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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Beck, Paul A.: Paralipomena und Interpolationen etc. [1]
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0070

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64

unter welchem (Wmmsev) damals der tapfere General Hans
Konrad v. Hohe, ein gebürtiger Schweizer und ehemals
meä. 8tu6. in Tübingen und Flügeladjntant des Herzogs
Karl Engen als Oberst der Hohenzollern-Kürassiere diente
und sich anszeichnete. — Der Steinsche Abgrenzungsplan
(vgl. S. 49, 2. Sp. meä.) bestand in der Hauptsache darin, daß
nicht der Rhein, sondern die Maas, Luxemburg, die Mosel, die
Vogesen und die Schweiz — welch' letztere in ein Bnndesverhältnis
mit Oesterreich zu setzen wäre — Deutschlands Grenzen bilden
müßten. Als aber die Pariser Friedensschlüsse unserem Vater-
lande das nicht einbrachten, was seine Söhne mit Blut und
Leben verdient hatten, Deutschland eine gesicherte Grenze nicht
erhielt und beide Provinzen bei dem überwundenen Frankreich
blieben, drehten die Franzosen mit der Zeit den Stiel um
und schrieen ihrerseits, nicht zufrieden mit dem über Gebühr
Erhaltenen, sich unaufhörlich heiser nach der Nheingrenze. —
Was den im Elsaß während der Befreiungskriege herrschenden
Geist und Stimmung (S. 48 und 50) anlangt, so sah Görres
weit schärfer und lange nicht so optimistisch wie sein Zeitgenosse
A r n d t. Gleich nach dein Pariser Frieden that er folgenden merk-
würdigen, fast prophetischen Ausspruch: „... Soviel ergiebt sich
ans allem, daß diese Provinzen uns sehr entfremdet sind, und
so wie gegenwärtig die Umstände bei uns liegen, wären wir
keineswegs in Fassung gewesen, diesen Geist zu bezwingen und
ausznrotten. Daß sie uns angehören, ist allem Volke
klar und somit sind sie ein Gegenstand (des Sehnens
und Höffens und) künftigen Streites geworden, sie
werden uns auch einmal zu teil werden, wenn wir erst
dazu gekommen, uns von innen also anszn klären,
daß wir ohne Gefahr die fremdartige Masse in uns anfnehmen
können." — Von dem Nheinübergang der württembergischen
Truppen im Jahre 1814 besitzen wir ans der Hand unseres
wackeren Landsmannes I. B. Pflug ein tüchtiges Oelbild,
das reichhaltigste Gemälde dieses Meisters mit einer Menge
militärischer Figuren (im Vordergrund einige höhere Offiziere,
unzweifelhaft Porträts) in der Königlichen Staatsgalerie zu
Stuttgart, nebenbei bemerkt giebt es auch eine von Engeil
Lami gemalte, von Blanchard gestochene Darstellung
aus der für die Württembergs kritischen Schlacht bei
Monterean, wie Napoleon selbst, ergrimmt über den hartnäckigen
Widerstand der unter dem Kronprinzen Wilhelm stehenden
Truppen, ein Geschütz in der Richtung der Offiziersgrnppe
richtet, bei welcher sich letzterer befindet. Zn S. 51, 1. Sp.
unten wäre nach „Zn Straßbnrg ans der Schanz" einznschal-
ten: Schon nach der Julirevolntion im Jahre 1830 kam da
und dort in Deutschland die Besorgnis zum Ausdruck, die neuen
Machthaber in Frankreich könnten den Sieg der Revolution durch
einen populären Eroberungskrieg befestigen wollen und sich das
sehnlichst begehrte linke Rheinnfer dazu ausersehen und wurden
des weiteren Bedenken laut, ob der nengeschaffene deutsche Bund
bei einem etwaigen französischen Vorstoß Stich und Probe
anshalten, einem solchen wohl gewachsen sein und ob die übrigen
deutschen Staaten auch für die so bedrohten überrheinischen
Provinzen Preußens und Bayerns solidarisch und verläß-
lich eintreten würden, oder ob nicht gar eine neue Rhein-
bnndsgefahr denkbar wäre ? Das im Jahr 1832 zu Straß bürg
erschienene (seltsame, den Wilh.Schnlzschen und P. A. Pfizerschen
Ideen parallele) Schristchen: ,,Oe 1'unite §ermrmiciue ou
äs ln re§eneimtion 6s l'^IIemnZne", welches sogar eilt erb-
liches deutsches Kaisertum der Hohenzollern vorschlng lind nach
welchem die übrigen deutschen Fürsten Pairs des Reiches
werden und neben der ersten Kammer eine Wahlkammer aus
den Grundbesitzern oder Ständen der Einzelstaaten gebildet

und mit dem Gesetzgebnngs- und Stenerbewitlignngsrecht aP
gestattet werden sollten, ging übrigens nicht, wie man etwa
den ersteil Allschein meinen möchte, von elsäßisch er Seite a>^
Schon vorher zur Zeit der Demagogenriecherei wurde di-
Elsaß nicht selten von Flüchtlingen als Asyl ausgesucht,
n. a. auch, was für Schwaben von besonderem Interesse, vck
dem berühmten unglücklichen Nationalökonomen und Duldü
Fried. List, welcher nach seiner i. I. 1821 wegen „Versuche
eines Staatsverbrechens" in der Heimat erfolgten ungerecht
Vernrteilnng zu zehnmonatlicher FestlUlgsgefängnisstrafe jahü
lang im Elsaß, Baden und der Schweiz ein unstetes WantM
leben führte und zunächst an eine Ansiedlnng im Elsaß sy"
dacht hatte, dessen heitere Lebensgewohnheiten ihm behagtH
Von Straßbnrg ans hatte er dem Cottaschen Verlage is
Stuttgart den Vorschlag geinacht, er wolle Says »sonZ"
clerntionZ sur l'mäustiäe et In IsAlsIntion« für denselben
ins Deutsche übertragen und mit Noten versehen. — BcR>'
(S. 51, 1. Sp. unten) erhielt für sein Nheinlied von dem Z''
Straßbnrg geborenen „Urtentonen" König Ludwig I. von
Bayern, welcher ans seinen französischen Antipathien nienwb-
ein Hehl machte, eineil silbernen, vergoldeten, „von ihm aE
geben wordenen" Becher. (Schluß folgt.)

Miszellen.
Bischof Kellcr nnd der württembergische Staat s m a "N
Graf Heinrich Lev in v. Win hinge rode.' Als die Rheinbund'-
staaten nnter Direktion des Fürst-Primas die Abschließnng eines KH
kordats mit dem PapstePeabsichtigten, war Württemberg für dieses Gestl^N
dnrch deil damaligen Stuttgarter kathol. Stadtpfarrer und geistlichen ZOs
nachmaligen Bischof Joh. Bapt. Keller vertreten, welchen der damalst,
württembergische Minister Wintzingerode zu unterstützen hatte.
scheiterten, lvie übrigens alle anderen Rheinbundshöfe in ihren Best"'
bnngen. In der Biographie Wintzingerodes von einem Verwandtst
Graf Wilko Wintzingerode (Gotha, Friedr. Andr. Perthes, 1866, S-H
ist nun bezüglich dieser Mission gesagt, Keller, welchen der nnteN'ick
tete Biograph als „Abt" — wahrscheinlich infolge einer Verwechsln^
mit abve — bezeichnet, sei es gelungen, in seinen Berichten an H
König Friedrich von Württemberg die Schuld des Mißlingens l"
Wintzingerode zu schieben, infolge dessen Wintzingerode mit dem darob st
zürnten König, der bekanntlich keinen Spaß verstand, eine liberal
heftige Scene bekommen habe. Was ist nun Wahrheit? Wenn Krlst
dies gethan hat, wird er seine Gründe dazu gehabt haben. Im nbrilst
war der hl. Stuhl a priori damals nicht geneigt, auf die Proposition"
der Rheinbnndsstaaten einzugehen. -ck-
Ans die Anfrage wegen des Sterbeortes und Todesdatnms H
letzten Weingartener Neichsprälaten P. Ans. Mittler geht uns eine "!!'
den Mitteilungen bezw. Erinnerungen einer 82 jährigen Frau in st
beruhende, hiemit bestens verdankte Nachricht zu, wonach Mittler bst
nach der Klosteranfhebnng unter dem Fürsten von Nassan-OranieN
Beisein einiger Verwandten, so des Nevierförsters Sterk von Blitzes
reute, zu Weingarten gestorben und in der dortigen Prälatengrnft sts
gesetzt worden sei. Danach müßte dies in der Zeit zwischen 1802—1^,
geschehen sein, sofern die Nassan-Oranische Herrschaft bloß so laist
dauerte; und spricht dies für die Richtigkeit des Sterbedatnms vst
19. Jan. 1804. Nach derselben Quelle hätten einige Verwandten H
R., so der damalige Hänlesbaner, der sog. „Grafenbrän" (jetzt Galtst
z. Hirsch), im Beisein des Mesners uni d. I. 1825 die Gruft iE
lassen und hiebei die Leiche des Prälaten N. nach damaliger Sitte st
Sessel sitzend gefunden; ans Unvorsichtigkeit habe einer der Anwestnst
an den Sessel oder die Leiche gestoßen, worauf Sessel und Leicht
umgefallen und vor ihren Angen in Trümmer gefallen seien. —
Vorsch l a g. Sämtliche I nbi läumsschriften, Fe stn "Hi
mern der Zeitungen re. zur 25jährigen Jubelfeier der Regierung st
Königs Karl von Württemberg sollten gesammelt, in Sammelbände st
sammengcbundcn und in der öffentlichen, sowie in der K. Hand-,
in der Universitätsbibliothek niedergelegt werden; in kleinerem Umsonst
etwa ans Kreise beschränkt, ließe sich dies vielleicht auch in den tzst
vorhandenen Stadt- und Bereinsbibliotheken (wie Ulm, Heilbronn,
Oehringen, Friedrichshafen, Reutlingen re.) ansfnhren.

Stuttgart, Bnchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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