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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: Aus dem militärischen Leben des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, [1]
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Dombaumeister Freiherr v. Schmidt in Wien, ein Schwabe
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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0017

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sungenen Feste, wobei er als kaiserlicher Getteratfeldmarschall
das Zentrum kommandierte.
(Fortsetzung folgt.)

7 Domdaumeister Freiherr v. Schmidt in Wien,
ein Schwade.
Derselbe stammt von Frickenhofen (geboren 22. Oktober
1825, Sohn eines protestantischen Pfarrers) und verdient als
einer der genialsten Baumeister der Gegenwart auch im
„Diözesan-Archiv" von Schwaben ein Denkmal. Vom Jahre
1839—43 besuchte er die polytechnische Schule in Stuttgart,
worauf er in Köln als Steinmetz beim Domban eintrat und
1848 Steinmetzmeister wurde. Im Jahre 1857 erstand er
das Banmeisterexamen in Berlin und errang den ersten Preis
für einen Plan zum neuen Rathaus daselbst. Im Jahre 1858
wurde er als Professor an die Akademie der bildenden Künste
nach Mailand berufen, wo er zur katholischen Kirche übertrat.
Im Jahre 1859 ließ er sich infolge des Krieges in Wien
nieder, wo er 1860 Professor an der Kunstakademie wurde
und 1865 den Titel Oberbanrat erhielt. Seit 1863 war er
auch Dombanmeister von St. Stephan. Von seinen Wiener
Bauten heben wir hervor die Lazaristenkirche, die Pfarrkirchen
zu Fünfhaus, in der Brigittenau, unter den Weißgärbern,
das akademische Gymnasium und das neue Nathans, aus der
neuesten Zeit das kaiserliche Stiftnngshans.
Vor einigen Jahren wurde er vom Kaiser in den Frei-
herrnstand erhoben. Als Mitglied der Ulmer Münsterban-
kommission hat er sich auch um die Restauration und Voll-
endung dieses größten schwäbischen Bauwerkes hochverdient
gemacht und kam so noch in letzter Zeit einigemal beruflich
iu seiu Heimatland. Schmidt war in der gotischen Bau-
kunst wohl die erste Autorität der Gegenwart und hat
zur Wiederbelebung und zum Aufblühen dieses Stils mächtig
beigetragen. Seine Entwürfe sind voll genialer Erfindung,
Schwung und Originalität. Mögdn die jungen, talentvollen
schwäbischen Künstler den großen Landsmann und genialen
Meister zum Muster nehmen!

Miszellen.
Die Augsburger Kaufleute iu Afrika und Asien im
Jahre 1505. Die Wiuterversammluugeu des Augsburger „histo-
rischen Vereins für Schwaben und Neuburg" wurden mit
einein Vortrag des Gymnasialprofessors Stäuber über: „Die Augs-
burger Kaufleute in Afrika und Vvrder-Jndien 1505" er-
öffnet. Als im 16. Jahrhundert von Portugal neue Handclsverbiuduugs-
wege nach Indien entdeckt wurden, beteiligten sich zum Schrecken Venedigs
alsbald auch Augsburger Kaufleute au solchen Unternehmungen, so das
Haus Welser schon im Jahre 1503. Simon Seitz unterhandelte mit
dem König von Portugal wegen Gestattung von Warenniederlagen des
eigenen Marktes in Lissabon. Der deutsche Buchdrucker Valentin Fer-
dinand wurde zum Makler ernannt, später kam Lukas Rehm als weiterer
Makler und Vertreter des Hauses Welser. An diesen Fahrten nach
Indien beteiligten sich die Augsburger Fugger, Welser, Jmhoff, Höch-
städter, Hirschvogel u. s. w. Nach den Reiseberichten Nehms reisten
am 25. März 1505 20 Schiffe und 6 kleinere nach Indien ab. Redner
schildert sodann an der Hand von Aufzeichnungen und einer 1509 ge-
druckten Neisebeschreibung Balthasar Sprengers des näheren diese
Fahrt. Auf dieser Seefahrt hatte die Mannschaft den Anblick unge-
wöhnlich großer Fische, so daß von einem solchen Fische 126 Menschen
gespeist werden konnten. Auch trafen sie allmählich schwarze Menschen
au, welche sich mehr oder minder feindselig gegen sie erwiesen. Am
19. Juli erreichten sie die Ostküste (Mozambique), woselbst sie für
Leinen und Seide pures Gold enttäuschten. Es wird sodann die Stür-

muug und Plünderung zweier Plätze geschildert, von Kiliva und
bas. Bei der Heimkehr brachten sie 15 600 Zentner (wiirttembergilFZ
Gewichts) au Gewürznelken und anderen Gewürzen mit. Die Meers"',
hatte bis 1509 gedauert. Diese Fahrt kann heutzutage iu 52
gemacht werden. Diese Unternehmungslust hatte den Augsburger K"
Herren einen Gewinn von 150 Prozent gebracht.
Nochmals Meister Schramm zu Ravensburg (zu
9 und 15 ds. Bl. v. 1889, S. 35 und 60). Auch dichterisch ist
apokryphe Künstler verewigt worden. Seubert widmet ihm in fl'";
(1856 zu Stuttgart in C. Schweizerbarts Buchhandlung erschiene!" >
„Sternen Schwabens" folgendes Sonett:
„Wo falsche Götter düukelvoll sich blähen,
Für Mißgestalten, die sie schwer gebaren,
Keck nach des Ruhmes schönem Kranze fahren,
Mus; wahre Größe aus dem Grab erstehen.
Sv soll auch Er sich jetzt uns offenbaren
Und trotz dem Spotte jener Kuustpigmäen
Erheben wieder Seine Siegstrophäen,
Die allzulang versteckt, vergessen waren:
Sie tauchen auf, die lieblichen Madonnen,
Mit innigen, mit gottesvollen Zügen;
O, daß sic uns in ihre Heimat trügen!

Und Heilige, wie milde Guadenbronueu
Durchströmen uns mit ihren ew'gen Wonnen —
— Drei WerkeZ nur, doch solche, die genügen!"
Die katholische Stadtpfarrkiche St. Georg znDi ''' 4»
bühl, gebaut 1449—1499, bildet die größte Zierde dieser alten-HO,
stadt. Diese gotische Hallenkirche, 300 Fuß laug, 80 Fuß
120 Fuß hoch, wird iu dem Werke „Bistum Augsburg" von LM'.l.j,,!

bei'"..

die schönste Kirche der Diözese Augsburg genannt. In derselben -
sich ein um das Jahr 1480 aus demselben Sandsteine wie die l>^
Kirche gebautes kunstvolles Sakramentshaus. Dasselbe war i'fl 7^
der Zeit arg verunstaltet worden. Der Schlußaufsatz war abgeyjfl^
und durch einen hölzernen notdürftig ersetzt, Blumen, Krabben, V ^
herabgeschlagen, Figuren verstümmelt u. s. w. Der Anstalt ,j qhii'
Kunst von Stärk und Lengenfelder in Nürnberg wurde nun R"
trag, das Sakramentshaus stilgerecht auszubauen und zu renw ^,1
Die genannte Anstalt, welche sich schon durch die Restaurierung^
im Dome zu Eichstätt einen rühmlichen Namen gemacht hat, wentZ^
das Grabdenkmal für Frhrn. v. Franckeusteiu zu liefern hat,
Aufgabe iu wirklich künstlerischer Weise gelöst. Der Bau ist flfl'
in einer Höhe von 12,2 Meter aus Sandstein hergestellt.
fehlender Stücke sind künstlerisch ergänzt, Fassung und Vergolo ^
reichster Weise ausgeführt. Die genannte Kunstanstalt verdient "
wärmste empfohlen zu werden. Ferner besitzt diese Lttw-'r ^
kirche ein wertvolles altdeutsches Bild — KreuziguugsgrnPP" ^
von dem berühmten Maler Herlin um 1470 oder 80 uuzweifelllfl ^
den Hochaltar gefertigt wurde. Dieses Bild hat das Eigenartig^
die Figuren gemalt sind, wahrend der Kruzifixus plastisch — ^
mutet von dem berühmten Syrlin — hergestellt ist. Dieses
mit Staub und Schmutz bedeckt, wurde den kunstfertigen Ho" <
Herrn Professors Hauser in München zur Restaurierung übergov^'„,»i^
diesen Tagen ist das Bildwerk wundervoll restauriert zurückgu
und macht nun einen geradezu überwältigenden Eindruck,
Professor gebührt unser wärmster Dank. Das Bildtverk soll
den Hochaltar eiugefügt werden. Schon vor Jahren sind in de"
zur „Augsburger Postzeituug" mehrere Artikel über die hwflll „ A
erschienen. Erst jüngst sind auch iu der Beilage zur „Allgeilw"
tuug" zwei Artikel über dieselbe veröffentlicht worden; über
Gemälde ist auch ein Artikel iu einer Berliner Kunstzeituug "

H Damit sind die Hirschersche Madonna, der früher un .^.4-
Bildhauer Eutres in München befindliche Altar und die
(bekanntlich aber nicht vorhandene) Ulrichstatue iu der Boduegg^
kirche gemeint.

Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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