältnisse mit dem Chor aus bau sind fol-
gende: der Fenster sind drei, je 20' hoch und 5'
breit, durch einen Stab in der Mitte geteilt. Sie
sind oben halbkreisförmig geschlossen. Der Chor
selbst hat einschließlich des 7 LR tiefen Chorbogens
22' Breite, 191/2' Tiefe und 3IRR Höhe. In diesem
Chor befand sich ehedem hinter dem Altar ein Verschlag für
Sakristei, und über dem Altar eine Konsistorial-Empore, zu
der man durch eine Fortsetzung der nahen Kanzeltreppen in
die Umfassungsmauer gelangen konnte. Zn beiden Seiten
dieses Chors ist die südliche Kapellenwand nach Osten und
Westen je durch zwei Feuster von 19 LR Höhe und 8'
Breite unterbrochen, welche von drei senkrechten Stäben in
vier Teile getrennt werden und mit einem Stichbogen ge-
schlossen sind. Die zwei äußersten Fenster teilen sich durch
die zwischen ihnen eingefügten Emporen, in eine obere und
untere Hälfte von je 8' Höhe. Früher scheint die nörd-
liche Empore nur die halbe Tiefe der jetzigen eingenommen
zu haben. Die Ost-Empore enthielt ehedem den fürstlichen
Stuhl. Im Schiff der Kirche waren nach mehreren noch vor-
handenen Grundrissen die Kirchstühle aufgestellt. Die Kanzel
war zwischen dem Chor und dem ersten westlichen Süd-Fenster,
wie schon oben erwähnt, in einer Höhe von 15' angebracht.
Sie war ans Stein gehauen und hatte fünf Seiten, deren
Füllungen in der Mitte den anferstandenen Erlöser, je zu
beiden Seiten zwei Evangelisten mit ezechielschen Tier-Sym-
bolen darstellen. — Auch der Altar hatte einen reichen bild-
lichen Schmuck. Es befanden (ich an demselben die 12 Mistel
des christlichen Glaubens auf ebensovielen Tafeln in Ltein-
relief und mit den Worten des jedesmaligen Teptes versehen-
: mal als regelmäßige Bei-
j tage zum Pastoralblatt für
j die Diözese Rottenburg und f
f ist durch die Post nur !
f mit diesem zugleich zu j
s beziehen; halbjährlich in l
s Württemberg M. 3.15., im s
s Bestellbezirk Stuttgart M. l
s 3, —im Reiche M. 3. 30., !
j in Oesterreich st. 1. 53 kr. l
l v. W., in der Schweiz Frcs. :
t 4. 80 CtS. :
icmlan-Urchiv
von Schwaben
^ zugleich Organ für deutsche Aircheugeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher tVeltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.
t Durch alleBu ch Hand- j
s langen, sowie gegen Ein- j
l senduug d.Betrags direkt !
i v.d.Expeditioud.Deut- s
! scheu Volksblatts in s
s Stuttgart, Urbansstr. 94, s
! kann das Divzesan- t
s Archiv allein zum Preise s
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k lich, das Pastoralblatt 1
t allein zum Preise von M. s
s 1. 60. halbjährlich bezogen ;
» werden. j
ORit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrteil herausgegeben
von Dp. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendors.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf b. Biberach, gerichtet werden.
Nr. 6.
Stuttgart, den 15. März 1889.
6. Jahrgang.
Inhalt: Kirchenbaukunst in der wnrttembergischen Residenz. (Schluß.) — Nachtrag zu dem Artikel Kloster Neresheim. — Kopie des frühgotischen
Bildes „Maria auf dem Throne Salomos" im Sommerrefektorinm zu Babenhausen. — Das Portal aus der Prälatur von Ochsenhausen
lind eine doppelseitige Thnrverkleidnng ans denk Renaissance-Schlosse zu Waldmannshofen, OA. Mergentheim. — Ein Beitrag zur Par-
tiknlargeschichtc der Reformationszeit. — Eine schöne Aufgabe für einen Geschichtsfreund und Geschichtskundigen. — Litterarisches. —
Miszellen. — Beilage: Augsburger „Reformatoren". Historisch-kritischer Beitrag zur Geschichte der „Reformation" von vr. Patrizins
Wittmann, Ritter des päpstlichen St. Gregorins-Ordens. (Fortsetzung.)
I. Kirchenbaukunst in der würtLembergischen
Residenz.
(Fortsetzung.)
Das sind also die drei mittelalterlichen Kirchen Stutt-
garts, welche wir nun dargestellt und beschrieben haben: die
Stifts-, die Leonhards- und die alte Liebfranen-, jetzt Hospi-
talkirche. In ihnen haben wir noch genug den gotischen, ja
in der Stiftskirche noch den romanischen Stil bewundern
können. Das hörte mit der Resormationszeit so ziemlich aus.
Die anderen Anschauungen gewannen die Oberhand, und zwar
war dies sehr der Fall in der Baukunst. Die „Renaissance"
tauchte ans, anfangs überall warm begrüßt, auch noch mit
den letzten Ausläufern der Gotik harmonisierend und in vielem
nicht schroff den alten, festgesetzten Ueberliefernngen entgegen-
tretend.
In der Kirchenbaukunst geschah aber durch drei Jahr-
hunderte recht wenig. Die Stuttgarter Johanneskirche, zu
welcher am 30. Oktober 1866 der Grundstein gelegt wurde,
war die e r st e neue e v a n ge lis ch e Ki rch e mit Turm und
sonst vollkommen ansgebant, nach den okkupierten drei mittel-
alterlichen. An ihre Beschreibung werden wir in der streng
historischen Reihenfolge unten kommen. Nach dieser haben wir
zunächst die k. Kapelle im alten Schloß zu erwähueu.
Ein Gang zu ihr lohnt sich schon wegen des interessanten,
netten Baues des Jnneru des Schlosses, insbesondere der
Treppen, Korridore, Galerien u. s. w. Sie ist ein Werk
Herzogs Christoph von Württemberg, das er um 1560 er-
richtete. Später blieb sie öfters verlassen, namentlich die Zeit
hindurch, als ans der katholischen Linie wieder Herzoge von
Württemberg wurden und einige ans derselben sogar die Resi-
denz nach Lndwigsburg verlegten. Mit dem Regierungsantritt
Sr. Majestät des Königs Karl I. kamen auch für sie bessere
Stunden. Sie wurde würdig restauriert unter Leitung des
jetzigen Oberbaurats Alexander v. Tritschler, und so einge-
weiht am 26. November 1866. Ehedem waren nur Altar,
Kanzel und vielleicht Empore von grünem Sandstein, und aller
sonstige architektonische Schmuck war, wie namentlich das mit
einem gotischen Nippennetz versehene Tonnengewölbe, von
Stuck ausgeführt. Nun ist alles im Stil der heiteren Früh-
reuaissance des 16. Jahrhunderts gearbeitet. Freilich trägt
die Kapelle, wie die meisten protestantischen, ganz den gewöhn-
lichen Ausdruck, d. h. eben, mau sieht iu ihr viele, meistens
bepolsterte Sitze und Stühle, den Altar so ziemlich in der
Mitte des gottesdienstlichen Lokals, die Kanzel gleich neben
dran, in einer Höhe von 15 Fuß ansgebaut und rings herum
Emporen für die nicht dem Hofe Angehörigen. Was sie aus-
zeichnet, sind die schönen gemalten Glasfenster. Die
Kapelle ist mit dem Chorausbau im halben Rechteck
gebaut uud hat imLichte eiueLäuge von 100 Fuß,
eiueBreite vou 26 Fuß uud eiueHöhe von 33 Fu ß.
Ihre Verhältnisse mit dem Chor aus bau sind fol-
gende: der Fenster sind drei, je 20' hoch und 5'
breit, durch einen Stab in der Mitte geteilt. Sie
sind oben halbkreisförmig geschlossen. Der Chor
selbst hat einschließlich des 7 LR tiefen Chorbogens
22' Breite, 191/2' Tiefe und 3IRR Höhe. In diesem
Chor befand sich ehedem hinter dem Altar ein Verschlag für
Sakristei, und über dem Altar eine Konsistorial-Empore, zu
der man durch eine Fortsetzung der nahen Kanzeltreppen in
die Umfassungsmauer gelangen konnte. Zn beiden Seiten
dieses Chors ist die südliche Kapellenwand nach Osten und
Westen je durch zwei Feuster von 19 LR Höhe und 8'
Breite unterbrochen, welche von drei senkrechten Stäben in
vier Teile getrennt werden und mit einem Stichbogen ge-
schlossen sind. Die zwei äußersten Fenster teilen sich durch
die zwischen ihnen eingefügten Emporen, in eine obere und
untere Hälfte von je 8' Höhe. Früher scheint die nörd-
liche Empore nur die halbe Tiefe der jetzigen eingenommen
zu haben. Die Ost-Empore enthielt ehedem den fürstlichen
Stuhl. Im Schiff der Kirche waren nach mehreren noch vor-
handenen Grundrissen die Kirchstühle aufgestellt. Die Kanzel
war zwischen dem Chor und dem ersten westlichen Süd-Fenster,
wie schon oben erwähnt, in einer Höhe von 15' angebracht.
Sie war ans Stein gehauen und hatte fünf Seiten, deren
Füllungen in der Mitte den anferstandenen Erlöser, je zu
beiden Seiten zwei Evangelisten mit ezechielschen Tier-Sym-
bolen darstellen. — Auch der Altar hatte einen reichen bild-
lichen Schmuck. Es befanden (ich an demselben die 12 Mistel
des christlichen Glaubens auf ebensovielen Tafeln in Ltein-
relief und mit den Worten des jedesmaligen Teptes versehen-