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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: Die Vincentsche Kunst-, insbesondere Glasgemälde-Sammlung zu Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0026

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,,,^scheint monatlich zwei- !
als regelmäßige Bei- j
Pastoralblatt für !
ist?^Zese Rottenburg und !
„ die Post nur f
bev-st O-m zugleich zu
grnPhen; halbjährlich in :
Bestlas"^^'3 M. 3. 15., im :
z Wellbezirk Stuttgart M. !
rm Reiche M. 3. 30., :
z Oesterreich fl. 1. 53 kr. '
<^"U^derSchweiz Frcs. :


iöpsan-


von

Schwaben
— zugleich Organ für deutsche Wrchengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher lVeltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Rottenburg.

j Durch alle Buchhaud-
t luugeu, sowie gegen Ein-
I seudiiug d. Betrags direkt
! o.d.ExP edi tio u d.Deut-
; scheu Volksblatts in
j Stuttgart, Urbansstr. .94,
j kann das Diöze.sau-
f Archiv allein zum Preise
i von M. 1. 60. halbjähr-
j lich, das Pastoralblatt
! allein zum Preise von M.
f 1. 60- halbjährlich bezogen
j werden.


Mit einem Vereine von Geistlichen und in Verbindung mit Geschichtsgelehrten heransgegeben
von Dp. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendors.
Korrespondenz vn wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendorf b. Biberach, gerichtet werden.

Stuttgart, den 15. März 1891.

8. Jahrgang.

^"halt: Die Vlncentsche Kunst, insbesondere Glasgemälde-Sammlnng zn Konstanz. Bon Amtsrichter a. D. P. Beck. — Beilage: vr. Geiger
"i Tübingen nnd die gnte Betha in Rente. — Fortsetzung.

Fortsetzung
Vrnrentschr Nullst-, nrsbeforrdrre Glasge-
rirälde-Sarlrnrlmrg zu Konstanz.
Von Amtsrichter a. D. P. Beck.
kgm ^S?eit ist die berühmte, ans lausendes Jahr zum Ver-
bestimmte, aus Glasgemälden, Scheiben, schweizerischen,
iscn holländischen und italienischen Ursprungs, Porzellanen,
Majoliken, Steingut- nnd Töpserartikeln, Münzen,
^pen, Gläsern. Waffen, Schlössern und Kassetten, Holz-

^».^senbeinschnitzereien, Metallarbeiten, Mosaiken, Uhren,
ch. EP und Geweihen re. sich zusammensetzende Knnstsamm-
Kmm H^vren C. und P. N-. Vincent zn Konstanz im
dx/^Rül ans dem Münsterplatz Nr. 4 (täglich, mit Ausnahme
i,^ > ^vch, von 9—12 Uhr vormittags und von 1—4 Uhr
tz^^Ücigs) zur Besichtigung ausgestellt und verdient solche die
lischt' „ng aller Kunstfreunde um so mehr, als es bis jetzt leider
>vel^?.^ch war, diese in ihrer Art ganz einzige Privatkollektion,
pöchsteus an der im Jahre 1881 verkauften des weiland
^isci/' E^'li zu Bern ihresgleichen hatte, in ihrer Gesamtheit
lg sU sehen. Der Hauptgehalt derselben liegt unstreitig
Üiie s^^'Een der alten Glasmalerei, und muß man sagen, daß
gcu- T PK Anzahl alter Glasgemälde wohl noch selten oder
Privathänden beisammen gewesen ist und also die
Iv^. .'Zng iu der That ein Unikum bildet. Gründer derselben
thgle ^ Jahre 1785 zn Gressoney — St. Jean im Aosta-
»iggn n Piemont geborene und 1865 in Konstanz als Privat-
es - .Ksiorbene Herr Johann Nikolaus Vincent, welcher
schP^ vielen von früher Jugend an unternommenen Ge-
uebenbei stets auch nach Kunst- und Altertums-
" aller Art mit kundigem Blicke fahndete und es nicht
selbst die entlegensten Gehöfte nach solchen Dingen
Älte^. ^ P^zusuchen. Und damals hatte der Kunst- und
^ntbin noch ein weites, lohnendes Feld vor sich, da
^is u Deutschland, Oesterreich, der Schweiz und ander-
Hßdri R vieles von hohem Kunstwerke um verschwindend
"äuteu -,i> ^ holen war. Wie leicht war es da in der
H'it (,:^n Zeit" uoch dem Sammler gemacht, sein Besitztum
soll und Altertümern mannigfaltiger Art zn füllen!
^ie Os Freiherr von Laßberg auf Alt-Meersburg, der,
Dichter Martin Usteri, ein unermüdlicher
Folgen von Glasgemälden aus klöster-
^^Elt l'en bloßen Entgelt von farblosem Glase er-
n^äesam und einem Altertumshändler in Luzern wird
V' ^ap er bei Nacht und Nebel den Zimmermann zu

Hilfe rufen mußte, weil unter der Last der aufgespeicherten
Glasgemälde ein Boden einzubrechen drohte. Auf Glasgemälde
blieb übrigens Vincents Augenmerk nicht beschränkt; er hatte
vielmehr auch eine — leider nach England zu Anfang der
1840er Jahre gewanderte — wohl zumeist ans schweizerischen
Stücken bestehende Wafsensa m m luitg angelegt. Ueberhaupt
hat er, dem nach und nach ein antiquarischer Spür- nnd Fund-
sinn in hohem, ungewöhnlichem Grade zu eigen ward, alles
anfgetrieben und gesammelt, was alt, seltsam nnd wertvoll war.
So zählt das jetzige Inventar alles mögliche, Mineralien, Ge-
weihe, Münzen, Brakteatcn, Goldschmiede- und andere Metall-
arbeiien, Holz- und Elfenbeinschnitzereien, Perlmutterarbeiten,
Gemälde, Wachsarbeiten, europäische und orientalische Porzel-
lane u. s. w. auf! Der Schwerpunkt der Ausstellung ruht indes,
wie bereits angedentet, in der Glasmalerei nnd ist hiezu
insbesondere noch zu bemerken, daß die Vincentschen Scheiben
verblieben sind, wie sie erworben wurden, und daß sie die Hand
des „Restaurators" nie berührt hat; zur Zeit, als diese Schätze
während der Napoleonschen Kriege sowie nach denselben zn-
sammenkamen, ist die Glasmalerei nämlich eine kaum erst ent-
deckte Kunst gewesen. Restaurateure gab es damals noch nicht,
nnd die sich später als solche empfahlen, haben Vincent nnd seine
Nachfolger stets ferne gehalten. Es soll damit der modernen
Glasmalerei, sowie der Restaurationsknnst durchaus nicht zu
nahe getreten werden. Beides ist hochentwickelt nnd darf man
dasselbe gerne in Anspruch nehmen, wenn unvollständige oder
beschädigte Stücke wieder einigermaßen ohne zu starke Beein-
trächtigung des ursprünglichen Zustandes znsammengefügt bezw.
ergänzt und ausstellungsfähig gemacht werden sollen. Allein —
wie oft wird diese Hilfe zn ausgiebig gebraucht, in einer Weise,
die weit mehr auf augenblickliche Augenweide, als auf die Bei-
behaltung der Originalität berechnet erscheint. Giebt cs ja
Glasgemälde, die, obwohl sie ganz tüchtigen Meistern zur Wieder-
herstellung anvertrant worden waren, durch eine viel zn weit
gehende Restauration ihrer ursprünglichen Erscheinung und so-
mit ihres historischen Wertes ganz beraubt worden sind. Solchen
Werken — halb alt, halb neu — gegenüber wird die unberührt
gelassene Scheibe, wie wir sie in der Vincentschen Sammlung
durchweg finden, auch wenn sie unvollständig oder mit fremden,
aber allen Bruchstücken versetzt ist, in den Augen des echten
Kunstfreundes und Kenners stets den Vorzug behaupten.
Im einzelnen stammen die Glasgemäloe und Scheiben
meist (gegen 494 Stücke) ans der Schweiz, woselbst bekannt-
 
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