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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: „Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolre“ oder die Zollernsche Fehde im Jahre 1423, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0069

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höchst wichtiges Ereignis großes Aufsehen, sogar znm Teil
Bedauern in den deutschen Landen und wurde mehrfach, n. a.
auch von Konrad von Reutlingen, in zierlichen lateinischen
Versen Lesungen. Selbst der Sänger kann nicht umhin, ob
dem Falle der alten Burg derselben folgenden Abschiedsgrnß
znznrnfen:
„Hohenzolleru, du wehrliches Haus!
Wie weit hast du gesehen hinaus?!
All um und um im Schwabenland,
Warst du ob allen Häusern bekannt,
Das; alle, die dich je haben geseh'n,
Wohl mögen sprechen und gesteh'n,
Daß weichlicher Hans in dem Lande nit gewesen ist,
Denn du bisher gewesen bist."
Das bedeutendste Gedicht — und diesem sind auch vor-
stehende Verse entnommen — rührt von einem gewissen
Konrad Silberdra(h)t, wahrscheinlich einem Nottweilcr,
her, welcher entweder die Belagerung und Einnahme selbst
mitgemacht oder doch dieselbe sich hat von solchen, die „dabei
waren", erzählen lassen und welchen Prof. Friedr. Heinr. von
der Hagen etwas wunderlicher Weise für einen Juden hält.
Erst nach langer Zeit erhielt man von diesem noch vor Ent-
deckung der Buchdrnckerkunst entstandenen und deshalb als
Flugblatt nicht vorkommenden Zeitpoem, welches in der Art
der in früheren Jahrhunderten üblich gewesenen erzählenden
(historischen) Dichtungen die ganze Belagerung und Einnahme
des näheren und ausführlich beschreibt, durch dessen (und noch
etlicher anderer Lieder) im Urtext unter dem Titel: „Ein schoen
alt Lied von Grave Fritz von Zolre, dem Oettinger, und der
Belagerung von Hohen Zolren, nebst noch etlichen andern
Liedern. Also zum ersten mal, guten Freunden zu Lust und
Lieb, in Druck ausgegeben durch den alten Meister Sepp,
aus der alten Meersburg. Gedruckt in diesem iar." erfolgte
Veröffentlichung im Jahre 1842 von dem bekannten Lieder-
finder und Germanisten Freiherrn Jos. v. Laßberg auf der
alten Meersburg wieder Knude. Die derselben zu Grunde
liegende papierne, von zweierlei Händen auf Ravensburger
Papier mit dem Ochsenkopf als Wasserzeichen um das Jahr

Henriette ist eine noch in der Blüte des Alters stehende stattliche Figur:
die weichen Linien des Gesichts, die Wölbung der Brnst, die bloßen
vollen, mit Spangen geschmückten Vorderarme, die schwellenden, eng
umgürteten Hüften, wie die unter dem blanken Helm hervorquellenden
Lockenhaare verraten sattsam das Geschlecht derselben, obwohl sie ihre
Glieder in ein stählernes Panzerhemd gehüllt hat. Ans ihrer Miene
leuchtet das stolze Bewußtsein des Sieges und der Triumph befriedigter
Rache aufs deutlichste hervor, ohne doch dadurch der Anmut ihrer Züge
einigen Abbruch zu thuu. Aber dieser Triumph erscheint kaum voll-
ständig, wenn man ihren Gegner betrachtet; er ist überwältigt, aber
sein stolzer Geist nicht gebrochen. Eine martialische Gestalt, voll un-
bändiger Kraft, wirft er noch unter den Fäusten der Kriegslcute, un-
bekümmert um das, was an und mit ihm vorgeht, das Haupt halb
abgeweudet, der Siegerin einen Blick zu, in dem sich Haß und In-
grimm und der wütende Schmerz, einem Weibe unterliegen zu müssen,
auf unnachahmliche Weise mit einander paaren. In diesem Bilde,
welches allerdings, insofern es den „Oettinger" mit aufs Tableau bringt,
unhistorisch ist, hat mau besonders die Mannigfaltigkeit der Motive, den
verschiedensten Ausdruck der Charaktere, die kühne Zeichnung und die
glücklichste Anordnung neben leuchtender Klarheit und gesättigter Tiefe
der Farbe zu rühmen, und es nimmt eben darum eine der ersten
Stellen in der ganzen Königlichen Galerie ein und verdiente gleich den
andern daselbst angebrachten Historienbildern recht wohl eine Verviel-
fältigung, soweit eine solche nicht schon geschehen ist. Dieses Kolossal-
bild soll — so erzählt man sich — bei einem früheren Besuche des
Königs Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zu Stuttgart verhüllt wor-
den sein! — In der neuen Hvhenzollernstammburg enthält das Bibliothek-
gelaß eine Reihe von auf die Geschichte und Sagen derselben bezüglichen
Fresken von Peters, darunter unseres Erinnerns auch eine Darstellung
der Katastrophe vom Jahr 1423.

1423 sauber und deutlich gefertigte Handschrift (kl. 0"^,
will Laßberg bei jüdischen Handelsleuten zu Gallings" ^
Höhgan in einem Buche entdeckt haben, das eine Art sstP
des Geschlechtes der alten Grafen von Zollern angeblich
halten sollte. Diese (Laßbergsche) Handschrift befindet stw > °
in der Fürstlich Fürstenbergschen Bibliothek zu Donanesch"^
Ob etwa sonst noch weitere Handschriften ans älterer Zell
Händen sind, wissen wir nicht. In formeller Richtung, st- v ^ g
die darin znm Vorschein kommende Versbanknnst betrifft,
der Verfasser selbst seine poetische Leistung ein „grobes,
vermessenes Gedicht", womit er wohl die mannigfache"/
Versbau vorkommenden Unregelmäßigkeiten, wie daß ke>" ^
stimmtes Maß darin herrscht, die Zeilen manchmal "Ng
Länge haben und die Reime statt doppelt an einigen
dreifach Vorkommen und dabei oft unrein sind, im st.-
ganz offen und ehrlich gesteht er auch ein, er habe „der st
heit.. . . geachtet nicht, Ob Reime seien zu kurz oder z" jO
Er hat's nit gemacht auf Meistergesang..." (Forts. EG'

Miszellen. ^f
Der letzte Kirchberg oder „Ein starker Mann"-
Philipp zu Kirchberg, aus dem alteu Geschlechte der v. K., best. i>»
des Benediktinerklosters Wiblingen, der letzte seines Stammes,
Jahre 1510 und ward zu Wiblingen auf dem Gottesacker HG
Seine Herrschaft hatte er schon im Jahre 1504 an den
loren und dafür eine jährliche Rente bis zu seinem Ableben Hst
men; die Grafschaft gelaugte dann in die Hände der Stiist
welchen sich später ein Zweig nach dem Hauptsitz derselben, dein
chen Weissenhorn, schrieb. Der letzte Graf Philipp war ein gute ^ sch
rer Soldat und von einer ungewöhnlichen Körperstärke, uaiuentn
ner Hand. Er konnte allein mit einem Finger einen eisernci^'^,
in eine Wand schlagen. ... 1^3
Ein alter geistlicher Liederdichter war der im >v>e")
zum Abt des Prämoustraleuserstiftes Weissenau gewählte xlsbavu^^i-ie
ler aus Ravensburg, ack 3Lnctuni pockocum (nach solln, bist st Kcst
lVllnorau§Ieii8i8, Konstantias 1763 S. 79). Die Gäßler, OZvx lh„rgh
ler w. waren eine alte Navensburger Familie; in der Mastst
Bürgerlisle von 1324 bis 1436 erscheint ein C. Gescler;
1438 war ein-Lutz Gäßler Stadtammauu daselbst. ^
Eine württem belgische Fürstin als Heilknst
Herzogin Sabine, Gemahlin des Herzogs Ulrich von ststststg-h st
und geborene Herzogin in Bayern, welche den 30. August MH
Jahre alt verstarb, befaßte sich in ihren einsamen Tagen nst st ^ st
künde; so hat sie selbsten einen Wassersüchtigen mit einer Ast ' ge'"
noch vom Kaiser Karl V. bekommen „und wider die WasseN'
bewehrt war", geheilt.

Anfragen.
Zu Neufra, hoheuzolleruschen Oberamts Gammertingcu^
Trochielfiugen, befindet sich ein hübscher, leider in neuerer stst, Hst-
„verrestaurierter" Flügelaltar, der sein Dasein einer Stiftung störest,
Phil. Sch ad von Mittelbiberach und der Margareta Schau, st § Zc
v. Speth — welch letzterem Geschlechte der Marktflecken P- glast
gehörte —, im Jahre 1591/92 verdankt. In einer Ecke desjew
man die Buchstaben O. oder 6. U zu entdecken, vermutlich h „ zst
des Meisters von Skulptur und Malerei. Wer weiß nun
genössischen Künstler, auf welchen diese Namenszeichen (stststMÄ lr
staben) passen und welcher vielleicht aus der Reichsstadt ->
I n w elchcmFra u e u kloster (wahrscheinlich ^st^gg"eine ^

in Schwaben oder in der Schweiz war um das Jahr


tissin Namens Maria Angele? INK,
Frank Rau(c)el, Glasmaler von Ulm um (ist,
.
in dust>„,

Vincentscheu Glasgcmäldesnmmlung zu Konstanz ^ iSststs)
Nr. 303, S. 42 des illustr. Kataloges) eine 0,295 mm hstststst^.

breite Wappenscheibe: auf weißem Grund, der von einer u>
Ipettivc gezogenen Pfeilcrarchitektur umrahmt wird, steht dar?
Oben eme sauhatze; unten mit deutschen Buchstaben: „Fst". illtt-'E
^ou Ullm ^nno 1642." In Weyermauus Nachrichten übst ^hew''
Künstler findet sich nichts über diesen Meister. Wo ist etwa'-? - >
über denselben zu finden oder zu erfahren?

Stuttgart, Buchdruckcrei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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