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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Osborn, Max: Neue Arbeiten von Oskar Kaufmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0044

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Neue Arbeiten von Oskar Kaufmann.

ARCHITEKT OSKAR KAUFMANN BERLIN.

Fensterseite des Musiksaals im Hause Dr. Epstein.

Mietswohnungen eingerichtet hat, bewährte er
diese Art. Es ist in diesem Künstler eine wahre
Leidenschaft zum Holz, und es gibt wenige, die
diesen schönen Baustoff mit einem so zärtlichen
und männlichen Gefühl für die edle Pracht des
Materials, für die behagliche Wärme seiner to-
nigen, dunklen Flächen, für den schlichten ma-
lerischen Reiz seiner natürlichen Maserungen
zu behandeln wissen. Kaufmann hat Zimmer-
ecken, dann ganze Stuben mit hochgezogenen
Holzpaneelen verkleidet und mit diesem Mittel
eine wunderbare Wirkung erreicht. Große
Flächen und Felder, in schwere Rahmen ge-
setzt, von einer strengen Abschlußlinie begrenzt,
erhöhen das Gefühl und die Vorstellung vom
Wesen des Räumlichen. Wiederum wechseln
freie Partien mit einzelnen besonders bedach-
ten Schmuckstellen, meist dicht an der oberen
Grenze, die er gern mit einem ausdrucksvollen
Holzreiief versieht. So finden wir die ganz
architektonisch durchgeführten Wandungen ei-
nes Musikzimmers mit außerordentlich fein ge-

schnitzten Reliefallegorien geziert, die in vier-
eckige kleine Felder eingesetzt sind. Ein Herren-
zimmer , ein Bibliotheksraum haben ähnliche
Motive. — Der Bildhauer Feuerhahn, der neben
Metzner viel an Bruno Schmitz' Weinhaus
„Rheingold" mitgearbeitet hat, ist hier meist
als Kaufmanns Helfer aufgetreten.

Die starre Flächigkeit der Holzverkleidungen
wird dann gern durchbrochen durch eingebaute
Schränke mit Glastüren, die oft in strengem
Rahmen ein System aus drei Teilen mit schräg
eingestellten Flügeln und, um dem Auge in der
konsequent durchgeführten Rechtwinkligkeit
ringsum eine angenehme Abwechslung zu bieten,
oben einen etwas launischeren, geschweiften
Umriß aufweisen.

Den großen Formen, die doch niemals in den
übertreibenden „Elephantenstil" ausarten, son-
dern sich mit Takt den speziellen Raumverhält-
nissen der Zimmer unterordnen, entsprechen
einfache und starke Farbenkontraste, die den
konventionellen Akkorden klug aus dem Wege

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