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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Zimmermann, Wilhelm: Das Beizen des Holzes, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0139

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rNNEN-ÜEKORATION.

Rote Holzbeize.

Die früher zum Rotbeizen des Holzes verwendeten natür-
lichen Farbstoffe wie Rotholz, Sandelholz und Cochnille, werden
heute kaum noch angewendet, da ihre Verwendung umständlich
und unsicher ist und die damit hergestellten Beizungen nicht echter
sind, als die mit den so einfach anzuwendenden brillanten roten
Teer-Farbstoffen erzielten Färbungen. Von den zahlreichen roten
Teer-Farbstoffen hat sich besonders das Crotein-Scharlach wegen
seiner Farbkraft, seiner brillanten und verhältnismäßig hohen Licht-
Echtheit bestens bewährt, da dasselbe für die meisten Zwecke zu
lebhaft ist, so stumpft man dasselbe mit Azingrün ab, oder kombi-
niert es für Bordeaux-Beizungen mit Nigrosin wasserlöslich, wo-
durch man imstande ist, alle möglichen roten Beizungen in Scharlach,
Altmahagoni und Bordeaux, sowie auch matte Rosatöne herzustellen.

Blaue und violette Holzbeizen.

Die blauen und violetten Holzbeizen spielen ja heute noch
eine ganz untergeordnete Rolle und finden seltner Verwendung.
Beim blau und violett Beizen des Holzes wird aber aus Unkenntnis
der Eigenschaften dieser Farbstoffe meistens viel gesündigt. Wenn
die blauen und violetten Teer-Farbstoffe, welche zum Beizen ver-
wendet werden, einfach auf das Holz aufgetragen werden, so be-
sitzen sie nur eine äusserst geringe Ticht-Echtheit, und die damit
gebeizten Gegenstände verändern ihre Färbung unter dem Ein-
fluss des Sonnenlichtes wie ein Kamälion, so dass es vorkommen
kann, dass ein Brautpaar die vor der Hochzeit gekauften Einrich-
tungen nach Rück-

ADALB. NIEMEYER. Standuhr aus dem Kinder-
Zimmer. Bemalt von P. Neuenborn—München.

ADALBERT NIEMEYER. Schrank aus dem Kinder-
Zimmer. Bemalt von Paul Neuenborn — München.

kehr von der Hoch-
zeitsreise nicht mehr wieder zu erkennen vermag. — Und
doch kann man auch diesen Beizen eine billigen Anforde-
rungen genügende Licht-Echtheit verleihen, wenn man
die damit gebeizten Gegenstände nach dem Trocknen der
Beizung, aber vor dem Lackieren oder Mattieren mit einer
Tannin-Lösung übersetzt. Diese zum Holzbeizen ver-
wendeten blauen und violetten Farbstoffe besitzen näm-
lich die Eigenschaft, mit Tannin und anderen Gerbstoffen
Farblacke in der Holzfaser zu bilden, welche eine ganz
bedeutend höhere Licht-Echtheit besitzen, als den Farb-
stoffen vor der Lackbildung eigen ist.

Die wichtigsten Farbstoffe für blaue und violette
Beizungen sind Mettylenblau, Echtviolett und Naphtol-
blau k. Durch Mischung dieser Farbstoffe in den ver-
schiedenen Verhältnissen ist man leicht imstande, alle
möglichen blauen und violetten Farbtöne zu erzielen.

Gelbe und Orange Beizen.

Auch diese Beizungen werden heute nur noch mit
echten Teer-Farbstoffen hergestellt, und zwar eignet sich
hierfür das Flavigen, Flavigen 3 R, Tartrazin und Orange
G G vortrefflich und sind die mit diesen Farbstoffen er-
zeugten Beizungen als hervorragend lichtecht zu bezeichnen
und den natürlichen Farbstoffen, wie Gelbholz, Flarin und
Quinitron entschieden überlegen. In neuerer Zeit wer-
den zum Holzbeizen vielfach die sogenannten Wachs-
 
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