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Fiedler, Karl Gustav
Reise durch alle Theile des Königreiches Griechenland: in Auftrag der Königl. Griechischen Regierung in den Jahren 1834 - 1837 (Band 2): Mit 5 lithographirten Tafeln und einer illuminirten, geognostisch-bergmännischen Karte des Königreiches Griechenland — Leipzig, 1841

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https://doi.org/10.11588/diglit.9174#0359

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ANAPHE.

339

Gräberstätte des alten Kallista.

Ehe man zu dem Hauptbegräbnissplatze der alten Stadt
kommt, steht unterhalb ein marmorner, schöner Sarkophag1,
er ist in Stücken geschlagen, die aber wieder zusammenge-
fügt sind, einst war er überbaut. Auf dem Deckel sind zu
beiden Seiten grosse, spitze Schuppen ausgehauen, die wie
Ziegel übereinander liegen. An der Vorderseite, wo der Kopf
lag, gegen Westen sieht man einen Mann, der ein Pferd zu-
rückreisst, was mit den Vorderfüssen einen Löwen tritt; auf
der nördlichen, langen Seite sind zwei Greife ausgehauen,
auf der südlichen 5 Knaben, 3 spielen mit einem Bock und
2 ringen, an der Seite gegen Osten, zu den Füssen des Todten
zeigt sich eine sitzende Sphinx. Der Platz heisst Panajia is
ton Dokari.

Oberhalb kommt man zuerst zu den Gräbern der alten
Stadt, in diesen wurde eine Menge werthvoller Gegenstände
gefunden, als: goldne Siegelringe mit Gemmen, einzelne ge-
schnittene Carneole, goldne Ohrgehänge, eine grünliche, glä-
serne, kleine Schale, wie eine Untertasse, sie sah wie ge-
presst aus und war matt geworden. Ein wohlverschlossnes
kleines, bauchiges Gläschen mit braunem, wohlriechendem
Balsam u. s. w.

Diese Gräber sind hier am Abhänge, auf einer Terrasse
reihenweise nebeneinander.

Man findet mehrere geräumige Todtengrüfte, innen mit
noch trefflichem Mörtel ausgekleidet. Auf einem Grabstein
befindet sich, grad wo er zerbrochen ist, ein beinah vollstän-
diger Kopf eines Knaben, recht brav ausgearbeitet. Es liegen
eine Menge Marmorstatuen herum, alle ohne Kopf und ver-
stümmelt, sie sind ihrem Costum nach römisch.

In dem jetzigen Orte Anaphe werden noch mehrere Frag-
mente von Statuen und eine noch vollständig erhaltene weib-
liche Statue, von Kallista aufbewahrt.

Oberhalb der Gräber sieht man Ruinen aus grossen Qua-
derstücken.

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