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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: Aus dem militärischen Leben des Herzogs Karl Alexander von Württemberg, [2]
DOI Artikel:
Giefel, Joseph Anton: Der Prediger des Evangeliums in Wangen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0021

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16

Stellenbewerbnngswesen und zeigen den Fürsten auch als nicht
ungewandten Unterhändler. Nachdem er, um näher auf diese
militärische Personalangelegenheit einzugehen, seiner Bewerbung
— Anlage-Schreiben I — um diese hohe Charge voransgeschickt,
daß in den dermaligen höchst gefährlichen Zeitlänfen die allge-
meine Wohlfahrt unseres lieben deutschen Vaterlandes unum-
gänglich die baldige unaufschiebliche Wiederbesetznng dieses
Postens sowie weiter erfordere, „daß die Ersetzung dieser wich-
tigen Stelle nicht etwa aus Nebenabsichten oder wegen gleich
schätzbarer Verdienste derer Kompetenten auf die lange Bank
geschoben werde", findet er nach reifer patriotischer Ueber-
legnng aller einschlägigen Umstände nicht das geringste Be-
denken, diese Neichsfeldmarschallsstelle für sich selbst geziemendst
ausznbitten. Mit berechtigtem Selbstgefühl appelliert er,
bereits längst kaiserlicher Feldmarschall, an seine Klinge und
bemerkt in dieser Richtung u. a.: „Uns komme nicht zu, ans
eigenem Ruhm anzuführen, wie weit wir etwa durch unsere
nnermüdete Applikation von unserer zartesten Jugend an, mit
Aufopferung unseres Bluts und Darlegung nnsers Lebens uns
zu dieser Skulle mögen würdig gemacht haben." Auch will er
vorsichtiger Weise nicht unterlassen, auf die widrigen Folgen
für das gemeine Wesen hinzuweisen, welche eine anderweite
Besetzung der Stelle und eine Bevorzugung einer andern
Person „auch wieder seine Intention" haben könnte. In
einer Nachschrift 66. 17. Januar 1734 — Aktenstück Nr. III —
meldet er die durch den schwäbischen Kreis erfolgte Ueber-
tragung der Kreisfeldmarschallsstelle samt dem. Oberkommando
über die schwäbischen Kreistrnppen an ihn mit dem Anfügen,
daß es sich jetzt um so mehr empfehlen dürfte, beide Chargen
in seiner Person zu vereinigen. Sein nächster Mitbewerber
war — nach Schreiben Nr. II — der damals zu Karlsruhe
als „kommandierender General der im römischen Reich stehen-
den kaiserlichen Armee" liegende „kaiserliche Generalfeldmarschall
und Generalfeldzengmcister Herzog Ferdinand Albrecht von
Brannschweig-Bevern-Lünebnrg, Obrister über ein Regiment zu
Fuß, Gouverneur in Gomorra", welcher, sobald er von der
Kandidatur Karl Alexanders erfuhr, gegen diesen kluger Weise
einzieht und sich unter der Hand direkt an seinen Gevatter
Karl Alexander mit dem Vermelden wendet, er wolle seiner
(K. A's.) Bewerbung nicht entgegenwirken, ihn dafür um seine
nachdrückliche Verwendung für den Fall angeht, daß sich der Er-
nennung Karl- Alexanders ganz unvermutete Hindernisse in
den Weg legen oder zwei Neichsfeldmarschälle zugleich deno-
miniert und bestellt werden sollten. Als politischer Mann weiß
Karl Alexander nichts Besseres zu thnn, als diese Zuschrift
seines Herrn Gevatters alsbald mit den entsprechenden daran
geknüpften Bemerkungen an die Reichsversammlnng nach Regens-
bnrg zu übermitteln (s. Schreiben Nr. V), was dem Brann-
schweiger (zngl. Schreiben VI) wieder Veranlassung giebt,
dem Mürttemberger sein Befremden über diese Kommunikation
und die dadurch in Regensbnrg gebildete Auffassung anszn-
sprechen, „als wolle er (der Braunfchweiger) sich seiner billigen
Prätensionen auf diese Charge begeben haben". Der Braun-
fchweiger stellt sodann im Verfolge in dieser Stellenange-
legenheit einen neuen Gesichtspunkt, welchen er wahrscheinlich
dem dritten Mitbewerber (zu vgl. das Aktenstück Nr. VII)
entlehnt hat, ans, daß ihm nämlich schon der Observanz nach
die erledigte Feldmarschallstelle zu Beibehaltung der Parität
beider Religionen, auch in Ansehung seiner schon seit dem
Jahr1717 innehabenden Neichs-General-Feldzeugmeister-Charge,
von der protestantischen Seite fast mit Recht nicht ver-
sagt werden könne, und giebt der zuversichtlichen Erwartung

Ausdruck, mit ihm (K. A.) zugleich zu dieser Würde besorg
zu werden, mit dem ausdrücklichen Ersuchen, seinen Jute!»
tionen nichts in den Weg zu legen. Zwischen hinein tritt c>>
gefährlicher Konkurrent in keiner anderen Person als der ^
Fürsten Leopold von Anhalt, des „alten Dessaner", ei»l-
alten Kriegsgefährten von Karl Alexander und zwar
Befehl seines Kriegsherrn, des Königs Friedrich Wilhelm '
von Preußen, auf welchen er sich ausdrücklich beruft, E
Auch dieser alte verdiente Kriegsmann pocht darauf, daß ^
von Jugend ans und bereits ins 39. Jahr dem Kriege NC
gegangen sei und hierin, ohne eitlen Ruhm zu melden, ^
verschiedenenen Gelegenheiten seine Treue und Devotion
Se. Kaiserl. Majestät und das gesamte hl. römische Reich
gestalt an den Tag gelegt, wie solches die Pflicht eines RgV
fürsteil und das Devoir eines Soldaten erfordere. Güst
falls beruft sich dieser Kompetent darauf, daß die erled^
Charge „nach denen Reichsverfassnngen mit einem eva»i^
lisch en Religionsverwandten zu besetzen sein wird". , ^
spielt seit dem 30jährigen Kriege das Schlagwort Pari)'^
wie ein roter Faden in und durch alle Verhältnisse und
namentlich protestantischerseits bei jeder Gelegenbeit iM^
vorgekehrt, wenn auch nicht immer beachtet und selbstbethäüS.
Ans dieser) wie man sieht, nicht ungefährlichen Konkm'^'
ging Karl Alexander als Sieger hervor.
(Fortsetzung folgt.)

Der Prediger des Evangeliums in Mangel'
Mit dieser Aufschrift veröffentlicht G. Bosfert in
der „Blätter für württembergifche Kirchengeschichte" e>»6
Biographisches über Sebastian Steck, Prediger in Wang^'v
Diesem kann noch beigefügt werden, daß Abt Ge>
Blarer von Weingarten am 13. September 1564 an die
österreichische Negierung berichtet, er habe vom Erzherzog
dinand den Auftrag erhalten, einen Hofprediger zu suche»-^
diesem Behnfe habe er sich nach dem Prädikanten von Wa»b
der vorher Pfarrer in Tettnang gewesen sei, erkundigt, ^
est Hui plus lo^ueutiae c^unm eloc^ueutiae Imbet, l ^
etinm uaturnlis tacundiae cjuam eru6itiouis, ist ull
ders gelehrt ne 6e Dutbernuismo vnI6e suspectus. Ae»
verstorbenen Kaiser sei er in seiner Predigt bescheiden g^^.
und habe eine separatio ab ecclesia catbolica disst»^ ^
Ueberhanpt habe er den Mantel nach dem Winde gehä»g ^
auch seither sich in seiner Doktrin und sonst nicht katch'^
erzeigt. Er habe etliche christliche und katholische Aemtest^,
Messen eingestellt und dafür seine Predigten gehalten-
habe er es mit seiner Haushälterin, welche er heirate»/ xi,
Zn Banmanns Ausführungen: „Die Reichsstadt
vorübergehend protestantisch," Freiburger Diözesan-Aech ^
363, sind noch zwei bisher unbekannte Briefe beiznfüg/' ^
weiteres Licht in diese etwas dunkle Partie der GeschO, hg
Reichsstadt Wangen bringen dürften. Am 11. Februar
erklären Bürgermeister und Rat von Wangen dem Al» ^
wik Blarer von Weingarten, daß sie „außerhalb No>»/hg
treuesten Nnterthanen des Kaisers seien. Am 2. ,gel>
aber legt Gerwik bei Granvella Fürbitte für die Stadt
ein. Man möge sie mit den kaiserlichen Reitern ucr>C .
Wangen sei immer „christlich und gut kaiserlich" ge//
Giesel-


Stuttgart, Buchdruckerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Volksblatt".
 
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