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Bredt, Ernst Wilhelm: Bildhauer Ludwig Dasio - München
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.7380#0363
Ludwig Dasio—München.
heit, von aller billigen oder
kostspieligen Sucht zu ge-
fallen und zu paradieren wan-
delte. Nicht in der fließenden
oder herben Bewegung seiner
Gestalten, in seinem ganzen
Werk ist das, was jenseits
aller Form und Bedeutung
jeder große Künstler haben
muß: jene Festigkeit, die den
Adel kennzeichnet auch im
Volke — die jeder Tüchtige
des Volkes erstrebt. — Wer
sinnend das schöne bisherige
Werk Dasios betrachtet, emp-
fängt ein Glück, wie aus
schlichter, sonniger Land-
schaft. Wer d i e A r t, die
Gesinnung der Werke
LUDWIG DASIO MÜNCHEN. »HERACLES«
liebter Plastiker. Wie gewinnt da
immer unsere Bewunderung für
den Bronzetechniker und Meister
der Ziselierung. Welche Güte der
Mache, welche Sorglichkeit künst-
lerischer Beobachtung, Arbeit und
Durchbildung bis ins kleinste —
ohne Kleinlichkeit! Welche Freude
für das Auge, an Dasios nackten
Gestalten entlang zu gleiten. Das
Gefühl für Stil nie unterdrückt
durch lebendiges Lebensgefühl —
die Freude an Fleisch und Gestalt
nie erstarrt durch Formalisierung.
— Alle wahren Künstler sind Ari-
stokraten — ich kenne nicht Volks-
kunst. Aber ich wüßte neben Lud-
wig Dasio keinen Bildhauer unserer
Zeit zu nennen, der in allem, in Auf-
fassung der Welt und Solidität der
Arbeit, so weit ab von aller spieß-
bürgerlichen Plattheit und Niedrig-
keit, aber auch fern von jeder
theatralischen Pose und Forciert-
LUDW. DASIO.
»KUGELSPIELER«
mm
]
LUDW. DASIO. BRONZE:
auf sich wirken läßt, meint
wohl nicht unrichtig, ein
Künstler müsse sie geschaf-
fen haben, der feststeht jen-
seits aller Bekümmernis,
aller Sorge. Dasios „Tän-
zerin" wüßte ich keine mo-
derne Figur zur Seite zu
stellen, die so ganz reines
lächelndes Glück wäre —
so ganz Gabe der Natur. Es
ist sicher, ein Künstler ganz
auf der Höhe der Sorglosig-
keit und der Anerkennung
könnte nicht fester und fröh-
licher und zufriedener wir-
ken als Dasio in seinen Wer-
ken. — Oder täuscht das?
Es täuscht nicht, was die
philosophisch-lächelnde, be-
dachtsam-beschauliche, doch
mit Mutterwitz dreinschau-
ende und rasch auffassende
PersönlichkeitDasios angeht.
1911. XI. 6.
349
heit, von aller billigen oder
kostspieligen Sucht zu ge-
fallen und zu paradieren wan-
delte. Nicht in der fließenden
oder herben Bewegung seiner
Gestalten, in seinem ganzen
Werk ist das, was jenseits
aller Form und Bedeutung
jeder große Künstler haben
muß: jene Festigkeit, die den
Adel kennzeichnet auch im
Volke — die jeder Tüchtige
des Volkes erstrebt. — Wer
sinnend das schöne bisherige
Werk Dasios betrachtet, emp-
fängt ein Glück, wie aus
schlichter, sonniger Land-
schaft. Wer d i e A r t, die
Gesinnung der Werke
LUDWIG DASIO MÜNCHEN. »HERACLES«
liebter Plastiker. Wie gewinnt da
immer unsere Bewunderung für
den Bronzetechniker und Meister
der Ziselierung. Welche Güte der
Mache, welche Sorglichkeit künst-
lerischer Beobachtung, Arbeit und
Durchbildung bis ins kleinste —
ohne Kleinlichkeit! Welche Freude
für das Auge, an Dasios nackten
Gestalten entlang zu gleiten. Das
Gefühl für Stil nie unterdrückt
durch lebendiges Lebensgefühl —
die Freude an Fleisch und Gestalt
nie erstarrt durch Formalisierung.
— Alle wahren Künstler sind Ari-
stokraten — ich kenne nicht Volks-
kunst. Aber ich wüßte neben Lud-
wig Dasio keinen Bildhauer unserer
Zeit zu nennen, der in allem, in Auf-
fassung der Welt und Solidität der
Arbeit, so weit ab von aller spieß-
bürgerlichen Plattheit und Niedrig-
keit, aber auch fern von jeder
theatralischen Pose und Forciert-
LUDW. DASIO.
»KUGELSPIELER«
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LUDW. DASIO. BRONZE:
auf sich wirken läßt, meint
wohl nicht unrichtig, ein
Künstler müsse sie geschaf-
fen haben, der feststeht jen-
seits aller Bekümmernis,
aller Sorge. Dasios „Tän-
zerin" wüßte ich keine mo-
derne Figur zur Seite zu
stellen, die so ganz reines
lächelndes Glück wäre —
so ganz Gabe der Natur. Es
ist sicher, ein Künstler ganz
auf der Höhe der Sorglosig-
keit und der Anerkennung
könnte nicht fester und fröh-
licher und zufriedener wir-
ken als Dasio in seinen Wer-
ken. — Oder täuscht das?
Es täuscht nicht, was die
philosophisch-lächelnde, be-
dachtsam-beschauliche, doch
mit Mutterwitz dreinschau-
ende und rasch auffassende
PersönlichkeitDasios angeht.
1911. XI. 6.
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