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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

DOI Artikel:
Holl, Joseph: Weißenhorn im Bauernkrieg von 1525: historische Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0082

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Erscheint monatlich zwei-
ai als regelmaszige Bei-
Pastoralblatt siir
in ^wZese Nottenburg »nd
„ urch die Post nur
b zugleich zu
znVk"! l,alb!ährlich in
D aberg M. 3. 15., im
^Itellbezrrk Stuttgart M.
in^' Oteiche M. 3, 30..
^Oesterreich fl. I. 53 kr.
<80Schweiz Frcs.

lopsan-Urchw
von Schwaben
— zuckleich Grinin für deutsche Wechengeschichte —
mit periodischer kirchengeschichtlicher N)eltschau.
Regelmäßige Beilage zum Pastoralblatt für die Diözese Nottenburg.


Durch nlle Buchhand- s
l l u n g e u, sowie gegen Eiu- s
I senduug d. Bctrags'direkt s
j v.d.Exp e d i tiv u d.Deu t- s
' scheu Volksblatts iu !
s Stuttgart, Urbansstr. 94,
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s von M. 1. 60. Halbjahr- !
j lich, das Pastoralblatt !
! allein zum Preise von M. !
s 1. 60- halbjährlich bezogen !
! werden. !

Mit einem Vereine von Geistlichen nnd in Verbindung mit Geschichtsgelehrten herausgegeben
von Op. Engelbert Hofele, Pfarrer in Ummendors.
Korrespondenzen wollen gefl. direkt an Or. Engelbert Hofele, Pfarrer in tlnunendorf b. Biberach, gerichtet werden.

«r. 20.

Stuttgart, den 15. Oktober 1891.

8. Jahrgang.

" P. Weifzenhorn iin Banernkrieg von 1525. Historische Skizze von I. Holl , Stadtpfarrer. — Kleine Beiträge znr Geschichte einzelner
Ifch.rreien nnd Pfründen von Nr. Vochezer. — Miszellen. — Beilage: Die Jesuiten in Nottenburg a. N. (1648—1773). Von Fr. Müller,
^^brazeptoratskaplan in Scheer, ON. Sanlgan. (Fonsejznng.)

Dpihrnhorn im Bauernkrieg von 1625.
Historische Skizze von I. Holl, Stadlpfarrer,
ij-.s .^er kleinen Studie über Noggenburg will ich eine aus-
llleill ükwr Weißenhorn folgen lassen. Neben Ver-
bchr öderer bewährter Quellen, folge ich zunächst dem
Kav?'^" Nikolaus Thoman, der über 60 Jahre als
(Benefiziat) von St. Leonhard (circa 1480—1542)
"ugestellt war, indem ich seine bunten Aufzeich-
i,i sachliche Ordnung und seinen barbarischen Stil
dg,^'?^'Uks Gewand bringe. Ich bin der Ueberzengung,
SlisV ^ Erörterungen nicht bloß das spezialgeschichtliche
schei-f!^'. ^m dermalen mit Recht große Aufmerksamkeit ge-
le,; ^)'d, fördern, sondern auch zur Beurteilung der sozia-
eiig^bchältnisse in unserer Zeit sehr lehrreich sind. (Wenn
^gen ^ Schwaben in dieser ernsten Historie eine Medizin
sv s,.s< ^ Lockungen sozialdemokratischer Paradiesvögel finden,
1 ^ freuen.)
^Hug der Bewegung; die B a u ern v er samm-
""g in WeißenHorn am 18. Februar 1525.
brsacheu bes Bauernaufstandes sind im allgemeinen
Uiiz^ gleichen. Das Neichsregiment war schwach und
^Kden ^iser Karl V. und sein Bruder Ferdinand
seich .^^uzosen und Türke», mit denen sie fortwäh-
. ^eu hatten, hingehalten. Die Fürsten suchten
Ach Kosten des Reiches, sowie der Städte, Klöster
festig ihre Landeshoheit zu entwickeln und zu be-
Rch D. ^rr Adel hatte in einer beginnenden neuen Zeit
^re„. ^ veränderten Kriegssührung seine Bedeutung ver-
größtem Einfluß waren die Angriffe der all-
^^'hun^ kommenden religiösen Bewegung auf die seit
^c,»p ^"leu bestehende kirchliche Ordnung. Der gemeine
!'Per L ^^is zahlreiche arme Volk in den Städten verstand
dicht dgä gepredigten „evangelischen Freiheit" nur zu
>. Frone^^^^^ ^0" geistlichen und weltlichen Herrschaften,
Hs,iss dch gD, ^^uern und Gülten; von der neuen Lehre be-
Mde onge am leichtesten dies, daß die bestehenden Zu-
Iu Aus cz-'" "Evangelium" im schroffen Widerspruch stün-
lo^ichheit 9^"^ ,i>es „Evangeliums" lernte man Freiheit,
0. Jahre,, ^-"^N'chkeit und Teilung fordern, wie es vor
und französische Nevolntion ans Grund der Ver-
^"Ochcnrechte forderte.

Man kann nicht sagen, daß die Bewohner der Gegend
zwischen der untern Günz nnd untern Iller, zwischen Noggen-
bnrg und der Donau bei der Bewegung den Anfang gemacht
haben oder stärker als andere oberschwäbische Gebiete davon
ergriffen wurden. Sie wurden vom allgemeinen Strom mit
sortgerissen. Die Zerstörung des Schlosses Bühl und die
Plünderung des Klosters Noggenburg sowie die Schlacht bei
Leipheim sind neben einzelnen Ausschreitungen die Hanpt-
aktionen; und wenn der schwärmerische Jakob Wehe in Leip-
heim und sein Freund (?) in Günzburg nicht gewesen wären,
wäre es sicher noch ruhiger abgegangeu. Der revolutionäre
Sturm blies von allen vier Himmelsgegenden; westlich vom
benachbarten Württemberg, wo die Wirren mit dem ver-
wilderten Herzog Ulrich und andere Ursachen den Sturm
früher augefacht hatten, südlich vom Allgäu namentlich über
Babenhausen und Jllertissen her, östlich von Wettenhausen
nnd Jettingeu und nördlich von Ulm, Leipheim und Günzburg.
Der hiesige Chronist bemerkt über den Anfang der Be-
wegung: „Im Jahre des Herrn 1525 erhoben sich wunder-
barliche Dinge im ganzen deutschen Land, litzel (wenig) aus-
genommen, unter dem gemeinen Volk nicht allein im Glauben
sondern in Ungehorsam nnd Widerwärtigkeit. Jeder war
gegen seine Obrigkeit und Herrschaft.
Wiewohl vor etliche» Jahren schier dergleichen eine
Empörung und Aufruhr von dem gemeinen Mann an etlichen
Orten entstand, nämlich um Bruchsal und Speier, die sich
mit etlichen Artikeln wider ihre Obrigkeit unterstanden, so
wurden doch diese Jrrtümer bald abgethan.
Auch im vorigen Jahre 1524 machten die Bauern im
Schwarzwald und im Kletgau Ausruhr wider ihre Herren:
doch wurde alles beigelegt.
In unserer Gegend ist solch großer Aufruhr bei dieser
Zeit nach Weihnachten (1524) angefangen worden.
Der Anfänger dieses Aufruhrs soll ein Schmid von
Sulmingen gewesen sein und zu Baltringeu soll er begonnen
haben. Die Bauern thaten sich zusammen und mehrten sich
von Tag zu Tag. Zu Zeiten kamen 50, 60, 100 zusammen
indem sie sagten, sie wollen miteinander eine gute Gesellschaft
haben. Darnach versammelten sich die Bauern in dieser Weise
auch zu Jllertissen, im Allgäu, zu Krumbach, zu Jettingeu,
zu Leipheim, zu Langenau. So thaten sie in allen Gegenden
nnd Landen.
 
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