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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Die aufgehobenen Aargauer Klöster von 1841
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Litterarisches
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0081

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76

Lehranstalt in Sarnen (Kanton Unterwalden), eine Filiale
von Mnri, hat 160 Studierende. Ebenso thätig sind die
Patres dieser Klöster in der Seelsorge, durch Abhaltung von
Volksmissionen, Exerzitien für Geistliche. Im nengegründeten
Kloster Marienstatt war am Feste Allerheiligen der ganze
Konvent (der freilich noch nicht groß ist) samt dem Abt von
3 Uhr früh bis halb 8 Uhr abends mit wenigen Pansen
Unterbrechung im Beichtstuhl und fand vor großem Andrang
kaum Zeit, die leiblichen Bedürfnisse zu befriedigen und das
Chorgebet zu verrichten.
Muri-Gries hat jetzt eine Pastoration von 90 000 Seelen
und besorgt die zwei Wallfahrtsorte Senate und Glaning.
Die aus dem Kanton Aargau vertriebeneu Kapuziner
siedelten sich in andern Klöstern ihres Ordens in der Schweiz
an. Auch sie haben eine besuchte Lateinschule in Stans in
der Urschweiz. Einer der vertriebenen Kapuziner war der be-
rühmte Pater Theodosius Floren'tini, der spätere langjährige
Generalvikar des Bischofs von Chur. Er gehört zu den ersten
Volksrednern der Neuzeit und war ein Kenner des Arbeiter-
standes und seiner Bedürfnisse, wie es außer Kolping keinen
gab. Auch Protestanten erwiesen diesem christlichen Sozialisten
in Kutte uud Strick ihre Hochachtung. Dieser Pater Theo-
dosins gründete mit drei ebenfalls aus dem Aargau vertriebenen
Klosterfrauen eine anfänglich unscheinbare Anstalt zu Meu-
zingen, Kautou Zug. Der kleine Zweig wurde aber zum
großen Baume. Das Mutterhaus Menzingen mit seinen
Filialen hat zurzeit 500 Mitglieder. Das zweite Mutter-
haus zu Jugeubohl bei Schwyz zählt jetzt 2000 Schwestern.
Sie heißen nach ihrem Stifter einfach Theodosianerinnen oder
Krenzschwestern. Sie wirken in Schulen, Spitälern, in
Fabriken, in Waisen- und Armenhäusern, am Krankenbett von
Privatpersonen und haben Niederlassungen in der Schweiz,
Oesterreich, Deutschland und Nom. Also, anstatt der 70—-80
Klosterfrauen, die 1841 aus dem Aargau sind vertrieben wor-
den, sind es jetzt über 2500 geworden, deren Leistungen auf
dem Gebiet der Schule, des Kranken- und Armenwesens von
Freund und Feind anerkannt sind.
Wenn wir die Schlußfolgerung aus dieser Betrachtung
über die vor 50 Jahren mit so großer Brutalität uud unter
dem Jubelgeschrei aller „Aufgeklärten" vollzogenen Aufhebung
der aargauischen Klöster ziehen, so ist es diese: Wie doch
der Höhere, der über das Schicksal der Menschen waltet und
der nach seiner Verheißung auch die Schicksale seiner Kirche
leitet, oft gerade die Bosheit der Feinde gebraucht,, um das
zum größten Segen werden zu lassen, was jene zum Unter-
gang gesonueu haben! Wir sehen hier das gleiche — wir
dürfen nur die Augen aufthnn und ans die jüngste Ver-
gangenheit bei uns znrückschanen — auch in Deutschland an
den Folgen des Kulturkampfes. Aus dem zeitweilig auf-
gehobenen Kloster Beuron sind durch die Aufhebung drei
andere blühende Kulturstätten hervorgegangen : Volders, Emaus
in Prag und Maredsous in Belgien.
Die vertriebenen deutschen Jesuiten wirken bei unseren
deutschen Landsleuten in den großen Städten Frankreichs, er-
freuen uns mit den schönsten litterarischen Werken, stifteten
in Afrika die Sambesi-Mission, dessen fieberschwangeres Klima
diese Pioniere der Kultur uicht vertreiben konnte, obgleich die
besten Männer ihm alljährlich zum Opfer fielen.
Diesen sichtbaren Segen der Verfolgung hat übrigens der
göttliche Stifter der Kirche ihr vorausgesagt: „Weuu das
Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, so bleibt es
allein; wenn es aber stirbt, so bringt es viele Frucht." Wie

der Sturm, wenn er die Bäume und Pflanzen gewaltig schnsV (
die reifen Samen weit herumträgt uud daraus ueue Bämm
und Pflanzen emporwachsen, so wirkt auch solche Verfolgs
nur zur Ausbreitung und zum größeren Segen der
Sache, bis die Vertriebenei: nach Jahr und Tag — als
nichts vorgefallen wäre — wieder heimkehren in das

alte
vo»

Gotteshaus und ihre verödeten Zellen wieder beziehen, um)^
neuem ihren hehren Psalmengesang ertönen zu lassen,
liche Missionsthätigkeit von neuem zu beginnen, nachdem 0
ehemaligen Verfolger längst verschwunden und vergessen w
(„Allgäuer Ztg-")

Uitlerarisches.
Weltgeschichte von Or. Joh. Bapt. v. Weiß,
Negierungsrat und o. ö. Professor an der k. k. -
versität Graz. Dritte vermehrte und verbessert^
läge. Vollständig in 20 Oktavbänden. gO,
Bandes im Durchschnitt broschiert 4 fl. 2V Oc
Auch zu beziehen in Heften ü 50 kr. — 85 Pf- 7^7
dritte Auflage erscheint gegen die früheren im 4'
wesentlich ermäßigt.
Urteile der Presse.
„ . . . Alles dies im einzelnen nnd zusammengenommM
pelt das begonnene Geschichtswerk zn einein epochemachenden
das in der historischen Wissenschaft seinesgleichen snchen wu'^-
Wnnder, wenn die liberale Presse das eminente
eines katholischen Geistes aus Neid und aus Schm 7 ^,d
die Wahrheit totzu schweigen sucht. Um so siti
dringender ist die Pflicht aller Katholiken, namentlich der beM I
ten, und selbstverständlich der sämtlichen Genossenschaften
tnte, diesem Werke einen der ersten Plätze in ihren Bibliothe s ^
weisen." (Bamberger Pastoralblatt, 1890, - ' ^
„ . . . Nach dem vorliegenden 1. Bande zn schließen, ^
wir in der Weltgeschichte von vr. v. Weis; ein Geschuhtswer, M
der Höhe historischer Forschung steht nnd sich kühn mit deil l
nerischen Unternehmungen dieser Art zn messen vermag.
auch eine Pflicht für uns Katholiken, dieses großartige ^ §0»
welches der Seckaner Preßverein unter großen Opfern ans sU"
übernommen hat, nach Kräften zu unterstützen. Denn
doch fest, wenn wir unsere katholischen Werke
willig unterstützen, so werden wir uns nie jjU ^li^U
vom Banne einer ungläubigen nnd glaubensse
Wissenschaft los machen können." Mx. I^t
(Eichstütter Pastoralblatt, 1890, - ^ ^
„ . . . Wir hoffen, daß fortan die Weltgeschichte
dientermaßen in den Adelsstand erhobenen Prof. v. ^ger O
Form und Inhalt den Leser dauernd seßelt und beleM sie
deutschen Katholiken sich einer Verbreitung erfreuen muH ^sthssV
Gediegenheit dieses Werkes und der Wichtigkeit katholistv
auffassnng entspricht." (Pastoralblatt, Brannsberg 1
„ ... Da v. Weiß' Weltgeschichte unstreitig zu .g^liMg ^


fehlen! Möge namentlich der jüngere deS Mst
Sinn erfrischen an den hehren Gestalten, 'qu'
fassers anmutige Feder unserem Geiste vom di(ßt,
möge er die Begeisterung für alles Hohe, < ,xvoi(
trachtnng der edelsten Charaktere in «ns 9
auch in den Herzen der ihm anvertrauten >0 ^
entzünden suchen. Z. Z
Freinberg bei Linz. Prof. U. Joseph NiederMsM 'Nr-
(Theol. prakt. Quartalschri'ft, Linz


Stuttgart, Buchdrnckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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