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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

DOI Artikel:
Renz, Gustav Adolf: Archivalien des ehem. Cistercienser-Nonnenklosters Baindt bei Weingarten, [24]
DOI Artikel:
Beck, Paul A.: Die ersten Kutschen und die Beziehungen des württembergischen Herzogshauses zum fürstlichen Geschlechte Radziwill
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0095

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1394. März 29. — Margareta Wiellin, Aebtissin und
der Konvent des Klosters Baindt beurkunden, daß Heinrich
Snrig selig, Bürger zu Ravensburg, ihrem Gotteshaus 50
Pfund Heller geschenkt habe und daß sie ans Dankbarkeit
hiefnr jedes Jahr in der letzten Febrnarnacht eine Vigilie und
jeden ersten März ein Seelamt für sein und der Seinigen
Seelenheil halten wollen, auch müssen jährlich 10 Schilling
den sich daran beteiligenden Klosterfrauen gereicht und diese
Summe aus den Einkünften des Klosterhofes zu Haisterkirch
entnommen werden. Wenn aber obige Anordnung einmal
nicht ungehalten würde, dann fallen diese 10 Schilling jähr-
lich an den Spital zu Ravensburg. — G. ze Mittervasten
1394. — S. Die Aebtissin und der Konvent von Baindt. —
Perg. Orig. m. 1 Siegel (Fragment, das andere ist abgef.).
281.
1397. Februar 17.1 Nottenburg am Neckar.
Herzog Leopold von Oesterreich verleiht („als wir jetzund
unsere Lehen in Swaben verbrieft haben von newn Dingen
ze verleihen") dem Elans Lembly von Waldsee einen erneuten
Lehensbrief über einen halben Zehenten zu Adelshofen. —
G. ze Rotenburg an Nekkher, a. Sambtztag n. Valentin! 1397.
— S. Herzog Leopold von Oesterreich. — Perg. Orig. m.
Siegel. 282.

Die erster: Kutschen und die Beziehungen des
Württembergs scheu Grrzvgshanses zum fürstlichen
Geschlechte Radziwill.
Von Amtsrichter a. D. P. Beck.
Räderfuhrwerke oder Wagen gab es schon in den ältesten
Zeiten, so bei den alten Assyrern, Persern, Aegyptern, Juden,
Griechen, Römern, sogar den wilden Scythen, zn den ver-
schiedensten Zwecken, wie zum Befördern von Lasten n. s. w.
Namentlich dienten dieselben zn kriegerischen Zwecken, so als
eigentliche Streitwagen, dann aber von den frühesten Zeiten
bis zu den Husitenkriegen zur Feldbefestigung als sogenannte
„Wagenburgen". Weniger kannte man den Zweck derselben
zur Personenbeförderung, und wurde diese Entwicklung des
Fuhrwerks durch die Einführung des Tragens in der Sänfte,
wie solches sich nach den Krenzzügen aus dem Oriente her
einbürgerte, wieder gehemmt. Dann erachteten die Landes-
fürsten lange Zeit den Gebrauch der Wagen als nur ihnen
znstehend. Noch im 16. Jahrhundert wurden die Kutsche-
wagen in verschiedeneil Staaten verboten und allen denen,
welche am Hofe etwas zu schassen hatten, eingeschärft, zu
Roß und ja nicht zu Wagen zu erscheinen. Die erste Klitsche,
welche man in Paris sab, war diejenige, welche Ladislaus,
König von Ungarn und Böhmen, der Königin voll Frankreich,
Gemahlin Karls VII. (1422—1461), verehrt hatte. Das
Jahrhundert daraus, um das Jahr 1540, soll es danu zu
Paris nur zwei Kutschen gegeben haben, eine für einen adeligen
Herrn, der seiner Beleibtheit wegen nicht reiten konnte, und
due andere für eine Herzogin. Der Kutscher saß damals noch
aus dem Roß. Mit Ludwig XIV. Zeiten stieg in Paris die
Zahl der Wagen rasch und 1651 wurde schon zur Einrichtung
von Mielkutscheu geschritten, welche nach ihrem Standort, dem
Hotel St. Fiacre, ihren Namen bekamen. Zu Beginn des
18. Jahrhunderts kamen für die Personenwagen die Federn
in Gebrauch, während sie seit dem 16. Jahrhundert in Riemen
gehangen hatten.
U Nach Weidend ach, Late-ick. Hist. cdri8t. VI. 170, in Oester-
reich, Tteiermark, Kärnthen und Tirvl am 7. Jan. ateniinus Lxis-
copus kas83vien8i8.)

In Schwaben scheint diejenige Klitsche eine der erste"'
wo nicht die allererste gewesen zu sein, welche der
Christoph von Württemberg von dem Fürsten Nikolaus N"),
ziwill aus Wilna in Lithauen erhielt. Letzterer hatte
schon einige Jahre vorher in Konfessionsangelegenheiten
Herzog Christoph, welcher sich bekanntlich nicht bloß in De"tm
laud, sondern auch in fremden Landen der Sache seiner lut" '
rischen Glaubensgenossen annahm, mit der Bitte gewandt/ k
(der Herzog) möchte an den König Sigismund August
Polen, woselbst die Reformation schon seit einiger Zeit ""
Anhänger zählte und man nur noch zwischen der Nicht"""
Zwinglis und Luthers hin- und herschwankte, eine Botsa)^
absendeu und um die Annahme des Augsburgischen Glaube"^
bekenntuisses bitten. An der Spitze der Zwiuglischen
stand in Polen Johann a Lasco, während Radziwill mit
der deutschen protestantischen Fürsten der lutherischen t
zum Sieg verhelfen wollte. Christoph ging auf das Aust"/'
ein und schickte u. a. seinen Kanzler Peter Paul Berg""" '
einen überaus geschickten Unterhändler zweimal — das Ol
mal im Jahre 1556 — dorthin ab. Zum Dank u^ lst "
diese Unterstützung wurde die Kutsche mit einem lateinn ^
Schreiben 6. 6. 4. März 1560 folgenden wesentlichen
nach Stultgart abgesaudt: lueuudae amplioris ^ratm^ .
testaudae HualiscunHue odservantiae mene in UluM"
mam Eelsitudmem Vestram rnitto illi bln^aricum mU"
Kode 21 vul^o vocant, una cum Huatuor eHuis ad ? ^
reudos ladores et ma§na celeritate itinera conücW^
maxime idoneos. Nitto et liominem Lc^tllam seu ,
tarum servum et maucipium (zu deutsch: Um Ew. ^ ^
lancht etwas Angenehmes zu erweisen und einen schwach""^,,
weis meiner Verehrung zu geben, übersende ich Wohldo V ^
einen ungarischen Wagen, gemeinhin Kotschi genannt, "0^,,
Pferden, was alles man sehr geschickt auf strapaziösen
Reisen gebrauchen kann. Zugleich schicke ich a"ch M
Scythen oder tartarischen Sklaven als Wärter). DerZ? .^
von Württemberg blieb nichts schuldig und verehrte seust V,,,
dem Fürsten Radziwill zwei schwäbische Rosse, zwei st-
einen Hirsch- und Sausänger und ein Hifthorn in der
sache mit folgendem Begleitschreiben 6. 6. 20. Juni
Jahres: Ilouoraria illa meinem, Hindus nos et duos
dilectos kiiios Vestra dilectio iiouoravit, currus
Ulun^aricus, eHui celeres, et servus Tartarus (<T^ "
in itinere e vita excessit) nodis kuerunt Aratissurw^IW
solum od novitatem et raritatem apud nos, ^ ohis ^
ma^is, Huia protecta sunt a Vestra Oilectione,
pietatis ardeus Studium aliarumHue virtutum
carissima. — Uro §rati animi testimonio mittimus
Oilectioni duos eHuos, duas lomdardas, §1amuu ^
torium, cornu venatorium, ensem ad apros juAutal^^^^w
tum, duo terra, Huae venadolis praeü^untur,
venatorium, Huae arma omnia more in dis
consueto §estari, atHue in re venatoria usuipui^^^u
(zu deutsch: die Geschenke, womit Ew. Liebden uns u"
beiden Söhne beehrt haben, nehmlich der nuganschn?0
die Rennpferde und der tartarische Sklave (der E .:. M"'
Reise gestorben ist) waren uns sehr angenehm,
weil sie bei uns neu nnd selten sind, sondern um)
weil sie von Ew. Liebden kamen , welche wir ,.„schast^
eifrigen Frömmigkeit nnd andern vortrefslicheu w ^,„i
so sehr hochachten. — Znm schwachen Beweis un>ei '
lichkeit senden wir Ew. Liebden zwei Pferde, s"-' Esst'/
einen Hirsch- nnd Saufänger, ein Hifthorn,
womit die Jagdspieße beschlagen werden und ein
 
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