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Beck, Paul [Editor]; Hofele, Engelbert [Editor]; Diözese Rottenburg [Editor]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Beck, Paul A.: „Ein schoen alt Lied von Grave Fritz von Zolre dem Oettinger und der Belagerung von Hohen Zolre“ oder die Zollernsche Fehde im Jahre 1423, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0067

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mund, der sich damals gerade auf dem Konzil zu Konstanz
befand, Klage. Auf den Vorschlag des Burggrafen von Nürn-
berg wurde die Niedersetzung einer Kommission zu Tübingen
behufs Untersuchung dieser Sache bestimmt, zu welcher der
Graf und die Abgesandten von Nottweil geladen wurden.
Allein statt sich hiezu einzufindeu, überfiel der „Oettinger" die
Rottweiler aufs neue unversehens auf dem Wege gen Tübingen,
tötete eine Anzahl derselben und schleppte die anderen auf
seine Burg, auf welcher er sie gefänglich hielt. Nicht lange
stand es au, so ließ er sich weiter beigeheu, auf dem Markt
zu Nangendiugen acht Bürger von Rottweil und 46 (?) von
Rotteuburg gefangen zu nehmen und gleichfalls ans seine
Feste zu schleppen. Damit war nun das Maß seiner Gewalt-
taten voll: das Kaiserliche Hofgericht zu Rottweil erklärte ihn
mit Fug und Recht wegen Landsriedensbruches in des Reiches
Acht und Aberacht; die Stadt Nottweil wartete eine gemein-
schaftliche Reichsaktion gar nicht ab, sondern benützte den
gleichzeitigen Einfall eines weiteren Gegners des Geächteten,
des Psalzgrafen Otto, ins Zollernsche Gebiet und ließ dasselbe
sengend und brennend durchziehen. Mittlerweile tagten die
Städte in Ulm, um die über den Zollerngrafen ausgesprochene
Acht zu vollziehen; einige Vermittlungsversuche hatten keinen
Erfolg mehr, da der „Oettinger" sich nach und nach mit Gott
und aller Welt und fast mit allen Angehörigen seines Hauses
verfeindet hatte und die Erbitterung wider ihn zu groß war,
als daß der heranziehende Sturm sich noch hätte beschwören
lassen. In seiner Wildheit hatte er sich einmal sogar nicht
entblödet, sich an einem greisen 70jährigen Priester zu ver-
greifen, weshalb er mit dem Kirchenbann bedroht wurde. Ans
ein an ihn ergangenes Ultimatum, der Stadt Rottweil auf Grund
eines Richtersprnches 2000 Pfund Schadensersatz zu leisten
und die Nottweiler Gefangenen herauszngeben, spottete und
weigerte er sich dessen und trieb damit die Angelegenheit
auf die Spitze. Der Krieg ward gegen ihn beschlossen; die
Reichsstadt Rottweil sandte ihm alsbald folgenden Absagebrief:
„Wohlgeborner Herr Grass Friedrich v. Zolr der älter Als
Ir mit eweren Ryttern, die bey ewch anfs dem Veld gewesen
seind, vns vnsere Burgern vnd die vnsere gefangen gen Zoller
gestiert, vnd die da noch In Fängknns handt In den Dingen,
das wir vnd die vnsern der onbesorgt gewesen sehen die der
Hochgebornen vnser gnedigen Herschaft von Würtemberg Näthe
mit Ihr Erbarm Potschaft ist, vnd vuch die Ersamen Wysen
gemain Rhchsstätt botten vnser Vereinigung In Schwaben mit
geschrifft aufrecht von euch ansgenordert handt, die aber vns
ansrecht nich ledig werden mögen, vnd Ir die darüber onne-
ruolgt des Rechten ze Zollr in Fänknnß halten. Also wißent
das wir darumb ewer vnd ewerer mit Ryttern die bei euch
auff dem Veld gewesen seind, als die vnsern gefangen wurden,
vnd ewer Helsfer seind sein wollen, vnd wellen daß vnser
Ehre gen euch vnd vorgenannt eweren mit Ryttern, die bey
ewch aufs dem veld gewesen seind, als vorbegrisfen ist, vnd
eweren Helffern bewart haben. Mit vrknndt diß Briefs darauf
wir vnser Statt Jnsigel Inwendig haben thnn truken, der
geben ist anff Sambtag nach vnsers Herren Anffartag anno
domini 1400 vnd im 22 Jahre
Bürgermeister, Rath und Bürger der
Statt Notwyl."
Zum Unglück für den Zollerngrafen war sein guter
Freund und Gönner Graf Eberhard III. von Württemberg,
der „Milde", kurze Zeit vorher im Jahre 1417, und bald
darauf auch dessen Sohn Gras Eberhard IV. am 2. Juni
1419 früh mit Tod abgegangen und schlug sich des letzteren
ans den Oettinger persönlich ergrimmte Witwe, Gräfin Hen-

riette von Württemberg, geb. Gräfin von Mömpelgard,
echtes Mannweib, gleichfalls auf die Seite seiner Feinde-
1. Juni, nach anderen erst gegen Jakobi 1422 rückte die "
einigte reichsstädtische und württembergische Heeresmacht,
welcher außer Nottweil die Städte Nördlingen, Gmünd, Di»st
bühl, Bopfingen, Aalen, Giengen, Weil die Stadt,
mingen, Kempten, BiberachH, Kaufbenren, Lentkirck)^^
Wangen, Pfnllendorf und sogar auch Straßburg ihre
schaft gestellt hatten, vor die Bergfeste Zollern; der "
Crnsins spricht gar von 40 000 Mann, die sich vor die ^
gelagert hätten, was natürlich, wenn auch die BelagerE,
macht ohne Zweifel für die damalige Zeit eine starke ^ '
eine enorme Uebertreibnng ist. Wie sich doch die V;
binnen kurzer Zeit verändert hatte: noch vor wenigen W ^
war Graf Fritz als vielbegehrter Kriegsmann von ,
Feldhanptmann gerade des schwäbischen Städtebnndes ge>"H
Der „Oettinger" seinerseits stand so gut wie allein n»d
Verbündete; einzig sein Bruder Friederich, genannt
damals Domherr zu Straßburg und nachmals von 1434 -^ 4
daselbst, welcher mit dem „Oettinger" große Charakteräh»
keit hatte, hielt bei ihm aus, während sein anderer BO ^
Graf Eitelfriederich — und hierin kommt der damalige -o ^
lernsche Familienzwist am drastischsten zum Ausdruck
seiten der Belagerer stand; nur die Augsburger (!)
ihm zuerst 50, hernach noch 60 wohlansgerüstete Reiter ^
200 Mann Fußvolk gesandt, welcher Zuzug indes
wieder abgezogen zu sein scheint. Die Belagerung
aller Macht betrieben; gleich in den ersten Tagen beP)
die Städter die Burg mit steinernen Kugeln ans 4V) ^
büchsen. Der tapfere Graf Fritz, oft unerschrocken
äußersten Spitze seiner Burg stehend, stellte indes
Mann; Felsen und Baumstämme rollten den steile»
hinunter und zermalmten viele der Feinde.
„Auf den Mauern, — sinkt der Dichter (Alex. Patnzzi) ^
Felsen, auf den sterneunahen
Flattern Zollerns reiche Fahnen, die sich stets den Sieg 6^^,
Wenn sie wehen in den Schlachten, faßt die Feinde starre-«
Sieggewohnt sind die Panner, die ins Thal herunterschaU^P^chli»'
Dem jetzt Rosse zahlreich nahen, wo ein Kriegsheer sich ^
Todesmutig, thatenkraftig in der Herrin Gegenwart. ^

Die Trompete ruft znm Sturme, tausend Helle Schwerter
Tausend Schilde sind erhoben, eine tapfre Brust zu schätz^"'

, blitze"'

Aber Friedrich, dieser Streiter, einem Todesengel gleich,
Stehet fest, wie seine Mauern; seines Arms geivalt'ger ^ht,
Mächtig, einen Baum zu spalten, spaltet Schild und „
Und wie niedersinkt der Abend, labet ihn des Sieges Fruw --

Als die Mauern bereits stark beschädigt waren, I - §iO
die Belagerer zur Uebergabe auf, worauf der " chtst
unmenschliche, barbarische Weise antwortete, indem o ^jlll
nach anderen bloß drei — unglückliche gefangene R
angesichts der rachednrstigen Städter an den ^iF
anfknüpfen ließ — ein Makel, der ihm ewig anhaste
Mit erneuerter furchtbarer Wut bedrängteil die Belag ^
Feste; doch der „Oettinger" hielt immer noch st"'
erzählt sich — wie überhaupt sich an die dämonische^ §e>
nnng des Zollerngrafen ein ganzes Gewebe
heute noch im Munde des Volkes fortlcbcnden, auch ^sis"
Poesie verklärteil Sagen, wie über sein Verhältnis zi ^
Henriette, „der höllische Schuß" knüpft —, <^d0>'k
liebte ans dem zn seiner Grafschaft gehörigen ^ ist
Mössingen bei sich auf dem Zoller gehabt, welche

H Ravensburg nicht auch?
 
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