Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Deutsche Kunst und Dekoration: illustr. Monatshefte für moderne Malerei, Plastik, Architektur, Wohnungskunst u. künstlerisches Frauen-Arbeiten — 69.1931-1932

DOI Artikel:
Hildebrandt, Hans: Alfred Lörcher - Stuttgart
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7203#0053

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
45

ben von 1931, vollplastisch vor eine zusammen-
haltende Rückwand gestellt, sind Variationen
eines Themas. Und wie ruhig fließt in sanfter
Bewegung und Gegenbewegung bei manchen
Gestalten, wie bei dem auf dem Boden sitzen-
den Jüngling oder bei der liegenden Frau (Ab-
bildung in meinem Bande „Die Kunst des 19. und
20. Jahrhunderts" zum Handbuch der Kunst-
wissenschaft) lebendiger Rhythmus vom Kopf zu
den Füßen und wieder zurück.

Lörcher hat fast alle Plastiken, die, auch dies
hängt mit seinem Sinne für das Elementare zu-
sammen, mit seltensten Ausnahmen reine Akte
sind, in Ton ausgeführt. Gewiß auch darum, weil
der Bildhauer heute wohl oder übel gezwungen
ist, auf kostspielige Stoffe, auf Stein und Bronze,
zu verzichten. Aber Lörcher hat auch, nament-

lich seitdem er seine Plastiken unmittelbar aus
Ton aufbaut, wachsende Vorliebe gewonnen für
dies bildsame, zur großen Form hindrängende,
jede Durchbrechung des Gesamtvolumens vergön-
nende und, bei aller Ferne naturalistischer Wir-
kung, warme und lebendurchströmte Material.

Daß Lörcher nie die ihm durch die eigene
Natur gezogenen Grenzen seiner Kunst über-
schritt, bezeugt die Echtheit seines Künstlertums.
Selbstbescheidung in diesem Sinne ist alles an-
dere als Armut. Der Menschenleib, an dem, vom
Standpunkt des plastischen Grundproblems ge-
sehen, alle Glieder einschließlich des Hauptes
gleiche Wichtigkeit haben, ist das bleibende Thema
seines Schaffens. Esbirgt, wie die Kunstaller Zeiten
und Völker lehrt, Wandlungsmöglichkeiten genug,
um sich niemals zu erschöpfen.........h. h.

ALFRED LÖRCHER. TERRAKOTTA »SITZENDE FRAU«

X*XV. Oktober 1931. 6
 
Annotationen