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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 6.1889

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Beck, Paul A.: Paralipomena und Interpolationen etc., [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20202#0074

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Etwas später sang Alois Schreiber:
„Sie graben eine Satzung
In eh'rne Tafeln ein:
„Der Stroni und nicht die Grenze
Von Deutschland sei der Rhein!"
Wo deutsche Sprache waltet,
Da ist auch deutsches Land,
Und Deutschlands Scepter komme,
In keines Fremdlings Hand!"
Fr. Ang. Stägemann redete den „Nhcinbündlern"
mächtig ins Gewissen:
. . Hat der Rheinbund euch der Klingen
Deutschen Sinn in Welsch verkehrt?
Wirs cketck'S chandenbn » d , Geschlecht
Edler Fürsten, ihm zu Füßen!
lind ein Blut wird für dich fließen,
Volkestrene, purpurecht.
Eurer Töchter stolzen Schmuck
Mußtet ihr um Schmach verkaufen.
Auf den Thron der Hohenstaufen
Steigen soll sein Mameluck? . .
Als Gegenstück feierte Bayerns Königsbarde den Kron-
prinzen Wilhelm von Württemberg als deutschen Heerführer
im Befreiungskriege:
„Wilhelm, hochgepriesen als ein Sieger,
Jsüs nicht minder dann, als seiner Krieger
Liebevoller Vater jederzeit.
Wie auch drohen mochten die Gefahren,
Mut, Kaltblütigkeit in ihm, sie waren
Immer selben überlegen weit."
Dabei darf man der Dichtungen ans „Prinz Wilhelm,
den edlen Ritter" re. von Wilh. Hanfs (vgl. auch in
Sacken des Napoleonkults dessen Novelle „Des Kaisers
Bild"), Ritter, Nückert, Alex. Patnzzi u. a. nicht
vergessen.
Der Napoleonkult (zu vergl. S. 51, 2. Sp. mell.) war
im Elsaß wieder mächtig ansgetommen — hatte ja doch selbst
in Deutschland die durch die Verbannung und den Tod Bona-
partes aus St. Helena sowie durch die Dichtungen Berangers,
Delavignes und vieler anderer geförderte Napoleonlegende noch
längere Zeit uachgekluugen; man denke nur an die noch in den
1820er und 1830er Jahren gesungenen Soldaten- und Veteranen-
lieder, a» Bertrands (vielgesungeneu) „Abschied": „So! leb'
denn wohl, du Land, das mich geboren w.", au H. Heines
„Grenadiere" w., Zedlitz' „Nächtliche Rundschau", Christian
Dieterich Grabbes i. I. 1831 herausgekommene „Hundert
Tage oder Napoleon", Freiligraths „Bivouac", „Scheit
am Sinai", an die i. I. 1831 erstmals erschienenen „Kaiser-
liedcr" von Franz Bernhard Heinrich Wilhelm Gandv,
an Ernst OrtleppS Gedichte, an die Dichtungen von
Friedrich Wilhelm Rogge, insbesondere dessen „Halle
von Frankreich", an die in Deutschland volkstümlich gewordenen
Lieder zum Preis uud Ruhm des auch hier einer gewissen Popu-
larität sich erfreuenden, neuerdings wieder ins Gedenken zu-
rückgernfenen „Ersten Grenadiers von Frankreich", Latour
d'Auvergne": „Wer ist der Held, der einst vor seinen Fahnen
in Jugendkraft einherging, heldenkühn u. s. w.", an die zahl-
reichen Schriften (von Walter Scott, Hugo w.) über N,, die
i. I. 1823 bei Brockhaus in Leipzig erschienenen „Napoleona",
kurz au die vielen Darstellungen und Glorifikationen" in Wort
uud Bild — der „Helena-Medaille" nicht zu vergessen. Noch
in den 1840er Jahren widmete H-rauz Dingelstedt dem

soeben „ausgegrabenen und pantheonisierten ersten Grenadier
Frankreichs" folgende Verse:
„Latour! — so hieß ja wohl der Auvergnatc,
Napoleons berühmtester Soldat,
Des; tapfres Herz mit ihrem Fahnenstaate
Die a!te Gartü ins Feld getragen hat?
Und beim Appell vor dem gesamten Heere
Rief seinen Namen stets der Offizier:
Latour! — „Gefallen auf dem Feld der Ehre,
Des Kaiserreiches erster Grenadier!""
Dabei dürfen wir hier vielleicht auch noch eines schlich-
ten, unbekannten und vergessenen schwäbischen Dichterteins ge-
denken, des originellen katholischen i. I. 1858 ch Pfarrers
Michael Jung, des Verfassers origineller „Grablieder", wel-
cher nicht bloß ein Lied „Bei dem Grabe Napoleons des
Großen" sondern ein ganzes Heldengedicht „Napoleonade"
leistete. Diese seine Sympathien für Napoleon darf man dem
schwäbischen Pfarrer aber nicht so übel nehmen — wurde
doch ein schwäbischer Neichsprälat, der letzte — von Napo-
leons Gnaden säkularisierte — Abt Robert II. Plersch des
Benediktinerreichsstists Elchingen von Napoleon I., der ihn
nach der Erstürmung Elchingens i. I. 1805 einer längeren
Unterredung gewürdigt, derart hingerissen, daß er von da an
ein begeisterter Lobredner desselben wurde uud zwei pane-
gyrische — heute bloß etwa noch als Curiosa in Betracht
kommende -— Werke, das eine über den Feldzug v. I. 1805,
das andere in — sage — drei Bänden über den von 1806/07
unter dem Titel: „Napoleon der Große im Kampfe mit
Preußen und Rußland" vom Stapel ließ. Napoleon hatte es
eben nicht bloß seinen Soldaten, welche noch als Veteranen
vielfach die napoleoniscken Reminiszenzen erhielten und fort-
pflanzten, angethan, sondern noch ganz anderen Leuten, wie
z. B. Goethe, welcher seiner Zeit (1770—72) auf der vou
deu Deutschen (man denke nur au Namen wie: Schlosser,
Lenz, Herder, Stillung, Kaufmann, Ziegler, Stolberg, Koch,
Schweighänser, Wagner, Lavater, Röderer, Pfenninger, Häfelin,
Blessig, Stolz, Tobler, Passavant, Ehemann, Engel, Emmerich
re.) im 17. und 18. Jahrhundert viel und gern besuchten Straß-
burger Hochschule seine Studien gemacht, bei Ausbruch der
Freiheitskriege aber für Th. Körners Begeisterung bloß die Worte
hatte: „Schüttelt nur an Euren Ketten, der Mann ist Euch zu groß,
ihr werdet sie nicht zerbrechen!" — Zu dem Sturmesjahr
1848/49 (S. 51, 2. Sp.) mag es nicht uninteressant sein,
zu verzeichnen, daß Großherzog Leopold von Baden nach
deu Unruhen und den Truppenmeutereien in Karlsruhe zunächst
in Lauterbach im Elsaß seine Zuflucht suchte und von
da aus nach der Bundesfestuug Mainz übersiedelte, worauf sofort
der revolutionäre Landesausschuß, mit dem Advokaten Ludwig
Brentano au der Spitze, zu Karlsruhe seinen Sitz aufschlug.—
Endlich möchte auch noch aus ein sprachliches Ärgument hin-
gewiesen werden, bezw. darauf aufmerksam gemacht werden, daß
das Französische in der Depesche und dem Briefe Wintzinge-
rodes (f. Anlage S. 56, Sp. 2) ein etwas anderes ist als
das in dem Memoire gebrauchte, daß dies somit nicht für
die Identität des Verfassers beider diplomatischer Akten-
stücke spricht. Zum Schluffe wäre zu dem Aussprüche
Kaiser Karls V. (S. 63, 1. Sp. unten) auch noch zu ver-
zeichnen , wie Kaiser Maximilian I. in einem Schreiben
Straß bürg die starke Vormauer des hl. römischen Reiches
ueunt und wegen seiner altdeutschen Redlichkeit, Standhaftig-
keit und Tapferkeit rühmt.

(Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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