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Eder, Josef Maria
Geschichte der Photographie (Band 1) — Halle (Saale), 1932

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https://doi.org/10.11588/diglit.27415#0078

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54

Fünftes Kapitel.

obscura, die er ähnlich wie sein Vorgänger Ibn al Haitam zur
Untersuchung der Sonnen- und Mondfinsternisse verwendete.

Eine etwas deutlichere, aber immerhin noch recht unklare Stelle,
welche als Beschreibung einer Camera obscura betrachtet werden
könnte, findet sich in einem Werke des Architekten Caesare
Caesariano, welcher 1521 zu Como einen Kommentar zum Werke
des V i t r u v i u s erscheinen ließ. Er macht gelegentlich der Erläu-
terung einer mißverstandenen Stelle des V i t r u v i u s eine Bemer-
kung, welche darauf hindeutet, daß der Benediktinermönch Dom
Papnuzio (auch Dom Panuce genannt) bereits die Camera
obscura gekannt habe; Caesariano schreibt, daß Papnuzio
in einem dunklen Zimmer eine konkave, in der Mitte durchbohrte
Scheibe am geschlossenen Fenster angebracht und dann auf einem
Papier gefärbte Objekte erhalten habe. Es läßt sich nur feststellen,
daß dies vor dem Jahre 1521 gewesen ist. Immerhin ist die Be-
schreibung so dunkel, daß manche Geschichtsschreiber ß sie nicht als
zweifellose Schilderung der Camera obscura gelten lassen wollen.

Leonardo da Vinci gibt die erste genaue Beschrei-
bung der Lochkamera.

Die erste klare Schilderung der Camera obscura, bei der durch
ein kleines Loch die Bilder von Gegenständen aller Art auf die Wand
eines Dunkelzimmers geworfen wurden, findet sich in den Manuskrip-
ten des bedeutendsten Genius der italienischen Renaissance Leo-
nardo da Vinci (geb. 1452, gest. 1519)1 2), der nicht nur als Künst-
ler, sondern auch als Naturforscher, Ingenieur, Anatom, bahnbrechend
war. In seinem Codex atlanticus (vgl. Manuskripte L. da Vincis

1) Vgl. Priestley, Geschichte der Optik 1772; Fischer, Geschichte der
Physik 1801 bis 1806; Waterhouse, The Phot. Journal 1901, Bd. 25, S. 270,
ferner The Journal of the Camera Club 1902, Bd. 16, S. 115; Eugene Müntz,
Prometheus 1899, S. 204, aus den Publikationen der französischen Akademie der
Wissenschaften. — Die Originalstellen aus den einschlägigen Schriften R oger Ba-
cons, Caesarianos, Portas (1558 und 1589), Barbaros usw. sind bei
W aterhouse, „Notes on the early history of the Camera obscura“ (The Phot.
Journ. 1901, Bd. 25, Nr. 9) abgedruckt.

2) ln den „Künstler-Monographien“, welche von H. Knackfuß (Verlag von
Velhagen & Klasing) herausgegeben werden, handelt der 33. Band von Leonardo
da Vinci (1898).

Vgl. auch Feldhaus, Leonardo der Techniker und Erfinder. Verlag v. Eugen
Diederich, Jena 1913. S. 102. Ferner O. Werner, Zur Physik Leonardo da Vincis.
Erlangen 1910. S. 114.

Er gilt auch als Begründer der neueren Anatomie (s. Rudolf Disselhorst,
 
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