DOI Artikel:
Fuchs, George: Die Einzelkünste und das moderne Kunstgewerbe, [1]
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0160
'54
INNEN-DEKORATION.
ALBIN MULLER-MAGDEBURG.
Schiebetür.
Ausführung: Koptoxyl-Fahrik B. Harrass—Böhlen i. Thür.
Glut schöpferischer Macht, sondern die vornehme,
aufrichtige, reservierte Exaktheit, mit welcher ihre
Führer als tadellose Weltmänner ihre Eindrücke
kühl notierten. Diese ältere moderne Kunst ist von
der heute in Deutschland gewaltig einsetzenden
jüngeren durch eine Welt geschieden. Sie fühlten sich
ganz ausserhalb ihres Volkes stehend, ja sie schalten
sogar auf ihr Volk als auf eine banale verständnis-
lose Masse, die, gleichviel ob arm oder reich, nicht
mehr fähig sei, den weihevollen, edlen Rausch der
Begeisterung zu empfinden, der von den Werken der
Kunst ausgehe. Und das Publikum vergalt gleiches
mit gleichem und schalt auf die modernen Künstler.
Sie taten sich beide gegenseitig Unrecht. Wir
haben bereits während unserer früheren Betrach-
tungen festgestellt, dass es eine höhere Gewalt war,
die Kunst und Leben, Künstler und Volk auseinander-
riss. Es war die moderne Welt der Maschine?/, der
moderne Verkehr, die vollständige Umwandlung
aller Lebensverhältnisse unserer Zeit. Das kam so
plötzlich über uns, dass die Kunst nicht im Stand
war gleichen Schritt zu halten mit der Umgestaltung
aller äusseren Verhältnisse. — Wir haben gesehen,
dass noch in den 30 er und 40 er Jahren das feinere
Handwerk ganz von der Kunst beeinflusst war.
Jeder geschickte Handwerker, jede bessere Kleider-
oder Putzmacherin arbeitete damals mit an>> der
heimatlichen Kunst, weil das,
was sie machten, eine bei aller
Einfachheit und Schmuck-
losigkeit doch künstlerische
Form bekam. — Nun wurde
auf einmal alles anders. Es
kam das Maschinen-Zeitalter
und damit die Massen-Fabri-
kation. Die Kunst, die ent-
werfenden Künstler waren
aber noch ganz aufs Hand-
werk eingerichtet; es war
ihnen gar nicht möglich nun
auch sogleich die Maschinen-
und Massen-Fabrikation, die
doch nach ganz neuen Grund-
sätzen verfährt, mit künst-
lerischen Vorlagen und Ideen
zu beeinflussen. So ging
denn die Fabrikation der
Gebrauchs-Gegenstände, der
Kleiderstoffe, der Bücher und
Illustrationen, der Bau der
überall notwendig werdenden
ALBIN MILLER-MAGDEBURG.
Heizkörper- Umkleidung. Eisen
blank mit Kupfer-Säulen. *
INNEN-DEKORATION.
ALBIN MULLER-MAGDEBURG.
Schiebetür.
Ausführung: Koptoxyl-Fahrik B. Harrass—Böhlen i. Thür.
Glut schöpferischer Macht, sondern die vornehme,
aufrichtige, reservierte Exaktheit, mit welcher ihre
Führer als tadellose Weltmänner ihre Eindrücke
kühl notierten. Diese ältere moderne Kunst ist von
der heute in Deutschland gewaltig einsetzenden
jüngeren durch eine Welt geschieden. Sie fühlten sich
ganz ausserhalb ihres Volkes stehend, ja sie schalten
sogar auf ihr Volk als auf eine banale verständnis-
lose Masse, die, gleichviel ob arm oder reich, nicht
mehr fähig sei, den weihevollen, edlen Rausch der
Begeisterung zu empfinden, der von den Werken der
Kunst ausgehe. Und das Publikum vergalt gleiches
mit gleichem und schalt auf die modernen Künstler.
Sie taten sich beide gegenseitig Unrecht. Wir
haben bereits während unserer früheren Betrach-
tungen festgestellt, dass es eine höhere Gewalt war,
die Kunst und Leben, Künstler und Volk auseinander-
riss. Es war die moderne Welt der Maschine?/, der
moderne Verkehr, die vollständige Umwandlung
aller Lebensverhältnisse unserer Zeit. Das kam so
plötzlich über uns, dass die Kunst nicht im Stand
war gleichen Schritt zu halten mit der Umgestaltung
aller äusseren Verhältnisse. — Wir haben gesehen,
dass noch in den 30 er und 40 er Jahren das feinere
Handwerk ganz von der Kunst beeinflusst war.
Jeder geschickte Handwerker, jede bessere Kleider-
oder Putzmacherin arbeitete damals mit an>> der
heimatlichen Kunst, weil das,
was sie machten, eine bei aller
Einfachheit und Schmuck-
losigkeit doch künstlerische
Form bekam. — Nun wurde
auf einmal alles anders. Es
kam das Maschinen-Zeitalter
und damit die Massen-Fabri-
kation. Die Kunst, die ent-
werfenden Künstler waren
aber noch ganz aufs Hand-
werk eingerichtet; es war
ihnen gar nicht möglich nun
auch sogleich die Maschinen-
und Massen-Fabrikation, die
doch nach ganz neuen Grund-
sätzen verfährt, mit künst-
lerischen Vorlagen und Ideen
zu beeinflussen. So ging
denn die Fabrikation der
Gebrauchs-Gegenstände, der
Kleiderstoffe, der Bücher und
Illustrationen, der Bau der
überall notwendig werdenden
ALBIN MILLER-MAGDEBURG.
Heizkörper- Umkleidung. Eisen
blank mit Kupfer-Säulen. *