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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Die Seligsprechung der ehrwürdigen Kreszentia von Kaufbeuren: nach der "Augsburger Postzeitung"
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Giefel, Josef: Beitrag zur Geschichte der Egesheimer Klause
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Busl,..: Eine Steinskulptur im Kreuzgange der Stiftskirche zu Ellwangen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0044

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Am 2. März traf tm Franziskaner'nncnkloster dovtselbst, mit
einem Schreiben des Ordensgenerals, ein Dokument ans Nom
ein, des Inhalts, daß die im Jahre 1887 im päpstlichen Auf-
trag zu Augsburg geführten Untersuchungen über drei wunder-
bare Heilungen, welche auf Anrufung der Dienerin Gottes
geschahen, am 4. Dezember 1890 als gültig und rechtskräftig
von der Kongregation der Riten anerkannt und von Papst
Leo XIII. am 16. desselben Monats bestätigt worden sind.
Damit ist die Seligsprechung unserer großen Landsmännin
um ein Wesentliches näher gerückt, indem die zweite Hauptfrage
als glücklich gelost erscheint. Die erste Hauptfrage hatte be-
reits im Jahre 180l ihre Lösung erfahren, indem die päpst-
liche Kommission, die Tugenden Kreszentias prüfend, zu dem
Resultate kam, daß sie sowohl die göttlichen, als die sittlichen
Tugenden und die damit in Verbindung stehenden in wahrhaft
heldenmütigem Grade besessen und geübt habe, woraufhin ihr
vom Papst Pius VII. am 2. August 1801 der Titel »vene-
l rndilis« d. i. „ehrwürdige Dienerin Gottes" verliehen wurde.
Es erwartet somit die Katholiken Kanfbenrcns, der Diö-
zese Augsburg, Bayerns und Deutschlands in wohl absehbarer
Zeit eine sehr große Ehre und Freude. Die Bedeutung der
Sache hat wundersamer Weise der katholische Adel Deutschlands
am raschesten und intensivsten erfaßt, indem derselbe schon im
Jahre 1888 eine mit Hunderten von glänzenden Namen be-
deckte Adresse an den Papst sandte, mit der Bitte, die möglichste
Beschleunigung der Untersuchungen über die Seligsprechung
der ehrwürdigen Kreszentia von Kanfbenren zu veranlassen,
damit im Falle eines günstigen Resultates, Deutschland recht
bald den Trost und die Freude habe, eine deutsche Selige mehr
l zu wissen, die als Ehreickrone und Fürbitterin für das Vater-
land öffentlich gefeiert werden könne. Es ist kein Zweifel,
oaß den katholischen Fürsten und Adeligen in Begeisterung
für die Sache das Volk Nachfolgen wird, zumal die Mitglieder
der drei Orden vom hl. Franziskus, dessen geistliche Tochter
die ehrwürdige Dienerin Gottes ja gewesen ist. Ist ja jetzt
schon ihr Grab nie leer von Besuchern gewesen, und wie fast
der ganze katholische Adel Deutschlands sie zu Lebzeiten und
gleich nach ihrem Tode hoch verehrte, so haben auch Tausende
und Hnnderttansende des Volkes sie von je als eine mächtige
^ Fürbitterin Lei Gott angesehen. Näheren Aufschluß über das
wundersame und staunenswerte Leben der ehrwürdigen Kres-
zentia giebt zunächst die klassische Schrift des berühmten Fran-
ziskaners IT Jeiler: „Leben der ehrwürdigen Klosterfrau Maria
Kreszentia Höß von Kanfbenren" nach den Akten ihrer Selig-
sprechung und anderen zuverlässigen Quellen bearbeitet (Lau-
mann, Dülmen. Preis 2 M. 50 Pf.); ferner nach diesem
bearbeitet, das kleine L-chriftchen: „Die Blume von Kanfbenren"
von M. Steigenberger (Kösel, Kempten. Preis 25 Pf.);
endlich das Büchlein: „Wohlgernch des Himmels", ein Lehr-
und Gebetbuch in und ans dem Geiste der ehrw. Kreszentia
von Kanfbenren (Hnttler sSeitz), Augsburg. Preis 1 M.).
Beitrag zur Geschichte der Egeslzeimer Klause.
Vvn Or. Giesel.
Nothenhänsler schreibt in seinem gediegenen Büchlein „Die
- Wohlthäter der Pfarrkirche Unserer Lieben Frau in Egcs-
heim", S. H2: „Schon im Jahre 1529 befindet sich das
Beghinengnt zu Egesheim in den Händen des Klosters Nohr-
; Halden." Bei der Anlegung eines Repertoriums über die
Archivalien des ehemaligen Paulincrklosters Nohrhalden bei
Nottenburg fand ich die Originalurkunde König Ferdinands
6.6. Innsbruck 1529, Dezember 15, iu welcher dieser die

Klause Egesheim dem Kloster Nohrhalden übergab. Die
Schenkung geschah um ihrer (des Klosters Nohrhalden) de-
mütigen Bitte willen, in Ansehung ihres Wohlhaltens und
ehrbaren klösterlichen Wesens, das man dem König gerühmt
habe, „die weil die Pigninen all ans der Klause Egeshaim
gelofeu". Auch stehe denen von Nohrhalden bei der Klause
Kiebingen ein Darlehen ans. Sie mögen das Kloster Eges-
heim mit seinen Zinsen, Gülten und Gütern bis ans des
Königs Widerruf inhaben, gebrauchen, nutzen und messen, sie
sollen aber nichts daran verändern, versetzen oder verkaufen,
sondern die Klause mit Dachung und in ander Wege, dazu auch
die Güter baulich und wesentlich halten und diese samt den Zin-
sen, Gülten und Gütern, inmassen ihnen solches alles cingeant-
wortet wird, ans des Königs Erfordern und Abkünden wieder
abtreten, wie sie darüber eine Verschreibung ausgestellt hätten.

Eine Sternsknlptnr im Rreuzgange der Stifts-
kirche zu EUivangen.
In die östliche Rückwand des in der Neberschrift ge-
nannten, in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts erbauten
Krenzganges, welcher anfänglich zur Begräbnisstätte der
Stiftschorherren, später auch der Provisoren und Vikarien
diente, ist eine recht gut gearbeitete, leider übertünchte Stein-
skulptnr eingemanert: in der Mitte Maria, heraldisch rechts
St. Nikolaus mit den drei Kugeln (Broten oder Aepfeln) auf
dem Buche, heraldisch links eine zweite Bisebofsfignr, wahr-
scheinlich St. Emmeran, wenigstens kann das Attribut, welches
sie hält, am ehesten als Leiter gedeutet werden. Zu Füßen
des erstgenannten Heiligen kniet in kleiner Figur ein Priester
in der Tracht der Ellwanger Chorherren mit einem Wappen-
schild , darin ein Jagdhorn. Ob diese Steinsknlptnr
ein Grabdenkmal oder der Mittelteil eines ehemaligen
Märchens sei, läßt sich nicht wohl entscheiden; denn der
Raum, wo möglicherweise ursprünglich die Grabschrist ge-
standen haben kann, ist stark mit Mörtel ansgegosseu.
Donatoren in kleiner Figur kommen im Mittelalter oft ans
Gemälden und Skulpturen vor. Um ans ein Beispiel in der
Ellwanger Stiftskirche selbst hinznweisen, ist in die Südwand
der westlichen Vorhalle dortselbst eine pvlychromierte Stein-
sknlptur eingelassen: St. Anna selbdritt, St. Johann Evan-
gelist und Hieronymus; unten in kleiner Figur knieend der
Stifter Fürstpropst, Albert II. Thumb v. Neuburg (1503 bis
1521) samt Wappen. Ich habe, was auch in die Ellwanger
Oberamtsbeschreibuug S. 381 ausgenommen wurde, ans Grund
einer Notiz in dem 1536 geschriebenen Inder eneremonialw
ecclemne Ölvnceiwis von Chorvikar N. Vitus Goldsteiner H
nachgewiesen, daß diese Skulptur der Mittelteil (Schrein) des
St. Anna- und Hieronymnsaltars ist, ans den der genannte
Donator 1508 eine Vikarie stiftete. Er stand ursprünglich
im nördlichen Querschisf der Stiftskirche und das Kapitel hielt
dorthin an den Festen der hl. Anna und des hl. Hieronymus
nach der ersten Vesper eine Prozession; am ersteren Feste war
daselbst auch die Frühmesse, und am Sonntag darauf das
Dedikationsgedächtnis.
0 Bis jetzt war es unerklärlich, daß dieser Goldsteiuer nach dem
Katalog bei Khamm, Hlerg.rcbla.-VuZu8ta.im, Nroäroru. p. 172 erst 1553
Chorvikar geworden sein sollte. Aus dein Matrikelbnch der St. Veits-
bruderschaft in Ellwangen konnte ich nnn nenestens feststellen, daß es
zwei Chorvikare nnd Magister Goldsteiner mit gleichem Vornamen ge-
geben hat. Goldsteiner I, der Schreiber des genannten Bnches, wurde
Chorvikar spätestens ansangs der zwanziger Jahre des 16. Jahrhunderts
und starb 155t; er ist bei Khnmm nicht genannt. Goldsteiuer II, ohne
Zweifel ein Verwandter des ersteren, wurde Chorvikar 1553 nnd war
nicht Mitglied der Bruderschaft.
 
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