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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 28.1911

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Kleine Kunst-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0153

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Kleine Kunst-Nachrichten.

FASSADE DER AUSSTELLUNG MÜNCHEN DER VEREINIGTEN WERKSTATTEN FÜR KUNST IM HANDWERK.

Der21.DelegiertentagdesVerbandes
Deutscher Kunstgewerbevereine.
Diesmal war es in Magdeburg. Es war aber nicht um
ein Jota besser als vergangenen Jahres in Berlin.
Die Delegiertentage könnten sehr viel fruchtbarer
werden, wenn man sich endlich dazu entschlösse,
die Tagesordnung um die Hälfte der zur Bespre-
chung stehenden Themata zu kürzen, alle verwal-
tungs-technischen Dinge und ähnlichen Kleinkram
in Kommissionen zu erledigen und nur wirklich
wichtigen und prinzipiellen Problemen das Plenum
zur gründlichen Diskussion zu eröffnen.

Aus der Reihenfolge der Gespräche sei das
folgende notiert: Über die Eisenacher Gebühren-
ordnung sollen nach wie vor Erfahrungen gesam-
melt werden. Von den Flugschriften hatte man
eine Probenummer vorgelegt. Sie enthält einen
klugen Aufsaß von Karl Groß über Gold und Silber
und zwei andere kurze Beiträge von Praetere und
Lehnert. Es scheint nicht ausgeschlossen, daß
dies literarische Unternehmen sich entwickeln läßt,
aber erst, wenn ein Verleger mit seinen praktischen
Erfahrungen und seinem Geld sich der Sache an-
nimmt. Es kann nie genug geschehen, das Publi-
kum aufzuklären und ihm Käuferregeln zu geben.
Es ist auch richtig, daß solche Flugschriften zum
Lesen der bereits vorhandenen Literatur, besonders
der Zeitschriften, anreizen können. Eine Regelung
der Wettbewerbe wird erstrebt; die Kunstgewerbe-
vereine mühen sich gemeinsam mit einer Reihe
anderer Interessengruppen um Normen. Bis auf
weiteres wird man sich begnügen müssen, den
Preisrichtern die moralische Verantwortung für

jeden Wettbewerb, dem sie durch ihre Namen
zur Lockspeise werden, aufzulegen. Die Wander-
Ausstellungen haben sich bewährt; besonders den
kleineren Städten ist es erwünscht, mustergültige
Vorführungen aus Spezialgebieten des Kunst-
gewerbes bei sich zu sehen. Aber: mustergültige.
So ist also schärfste Kritik beim Zusammenstellen
dieser reisenden Kollektionen unbedingt notwendig.
Zur Revision des Geschmacksmustergeseßes be-
richtete Professor Dr. Osterrieth, daß geplant sei,
der Reichsverwaltung eine internationale Hinter-
legungsstelle zum Zwecke der schnellen und kor-
rekten Kontrolle vorzuschlagen. Die Aussprache
über die Erfahrungen, betreffend die Welt-Ausstel-
lung Brüssel 1910, wurde vertagt. Der Magde-
burger Stadtrat Sahm gab eine Zusammenstellung
der ästhetischen Forderungen, die an das städtische
Mietshaus zu stellen sind. Dr. Hellmuth Wolff lenkte
das Interesse auf die Beziehungen der Haushöhe
zur Hausrente. So sollen für Halle zweieinhalb
Stock das Maximum der Rentabilität sein. In Berlin
soll, wie Muthesius bemerkte, die Rentabilität vom
vierten Stockwerk an infolge der hohen Herstellungs-
kosten abnehmen. Ganz geklärt sind diese Fragen
jedenfalls noch nicht; doch wäre es gewiß interes-
sant, über dies wirtschaftliche Problem und die
eventuell sich daraus ergebenden ästhetischen Kon-
sequenzen einmal etwas Genaues und Exaktes zu
hören. Auch der Kampf um die deutsche Schrift
stand auf der Tagesordnung. Mit Feuereifer sprach
Dr. Ferdinand Schmidt für die Fraktur, und es
wurde auch zuleßt einer entsprechenden Resolution
zugestimmt. Peter Jessen warnte dagegen lebhaft

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