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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Schöttle, Johann Evang.: Zur Geschichte des Klettgaues, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0101

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abschüssigen Felsen wußten sie grünende Wiesen anznsch,niegen,
die Felder wurden angebant durch die nnerinüdete Anstrengung'
und Arbeit der immer srisch nachrückenden Mönche, so daß
die weitesten Einöden nicht bloß in Fluren verwandelt wurden,
sondern auch Dörfer, ja Städte ans ihnen wie vom Boden
heraus gezaubert wurden. Also nicht das Volk, sondern die
Klöster haben in geschlossenen Kolonien den Schwarzwald zu-
gänglich und urbar gemacht und dieses Verdienst kommt ins-
besondere den Benediktinern zu.
Neben Säckingen entstand schon anno 603 unter dem
Frankenkönig Chlotar II., zur Zeit Papst Gregors iVl., das
Kloster Ossonszell an der Schütter in der Mortenan, deren
Namen schon aus die schrecklichen und unkultivierten Gebiete
hinweist. Die Wälder gingen damals bis in die Gegenden,
deren schöne Ebenen und Fruchtbarkeit jetzt aller Augen ergötzt.
Ossenbnrg hat von Offo, ans königlichem Geschlechte in
England, dem Gründer von Schultern, seinen Namen.
Im Breisgan, nicht weit vom Rhein, erbaute der heilige
Trntpert anno 603 eine Zelle und kultivierte das Land, welches
ihm Graf Otbert geschenkt hatte. Trntpert wurde anno 607
von seinen trägen Mitknechten ermordet.
Im Jahre 734 hat Pirminian das Kloster Schlittern
wieder restauriert.
Im 8. Jahrhundert hat der hl. Landelin Ettenheim-
Münster gegründet, zwischen dem Breisgan und der Ortenan,
welches das erste Kloster war, das Benediktiner aufnahm.
Im Jahr 740 wurde Kloster Gengenbach gegründet mit
einer Lehnte für adelige Söhne und vor diesem noch das
Kloster Schwarzach. Anfangs also entstanden die Klöster
nur am Fuße des Schwarzwaldes, weil dieser noch unzugäng-
lich und unbewohnt war, bis zuletzt die Hanptpioniere der
Kultur kamen, die Benediktiner.
Im 8. Jahrhundert erscheint als der erste Gras des
Alpeganes, nicht weit voll der Wutach, Illocknliicrig - nach
ihm Piritilo, Gras der Bertholdsbaar, welche znm Schwarz-
waldgan beigezogen wurde. Die Piritilonen zogen nämlich
nm diese Zeit in die nach ihnen benannte Bertholdsbaar.
In kirchlicher Beziehung wurden jetzt, anno 746, alle
Kirchen Alemanniens unter St. Bonifatins der Metropole
Mainz unterworfen. Von jetzt an erst drang so recht das Licht
der christlichen Kultur in die schattigen Waldungen des Scbwarz-
waldes. Eine kirchliche Hierarchie festigte sich nun, die Klöster
singen jetzt sämtlich an, nach der Regel des hl. Benediktns zu
leben. Die ersten Mönche siedelten sich im Alpegan an,
am Flüßchen Albe, ballten hölzerne Zellen, teilteil die gottes-
dienstlichen Arbeiten unter sich; andere schrieben hl. Bücher
ab, wieder andere kultivierten mit ihrer Händearbeit den
Boden. Täglich mußte jeder 8 Stunden in seinem Berufe
arbeiten. An Ferialtagen verwendeten sie 16 Stunden ans
das Gebet und die Wissenschaften. Die „an der Albzelle"
(nachmals St. Blasien) waren die ersten, welche ernstlich lind
entschieden unter Erensried die Regel des hl. Benediktns an-
nahmen. St. Pirmin führte im 8. Jahrhundert dieselbe überall
ein. Daß nach den Franken — zuerst unter allen deutschen
Gauen und Ländern — Alemannien mit der Gnade des Chri-
stentums besckenkt worden, wenngleich das Heidentum noch in
Schlupfwinkeln vegetierte, ist geschichtliche Thatsache. Der
hl. Pirminian war Negionar-Bischos. Von seiner Reichenau
aus besuchte er als Missionär die ganze Umgegend weit und
breit und hielt reichliche Ernte. Ehe wir eigentliche Pfarreien

hatten, wurden die zerstreuten Christen, mitunter auch s^
Gemeinden, durch ansgeschickte, dann auch durch gesetzte E
ansgestellte (constitriti) Klostergeistliche pastoriert.
Bis ins 8. Jahrhundert habeil allerdings die sräukE
Könige zur Ausbreitung der Kirche vieles gethan, aber
Karolinger thaten noch mehr. «
Als Karl N. die Teilung seines Reiches vornahm, Z'j)»
seiil Sohn Karl den Teil Alemanniens, welcher am ößli»4
Ufer des Donanstromes liegt und wo vom Donanstrom..^
die Grenze bis an den Rhein geht, in der Nähe der ^
Klettgan und Hegau, bis an den Ort, der Enge heißt. ^
da dem Rheine zu bis an die Alpen und was inner
Grenzen liegt und von Mittag nach Osten schaut,
Pipin. Karl und Pipin aber starben noch zu Lebzeiten ^.
Vaters. Ludwig der Fromme vereinigte wieder das
Reich. Schwaben lind Franken wurden durch Kanu»^4Z
regiert. Schwaben wurde von Pertold lind Erchanger »eg»
Von diesem Pertold oder Perachtold hat nun die Berthes
baar ihre» Namen und die Breisganer Grafen führte»
8. Jahrhunderte an meist den Namen Berthold.
Im Jahre 836 wurde ans dem Konzil zu Aip
Arnnensi) verordnet, daß für den König und seine Ge>»»
in der Kirche gebetet werden soll. Gerb. I, 104.
Die Gebetsverbrndernng unter den Klöstern wurde'
lims Jahr 841 eingeführt;. St. Gallen und Rheinau ^
hierin die ersteil. Sobald nämlich der Tod eines MöP^,,
andern Kloster angezeigt worden, wurden hl. Messen, V»Z'
Psalmen und Opfer für ihn anfgeopfert, und zwar ^
dem Tage an, wo die Todesnachricht eintras, jeder 4^ ^
drei hl. Messen, die übrigen Brüder aber den Psalter »»^,>>
Vigil zu singen und alle opferten gemeinsam. Am 1- sj'
30 Psalmen, am 30. aber von den Brüdern 50 41^,.
gebetet und jeder Priester hatte eine heilige Messe s»
Sodann gab mail 30 Tage lang für die Seele des ^4 !
benen einem Armen seine Tischportion, wie bei den e»
Klosterbrüdern gebräuchlich war. Gerb. I, 110. ^lF ^
Die jetzige Brevier-Einteilung bestand bereits im -' >
Hunderte. ^
Im Jahre 847 lebte eine Weibsperson, welche
um Konstanz herum großes Allssehen erregte und P» / hB
Anhang selbst bei Geistlichen gewann. Sie p^'^guP" !
Untergang der Welt, es sei ihr dies von Gott ^
bis sie endlich, nach Mainz abgeführt, ihren Betrug h ,
Im Jahre 925 waren die Ungarn wieder da, 4^,(,l.'ck ^
anno 916 und 917, wo sie von Fulda her nach
gekommen und 918 bis ins Elsaß vorrückten. DaiiH^ ^se>^ ^
die Kirche in St. Blasien von ihnen zerstört. ^^§»4. l
Jahre, 917, haben sie rechts und links des Nheuw s. , I»
wüstet und Basel ganz zerstört. Anno 925 berw'O
Schwaben und kamen bis St. Gallen. Jul
hieben sie viel Holz, machten sich Schiffe daraus ^» ^„ ^
über den Rhein ins Elsaß. Anno 955 habe» 1
unteren Donau an bis hinein in den Schwarzwa „»i»'
wüstet. Ein Chronist sagt: cs war so viel Volt,
seit Menschengedenken noch nie bei einander . Zs. »C
Im 10. Jahrhundert haben die Kaiser 4^""..
Otto I. sehr viele Kirchen teils neu geballt, Hs' g(>»4
und ausgestattet. Auch hatte Konstanz in >
Jahrhunderte lauter vortreffliche Bischöfe.
(Fortsetzung folgt.)

Stuttgart, Buchdruckern der Aktiengesellschaft „Deutsches Balkst'lntt".
 
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