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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

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Posse, Hans: Die neue staatliche Gemäldegalerie in Dresden: auf der Brühlschen Terrasse
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https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0012

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MAX LIEBERMANN—BERLIN

GEMÄLDE »KOHLFELD« 1912

formate ihrer Bilder wegen. Man mußte sich auf
einen Ausschnitt, auf einzelne Persönlichkeiten
beschränken, die heute für uns besondere Be-
deutung besitzen. Aber diese Beschränkung
kommt wieder der Qualität und Aktualität des
Ganzen zugute, und der Besucher selbst wird
die Knappheit einer nicht ermüdenden Übersicht
dankbar begrüßen.

Die neue Galerie enthält in zwei Geschossen
je drei aneinander stoßende Langgalerien, die
durch einen geschickten Umbau um zwei kleinere
Säle und vier Kabinette vermehrt worden sind.
Von dem mit Türen und Supraporten aus der
Zeit um 1780 geschmückten Eingangsraum im
Erdgeschoß betritt der Besucher die untere
Miitelgalerie mit den Werken Ferdinand von
Rayskis. Man sieht unter 13 Werken das
große Bildnis des Domherrn von Schroeter und
die „Wildschweine", von denen 1906 die über-
raschende Wiederentdeckung dieser verschol-
lenen deutschen Malergröße ausgegangen ist.
Das Bildnis des „Mädchens mit dem Strohhut",
das mit so reizender Unbefangenheit darge-
stellt ist, läßt in der breiten Malerei und der
kühnen Zusammenstellung leuchtender Farb-
flächen mit tiefem Sammetschwarz von weitem
an Manet denken, und im Bildnis des Grafen

Zech bewundert man neben der Gewalt der
malerischen Darstellung eine Schärfe intuitiver
Menschenerkenntnis, die einer geistigen Ent-
blößung nahekommt. Der Vergleich mit der da-
neben hängenden „Predigt in der alten Kloster-
kirche" des jungen Menzel von 1848 macht
klar, wie nahe sich damals beide Maler in ihren
künstlerischen Bestrebungen wie in der Höhe
der Leistung gestanden haben. In den nach rechts
führenden Räumen wird das für die deutsche
Kunst der ersten Jahrhunderthälfte besonders be-
deutsame Dresdner Thema in seinen Zusammen-
hängen mit Süd und Nord nach rückwärts ver-
folgt. Die „neudeutsche" Kunst der Nazarener,
die zuerst wieder ihre Erleuchtung im Süden, in
Rom, gesucht haben, ist im anschließenden Raum
durch Julius Schnorr von Carolsfeld, die
Brüder Ferdinand und Friedrich v. Olivier,
den Tiroler Jos. A. Koch, sowie den jungen
Ludwig Richter vertreten, dessen „heim-
kehrender Harfner" in der klaren leuchtenden
Farbigkeit, in der Naivität der Erzählung an alt-
deutsche Kunst erinnert und ein an Schnorr und
vor allem an Koch gebildetes Stilgefühl verrät.
Ludwig Richter in voller Reife, mit Haupt-
werken wie der „Überfahrt am Schreckenstein"
und dem „Brautzug im Frühling" beherrscht den
 
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