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Beck, Paul [Hrsg.]; Hofele, Engelbert [Hrsg.]; Diözese Rottenburg [Hrsg.]
Diözesan-Archiv von Schwaben: Organ für Geschichte, Altertumskunde, Kunst und Kultur der Diözese Rottenburg und der angrenzenden Gebiete — 8.1891

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Miszellen
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https://doi.org/10.11588/diglit.20200#0089

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Ansrage ist somit dahin erledigt, das; hier ein sehr siniistöreiider Schreib-
fehler vorliegt, die Jnschrist: Franz Nasael von Ulm lallten soll
und das; es einen Glasmaler Frank Nan(e)el von Ulm überhaupt nicht
gegeben hat. —ck.
Ulmer Justiz. Der treffliche Geschichtschreiber Ulms, Domini-
kanermönch Felix Fabri weis; unter anderem seiner zweiten Heimat Ulm
nackiznrühiiien, das; sie das Recht Neichen und Armen, Edlen und Un-
edlen ohne Unterschied gleich gesprochen lind wegen ihrer gerechten
Justizverwaltung überall grosses Ansehen erlangt habe; er berichtet
darüber, wie sie „sogar uninteressiert geblieben", eine kurzweilige Probe.
Es habe einst einer von Ursberg, dem Sitte eines Prämonsiratenser-
Reichssiiiles, „der vor Gericht hie selbst gelegen", des Tages vor der
Gerichtssitzung ein gemästetes Schwein vor aller Bürgermeister, Richter
und Znchtmeister Häuser getrieben, und solches jedem angeboren, seine
Sache anss beste zu rekommandiere», aber keinen gesunden, der es an-
genommen, sondern es wieder nach Hause nehmen müssen und doch sein
Recht gefunden! UcK
Sympathetische Tinte. In den während der Reformation
von den Reichsstädten Augsburg, Riirnberg, Ulm, Strasjbnrg und an-
dern zu Gunsten derselben gepflogenen Verhandlungen bedienten sich
diese Städte, wenn sie einander geheim zu haltende Sachen zu schreiben
halten, um das Jahr 1529 einer unsichtbaren Schrift, welche, um
gelesen werden zu können, über eine Glut gehalten werden musste; jedes-
mal wurde ein lesbarer Brief gnasi als Avertissement beigelegt. Diese
Scurisl hat das Papier sehr dnrchsressen. Bakmann in seiner Geschichte
der Erfindungen fand die erste Eiwähnnng einer sympathetischen Tinte
im Jahre 1657; hier haben wir eine um Il8 Jahre ältere. Heck.
Anwesenheit des Papstes Pitts VI. in Augsburg.
Einem in leItter Zeit im „Historischen Verein für Schwaben und
Nenbnrg" vom Kgl. Reallehrer Herrn Vogel über dieses Thema ge-
haltenen interessanten Vorträge ist folgendes zu entnehmen: Pins Vl.
gilt als der „apostolische Wanderer". Zweimal ist er über die Alpen
gewandert, einmal als Pilger, das andercmal als Verbannter. Zu
damaliger Zeit waren die Verhältnisse der Kirche keine glanzenden,
sondern bedenkliche. Die Autorität des Pontifikates in der katholischen
Welt war tief erschüttert, die Ordnung wankte und der Geist der Auf-
klärung drängte immer weiter. Diesem Abfall zu steuern lind um das
Ansehen der Kirche, welches schon vielfach geschädigt war, wieder herzu-
stellen, verai.in,tt- c.^n Papst zu einem Besuche des Kaisers Joseph ll.,
und dieser Pilgerreise verdankt die Neichshanptstadt Augsburg die
Denkwürdigkeit des Aufenthalts des Papstes in seinen Mauern. Pins
wollte den Kaiser persönlich für sich gewinnen. Seine äussere Er-
scheinung war allerdings eine derartige, das; selbst Protestanten ganz
für ilni eingenvinmen wurden. Seine ehrfnrchtgebietende Schönheit
und einnehmende Herzensgüte lies; die Reise zu einer förmlichen
Trinmphreise sich gestalten, die Anmut seiner Erscheinung war groß-
arlig. Die Eindrücke in Wien müssen nicht besonders günstig aus-
gefallen sein, desto grösser war der festliche Empfang in Augsbnrg.
Klemens Wenzeslans hatte den Papst eingeladen und Pitts VI. hatte
zngesagt. Beide hohen Kirchenfürslen hatten eine aufrichtige Frömmig-
keit, eine freundliche und vornehme Herablassung des Wesens gemein-
sam, beide waren der Aufklärung innerlich fremd, aber wollten auch
den offenen Kampf dagegen nicht. Durch Nachgiebigkeit und Biegsam-
keit ihres Benehmens überwältigten sie die größten Schwierigkeiten.
Die Reichsstadt Augsburg hatte zweinial die Ehre des Besuches von
Päpsten, nämlich Lev IX. und Pins VI. Eine Reise des Papstes
war damals eine allerhöchste Seltenheit, deshalb die Spannung des
Volkes sehr gross. In einer Ratssißnug beschlossen die protestantischen
Vertreter, den Papst als souveränen Fürsten und als Oberhaupt der
katholischen Welt anzuerkennen und ihn nach den Normen des Reichs-
tags zu empfangen. Sämtliche Anstalten, das Militär, sollte ohne
Unterschied der Religion herangezogen werden. Ans den Wällen der
Stadt wurden je vier Kanonen, welche je zwei Schüsse abznjenern
hatten, ausgestellt und hierdurch das Zeichen zum Läuten sämtlicher
Glocken der Stadt gegeben. Zwei Eskorten Katholiken lind Prote-
stanten , zwei bürgerliche Ehrenevmpagnien und eine Compagnie der
bürgerlichen Stadtgarde waren an den Thoren ausgestellt. Zwei Aelleste
sollten den Papst empfangen und ihm Geschenke darreichen. Ans An-
ordnung des Magistrats wurde von den Kanzeln den Evangelischen ein
geziemendes Benehmen anempsohlen, um jede Reibung zu vermeide».
Am 2. Mai erfolgte der Einzug. Grosze Menschenmasscn strömten in
die Stadt, der Einmarsch der schwäbischen Kreiskontingente erfolgte und
die Gasthäuser reichten zur Aufnahme der Fremden nicht ans. Es
war ein heiterer Frühlingstag. Nachmittags 4 Uhr hatte der Papst
die ^tadtgrenze erreicht, der Fürstbischof, die Garden und Vorreiter

eskortierten um 5 Uhr den päpstlichen Reisewagen in die Stadt. ^
dem roten Thvre erteilte der Papst 20000 Menschen den Segen
fuhr sodann nach der Residenz in Begleitung der Geistlichkeit - ^
Herren vom Rat, der Kaufmannschaft, der Kavaliere, des
und des Domkapitels. Drei Viertelstunden hatte der Zug bis^ ^
Dom gedauert. Nach dem Besuche des Domes begab sich Pi>^ Ll
bischöflichen Pfalz, vor welcher ein Thron nnfgestellt war, »»"..^,1
erteilte er den Segen und empfing eine Deputation des katholü t
Magistrats. In lateinischer Anrede dankte der Papst für den ey .
vollen Empfang seitens beider Konfessionen, drückte seine VerwnndeO .
ans über die Schönheit und Zierlichkeit der Gebäude und mah»^^
Standhaftigkeit im Glauben. Abends empfing er den Besuch des ^
fürsten Wenzeslans. Am nächsten Tage las er im Doin die ^
und hörte eine Messe seines Beichtvaters an, worauf viele Kaw".^,,,
und Damen von Stand znm Handkuß zngelassen wurden. D>r P
vom Magistrat dargereichten Geschenke überwies der Papst den dn» ,
anstalten der Stadt und pries die wohlthätige Gesinnung der leh» ^
Er selbst spendete 500 Dukaten an die Armen. Besonders betonte ^
Papst die große Freude, die ihm durch das freundliche Begegne»
Protestanten bereitet worden. Er besuchte sodann das Rathauses
goldenen Saal und empfing weitere Deputationen. Des anderen
besichtigte er St. Ulrich, die Dominikanerkirche, den Herkulesbrw ^
und die Stadtbibliothek. Hier begrüßten ihn die Vorstände Swzer^,
v. Rehlingen und es hielt der protestantische Rektor von St- » „l-
Mertens, eine lateinische Anrede, welche später so viel Statt
wirbeln sollte. Hingerissen von dem Zauber der Erscheinung, h,,pl
er den Papst als Stellvertreter Gottes auf Erden nnd als
der Kirche; auch soll er sich auf die Kniee geworfen und beide
billend zu ihm emporgehoben haben. Es wurde dem Nektc" l H
vorgeworfen, daß er den Pantoffel geküßt habe. Mertens , ,^hr
zwar alles, allein zunächst die protestantische Litteratur ließ
ab, denselben aufs heftigste zu verfolgen. Der Papst seM K^rsi
die Besichtigung der Sehenswürdigkeiten fort, war gegen alle
herablassend und leutselig nnd wurde es allgemein freudig bew^'
er dem siebenjährigen Söhnlein des Herrn v. Stetten, welches!^ll^
lern bei seinen Angehörigen im Bibliotheksaale stand, die Wange stv^ z,ck
Au; 5. Mai feierte er sein Namenäfest nnd wohnte, geschmückt
Tiara — dreifacher Krone — dem Hochamt im Dome bei, »»4^ -ec
fürsten nnd anderen hohen Geistlichen umgeben. Und »""
feierlichste Moment während der ganzen Anwesenheit des v
in unfern Mauern. Von einem an der Residenz errichteten
herab erteilte der Papst der auf dem Frvhnhvf knieenden st'w
Volksmenge unter dem Donner der Kanonen und dem Getan M
licher Glocken den apostolischen Segen. Die Zahl der ans , ^
befindlichen Personen wird auf 75 000 berechnet. Znm Aine §,c ^
diesen feierlichen Akt ließ der Magistrat später den »och M


mepöenz vepnoucyen Zleinernen vatlon errnhlen. iiM
Bei der Abreise des Papstes waren unzählige Menschen a^, vc
Zwei Kavaleriecvmpagnien begleiteten ihn beiin Scheide» ^ M
Stadt, die Kreiskavallerie ritt bis Inningen, nnd von doU - l>c
Füssen bildete allerorts das Volk Spalier. Der katholische
gleitete ihn bis Rom. Der Eindruck ans die Augsburger P>c^^ e>
wird als großartig bezeichnet, während es allerdings »»ch Mh,,
Stimmen ans protestantischen Kreisen fehlte, welche leßteren '
Verehrung, kriechendes Benehmen n. s. w. vorwarfen, diea'
diesen Angrisfen gegenüber das Benehmen der Augsburger 4",^
insofern in Schuß, als er die herzliche Meinung derselben e> ^
fallsigen Znweitgehen gegenüberstellt. Den Bestich des
Augsburg nennt Redner ein schönes Fest, sowohl für "
auch für den Papsi. (Nach der ,,W ^
Johann Ochsenbach, kaiserlicher Rat ans
(Tübingen'?) gebürtig, trat am 19. Juli 1651 im ,0^

Weingarten von der evangelischen zur katholischen Kirche
seinem im Jatir 1658 erfolgten Lebew-,'.^

>v» .

auch daselbst „IN 8aceIIc> 8. Oeanarcki" begrabe» " '.^etl
darunter ancl^eine wertvolle Bibliothek mit manchen ^
ließ er dem Stifte (s. Gerh. Heß, prockromus rerum guetp djZcr A,,s-
S. 485). Ein geschriebener Katalog über die Auswahl cnw der ^ ,
liolhek — ein Manuskript von 59 Blättern in Fol. — ist "„backst^
schrist: ,,I^c>bri selecliores ex biblilltbecn a clciinino 0x6 ^ cl>5 ,,
nastcric» Weingartens! O. 8. Ilen. legatis et secuncluw c. ^
Onli a ?. Oregoric» a. 1659" vorhanden und voll Al»»!»»
lhal zu München im 10. Bande seiner „bidliotbeca ca c -
logica" xKat. dir. 60, S. 289) um 18 M. ansgebote».


Stuttgart, Bnchdrtickerei der Aktiengesellschaft „Deutsches Vvlksblatl".
 
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