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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Zimmermann, Wilhelm: Das Beizen des Holzes, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0068

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62

TNNEN-DE KOR ATION.

ARCHITEKT GEORG HONOLD — BERLIN.

Diele einer Villa im
Ausgeführt von M.

Manier eingerichteten Wohn- und Restaurations-
Räumen sehr beliebt ist, liegt ja in der Natur der
Sache. — Diese Alteichen - Immitation wird in
folgender ebenso einfacher als billiger Weise aus-
geführt: Man stellt die zu beizenden, gut ge-
schliffenen Eichen-Gegenstände in einen gut ver-
schlossenen Raum vollkommen freistehend auf, und
setzt auf den Boden dieses Raumes eine Schale
mit Ammoniak (Salmiakgeist), schliesst alle Türen
und Fenster möglichst dicht und überlässt die zu
beizenden Sachen 24 bis 48 Stunden dieser Ein-
wirkung. Wenn man nach dieser Zeit die Türen
und Fenster öffnet und die Gegenstände besieht,
so wird man erstaunt sein, das Eichenholz ebenso
gealtert (d. h. nur in seiner Färbung) vorzufinden,
als dies durch 20—50jährige Einwirkung der Atmo-
sphärilien bewirkt werden kann.

Es ist dieser Prozess also nichts anderes als
eine Nachahmung des natürlichen Alters des Eichen-
holzes, das aber durch die Anwendung des ver-
dampfenden Ammoniaks in seiner konzentrierten

Form sich nach diesem abgekürzten
Verfahren vollzieht. Aus diesem Grunde
kann man eigentlich von einer Immi-
tation im eigentlichen Sinne des Wortes
nicht sprechen, da beide Wirkungen und
Resultat identisch sind. Die Vorteile
dieser Beiz-Methode liegen klar auf der
Hand. Da das Holz mit keiner Flüssig-
keit in Berührung kommt, sondern der
ganze Prozess sich durch die Einwir-
kung des verdampfenden, gasförmigen
Ammoniaks vollzieht, so findet natur-
gemäß auch kein Aufrauhen des Holzes
statt, und die gebeizten Gegenstände
bedürfen nach dem Beizen keines Nach-
schleifens. Da ferner das gasförmige
Ammoniak den ganzen Raum gleich-
mäßig ausfüllt, und mit allen freiliegen-
den Teilen des Holzes in gleichmäßige
Berührung kommt, so findet eine so
ausserordentlich gleichmäßige Beizung
(auch an allen vertieften Stellen bei ge-
schnitzten und gepressten Arbeiten) statt,
wie dieselbe durch Beizung mit dem
Pinsel nicht erzielt werden kann. Wegen
der grossen und tiefgehenden Poren des
Eichenholzes dringt das Ammoniak-Gas
auch tief in das Holz ein, und bei nicht
zu dicken Brettern kann man sich durch
Anschneiden des Holzes überzeugen,
dass das Holz nahezu durch seine ganze
Masse gebeizt ist. — Hat man kleinere
Gegenstände zu beizen, so kann man
sie in Ermangelung eines geeigneten Raumes auch
einfach in einen abgedichteten Holzkasten oder
Kiste stellen. Es ist nur Bedingung, dass alle Teile
des zu beizenden Gegenstandes freistehen.

Äusserst einfach gestaltet sich der ganze Beiz-
vorgang, wenn man bei einem Neubau die Holz-
Bekleidungen einzelner Zimmer, z. B. des Ess-
Zimmers und Herren-Zimmers in Alteichen gebeizt
werden soll. Dann stellt man einfach in die Mitte
des Zimmers eine grosse Schale mit Ammoniak,
schliesst die Bude zu, geht ins Wirtshaus und spielt
Skat. Nach 48 Stunden ist nach Heinzelmännchen-
Manier alles fein säuberlich gebeizt.

Da der Gerbstoff-Gehalt der verschiedenen
Eichen-Hölzer übrigens auch ziemlich stark wechselt,
je nach Alter und Standort des Holzes und die
Stärke der Beizung nur allein von der Menge des
Gerbstoff-Gehaltes abhängig ist, so kann man dem
gerbstoffarmen Holze leicht nachhelfen, indem man
das Eichenholz vor dem Beizen mit Ammoniak mit
einer (am besten heissen) Lösung von 50— 100 Gramm

Grunewald.
Barth. *
 
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