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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 58.1926

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Ankwicz, Hans: Moderne künstlerische Schrift: internationale Ausstellung im österr. Museum für Kunst und Industrie in Wien zu Ehren von Rudolf v. Larisch
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https://doi.org/10.11588/diglit.9181#0414

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Moderne künstleriscJic Schrift

Larisch selbst ist nie ein
Vielschreiber gewesen, er
hat seinen Schülern durch
das lebendige Wort und die
praktische Anleitung zwei-
fellos mehr Anregung ge-
geben als durch seine eige-
nen Schriftschöpfungen. Da-
rum beschränkte sich sein
Anteil an dieser Schau auf
ganz wenige, wenn auch
besonders erlesene Stücke;
umso beredter kündeten die
zahlreichen Arbeiten seiner
Schüler alle Vorzüge seiner
Methode, die Weite seines
künstlerischen Gesichtskrei-
ses und den strengen Ernst
seiner Gesinnung. In star-
kem Kontrast zur Farben-
und Bilderfreudigkeit der
Offenbacher Schreiber oder
der Holländer verzichtet der
Puritanismus der Larisch-
Schule in der Regel auf jeg-
liche Ornamentierung, Illu-
minierung und Illustrierung
und läßt als einzige Zier des
Schriftbildes bloß eine spar-
same Vergoldung, die Höh-
ung einzelner Buchstaben
oder Zeilen mit Rot und ge-
legentlich das eine oder an-
dere kleine Emblem gelten.
Nicht äußerlich hinzugefügte
Verzierung soll der Schrift
ihren Schmuckwert geben,
sondern ihre wohlproportio-
nierte innere Architektur.
Der Schriftrhythmus soll von
uns erfaßt und erfühlt, die
„Musik der Schrift" von
uns erlebt werden! Gleich-
sam in Reinkultur finden wir
Larisch's künstlerische Prin-
zipien in den Schriftblättern und „persönlichen
Büchern" seiner Assistentin Hertha Ramsauer
verkörpert, die ihrem Lehrer an seinem Ehren-
tage den auf Pergament geschriebenen vollstän-
digen Goethe'schen „Faust" (I. und II. Teil) dar-
gebracht hatte, eine in jeder Hinsicht bewun-
derungswürdige Leistung, die auch tatsächlich
als das Standardwerk der Ausstellung größtes
Aufsehen erregte. Weiter seien aus dem Kreise
der „Larisch'schen Pflegestätte für Schrift- und
Buchgestaltung" die dekorativen Schriften und
„Materialsprachen" von Maria Schmid-

HERTHA SLADKV—WIEN. »SCHERENSCHNITT«

Mayr (f), Fini Skarica,
Marianne Rath, Hedwig
Denk.RobertHaas, Hertha
Sladky, Lilian Murton,
Otto Hurm, Elisabeth Kar-
linsky und Erika Giovanna
Klien erwähnt, welch letz-
tere unter dem Einflüsse des
Cizek'schen Kinetismus die
rhythmisch bewegte „Stim-
mungsschrift" zu besonde-
rer Vollkommenheit entwik-
kelt hat. Buchkünstlerisch
und als Gebrauchsgraphiker
erfolgreich tätig ist Rudolf
Geyer; eine reizvolle, von
blühender Ornamentik um-
rankte Fraktur verwendet
Rudolf Junk in seiner holz-
geschnittenen Folge der
sechzehn kleinen Goethe-
Lieder. Abseits der offi-
ziellen Wiener Schule bilde-
ten der bekannte Plakat-
zeichner Julius Klinger mit
seinen wirkungsvollen Re-
klame-Blättern und Schrift-
paraphrasen, sowie der ori-
ginelle Johannes Döllgast
und Josef Binder — gleich-
falls mit vorzüglichen Pla-
katen—bemerkenswerte Er-
scheinungen. — Die Schrift-
werke der reichsdeutschen
Künstler wurden nach loka-
len Gesichtspunkten ange-
ordnet. Aus Berlin stellten
sich neben dem ungemein
produktiven E. Rud. Weiß,
dessen Buchtitel für die Ma-
rees - Gesellschaft in erster
Linie hervorgehoben werden
müssen, 0. H.W. Hadank
mit schönen Schriftgravuren,
Hanns Thaddäus Hoyerund
Vilma Frank mit geschriebenen Büchern, Kurt
S i e b e r t mit Buch- und Gelegenheitsgraphik ein.
Heinr. Wieynck-Dresden führte in radierten
Buchtexten, ausgezeichneten Schrifttiteln und
Gebrauchsgraphiken seine formschöne Kursive
in allen ihren Entwicklungsstadien vor, C. 0.
Czeschka-Hamburg, bekanntlich ein gebür-
tiger Wiener, hat seine berühmte Edel-Antiqua
nunmehr ganz in den Dienst der Industrie ge-
stellt. Die Leipziger Staatliche Akademie
für graphische Künste und Buchgewerbe
war korporativ vertreten und hatte namentlich
 
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