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Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

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Hildebrandt, Hans: Alfred Lörcher - Stuttgart
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https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0051

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ALFRED LÖRCHER— STUTTGART

»DREI FRAUEN« TERRAKOTTA

ALFRED LÖRCHER-STUTTGART

VON DR. HANS HILDEBRANDT ^

Vergleichen wir das Wirken der Neuen Kunst, Mit einer ^£ S^P^£ bewußter Abkehr
die den Naturalismus aller Spielarten ablöste, ubera,Uerd°rr|echischei; Antike des Phidias- und
in den Bereichen der Skulptur und der Malerei, von^ Q * s und yon der Renaissance wie

so fällt sofort ein grundlegender Unterschied des 1 r»M ^öenständlich orientierten Naturahs-
Verhaltens auf: Jene erscheint wesentlich weniger von Qemj18 ^ ^ ^ Gestalten auf tek-
zu radikaler Einstellung geneigt als diese. Die
Bildhauer beteiligen sich seit den frühen Tagen
des Expressionismus und des Kubismus bis zu
den jüngsten Bewegungen der Gegenwart —
konstruktivistisch-abstraktes Gestalten, Neurea-
lismus, Magismus usw. — nur ausnahmsweise,
dann aber meist mit besonderer Kühnheit, an
den extremsten Richtungen. Sie wählen vielmehr
unter den Bewegungen jene aus, die sich in mehr
oder minder enger Fühlung zu der „Natur halten.
An Gründen zu diesem Verhalten fehlt es nicht.
Die Plastik verfügt über erheblich minder beweg-
liche Mittel als die Malerei; Übersteigerungen, Fro-
portionsveränderungen usw. wirken sich bei der
Körperhaf tigkeit ihrer Aufbauelemente viel inten-
siver aus; und endlich lebt den Bildhauern fast
durchweg eine tiefe Ehrfurcht vor der Harmonie
der plastischen Erscheinung des naturgeschatte-
nen Körpers, vorab des Menschenleibes, im Blute.

tonischer Grundlage ruht.

Ein Bildhauer dieser Art ist Alfred Lörcher,
der, 1875 in Stuttgart geboren, nach technischen
Vorstudien in einer dortigen Bronzegießer-Werk-
statt, nach künstlerischem Lehrgang unter der
trefflichen Unterweisung Rümanns in München,
der nicht wenige der heute geachtetsten Plastiker
erzog, und nach ergebnisreichen Reisen in Italien,
Frankreich usw. seit 1916 als vielbesuchter Lehrer
an der Kunstgewerbeschule seiner Vaterstadt
wirkt. Daß man die zahlreichen Lörcher-Schüler
nicht an einer Manier, sondern an der grund-
sätzlichen Einsicht in das plastische Gestalten
und an dem sicheren Können erkennt, zeigt,
wie klar er selbst sich über das Wesentliche ist.

Die Beobachtung, welche Künstler der Gegen-
wart und welche Epochen früheren Schaffens von
Einfluß waren, ist immer aufschlußreich. Bei Lör-
 
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