Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0102

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
M schaffen unternahm. Hier blühte ei» reges Knnst-
»>> späteren Mittelalter, ausgezeichnete Baumeister und
ein waren hier daheim, würdige Meister der Malerei
sau-, ' ^^'öentschen Schule, endlich erhielt sich der Meister-
aT n>Z;eordneter Zunft hier am allerlängsten bis in unsere
ir ' Zer letzte Meistersänger starb, wenn ich mich nicht
uu Jahre 1838, und das kostbare Vermächtnis der
tisch ' v ledern, Kränzen, allerlei Kleinodien fiel der städ-
schib ^^^^^eifel anheim. Von öffentlichen Werken ans jener
^,>^'^uustzeit sind in der Stadt nicht gar viel zu sehen,
auf "r reiner, frischer Schönheit, das ist der Brunnen
1482-^ ^B^tplatz bor dem Rathaus von Jörg Syrlin von
Nchnk' ist wie gewachsen, wie ein Gewinde aus zarten
Und Zlättern , mit geschmackvollen Figuren verziert
Uvn d-^ kalten Allegoriensucht, welche spätere Meister
Italienern eingeschleppt haben, und die oft gelehrt
diach> ^ um so ärmer an unmittelbarem Leben auösehen.
nsch/"^, Sehmer noch die Ursache, warum die Knnstthätigkeit
cnif ^"'lei Produkte hervorgebracht, ans die Konzentrierung
'uitt / "u^Mwes Werk, auf das riesige, ehrwürdige, in-
ächt »/Z ^udt sich erhebende Münstergebäu znrückgeführt,
fort —. )Ulf dasselbe ein. Es ist — so fährt Meßmer
Schiss». einem Haupttnrm über dem Eingang und fünf
Noch .^''gelegt; an zwei anderen Türmen am Chor ist fast
I7(p . PZüearbeitet. Seine Länge ist 432ß seine Breite
äenau d'o ^'s Mittelschiffes 141 ß die der Seitenschiffe
eri-->!»r.. ^' Hälfte, die des Cbors 90T Der Turm sollte 520^

^'eichen.

Hälft-, di- des Chors »»-! Der Tmn. sollt-52»
di,---' >si aber imr bis 234- gediehen, Sie inoderne
Z er trägt abaerecbnet Es ist weitaus das glotzte unter
^ »°«-^,-.?LtteShSus°». in D-n.schl°»d, G-bt »in»
libmten >n» de» Ban, Z
Bases der früher beschr - ^
Aa r ' ^eibnrg i. Br., Straßbin M M
seines ^^che Meßmer dai ^
teil^ ^ .^»»erblicke besichtigt). - ^ ^
cius bem edlen Materi^"
MwN^^äteu Ziegeln gebaut
Uvn ^ Wände sind ganz - ^
und Türmchen, u>^
feite si,,^!.' Auch die vier Portio
lich roch ^"lach und die ^

" Ach. Zisaa) l'uo vie ^
Ztt - I Anders aber ist es, ^
^^'ußch,.. , 6^'bt an Eleganz nn ^
Wünster etwas na^'
Lutere eine-s weit bis jetzt de'S.
Zsch wes^' ^ oiumal eine herrlicl^w
^rchit^'^" äum gedoppelten^
?suge "üb meisterhaftes
^Aere P» / ^esen Eingang; r
^Achut. ^ chic Seitenschiff
Zu st er- Zweite Stockwerk i ^
Z Rittessch-Z^u herrlicher Arbeii"
?'Ul augeA^ ^'leuchtet. Das l^-
^uster. i, ZD bildet zwei schn -lo
d°dr°ch. k' di-,-,, ist -ine G^
k? d» chinmide mit der
o °«kn Pe,l,l!. ''b»te die Lieb- -
vb-n g-jchm^
A.r. ^ >111 o. < ^-u^^rrniig ohnehi—
Zl ch '»?- b-go„nenV^
(welcher an einer ^

o

den Ban der Mutter Gottes übergiebt!) von Meister Heinrich;
100 Jahre darauf waren die Schiffe vollendet, der Turm
wurde ungefähr 1500 von Burkhard Engelberger anfgeführt.
Treten wir nun ein wenig ins Innere. Die Höhe und
Großheit ist ergreifend, vom Chore schimmern noch die alten
Farbenfenster, die Schiffe haben sie leider nicht mehr. Bei
näherer Betrachtung kann indes der Bau einen Vergleich mit
den Ministern zu Freiburg, Straßbnrg und Köln nicht ans-
halten. Das Gesetz der germanischen Baukunst ist nicht mit
jener Reinheit empfunden und dnrchgeführt. Erstens nämlich
fehlt das Ouerschiff, es ist kein Kreuz. Dann sieht mau viel
massenhafte Wand und die Fenster sind schmal. Dieses selbe
Vergessen spürt man an den Säulen der Seitenschiffe; es sind
keine Säulenbündel, sondern einfache, runde, sehr schlanke
Säulen. Dagegen ist der Dom an Ueberbleibseln altdeutscher
Ausschmückung reicher, als die meisten seiner Brüder. Der
Hanptschmuck ist ein Sakramenthaus von 9(L Höhe von Adam
Kraft, dem Nürnberger Meister (was bekanntlich nicht richtig fein
soll, sondern (nach Häßler) von dem ziemlich apokryphen „Meister
von Weingarten") um 1469 mehr gedichtet als aus Stein ge-
hauen. Welch ein Reichtum, welche Schönheit und Leichtigkeit!
Der ebenso schöne Taufstein, die Kanzeldecke, die Chorstühle von
Hans Syrlin stehen ihm würdig zur Seite. Der Choraltar
enthält schönes Schnitzwerk und Malereien von Martin
Schaffner. An den Pfeilern springen Piedestal und Dächer
für Statuen von dem feinsten Geschmack und voll phantastischen
Reichtums hervor — außerdem sind ein paar wohlerhaltene
Kapellen angebant. Nun geht Meßmer zu Reflexionen über,
bei welchen eine berechtigte Entrüstung über die dem Innern
des Münsters bei der Bilderstürmern widerfahrene Schändung
heransspricht — war doch der Greuel der Ver-
i die heiligen Hallen des hehren Gotteshauses ge-
r das kurz zuvor noch die kirchliche Kunst mit all
h't und Herrlichkeit ihren Einzug gehalten hatte!
wieder — so klagt er — das leidige Lied über
g anstimmen. Was soll das Sakramenthaus ohne
? der Hochaltar ohne Opfer? die Piedestale ohne
r der Heiligen? Denn diese sind zertrümmert! Außer
Wappenschildern ist ohnehin alles öde, tote Mauer,
haben keinen andern Schmuck, als rohe Sitzbänke
quer, vor- und rückwärts gekehrt, ein Haufen, der
den Ofen gehörte. Ein geistreicher Priester ans
— war's nicht Meßmer selbst? — soll einmal
uzel gestiegen sein und, von einigen Protestanten
lfgefordert, ihnen eine Predigt zu halten, herunter-
?en: „Mein Haus ist ein Bethanö, ihr aber habt
." Das war am Platze. Man restauriert auch
man kann nur wieder sagen: das stellt nur wieder
sehe Liebe und Zartheit znm Hause Gottes her!
Sohn der Alpen ließ es sich Meßmer nicht neh-
Tnrm ganz hinanfznsteigen. Das Besteigen des-
,ach seiner Anschauung schon aus dem Grunde ein
, weil er eine entzückende Aussicht weit und breit
Mail erblickt im Südosten und Westen die Tiroler
zer Alpen, im Osten sieht man bis über Dillingen,
: hügelbelebte Fläche mit der schönen grünen Donau
sich die ernste alte Stadt mit ihrem Kranze neuer
Festungswerke. Wenn man das alles so betrachtet hat,
unten wieder angekommen, noch besonders gerne an
irwerken des Hanptportalö, die in hohem Grade ori-
aiv sind. Den alten hnsitisch-demokratischen, feit Wat-
erften Sozialdemokraten, von dessen Anhängern und
von .P'it zu Zeit immer wieder ausgestellten Spruch:
 
Annotationen