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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Fuchs, George: Die Einzelkünste und das moderne Kunstgewerbe, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0164

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1.58

INNEN- DEKORATION.

Heim. - Und wie der kerndeutsche Heinz Heim,
so war auch der Romane Giovanni Segantini ein
Held in der Kunst; und wie ein Held ist er ge-
storben. Hoch oben im ewigen Schnee, wo er sich
eine Einsiedler-Klause errichtet hatte, um unter
harten Entbehrungen den feierlichen Geheimnissen
der Natur nahe zu sein, hat ihn der Tod ereilt. Es
muss ein Bild von gewaltiger Hoheit gewesen sein,
als sie ihn damals herab trugen zu den Menschen,
um das, was sterblich an ihm war, zur Erde zu
betten. Sein Gedächtnis, wie dasjenige Heinz Heims,
wird aber fortleben im Danke aller derer, welche
in ihnen diejenigen verstanden haben, die unserer
Zeit und unserem Volke die weihevolle Gnade der
Kunst wieder nahe gebracht haben.

Werfen wir nun auch noch einen Blick auf
die jüngste Entwickelung der Bildhauer-Kunst,
so sehen wir abermals: es gibt zweierlei »moderne
Kunst«. — Zwar, wenn wir durch die Strassen
und Plätze unserer Städte wandern, so merken wir
vorläufig noch wenig davon. Die monumentale
Plastik der Denkmäler redet meist noch eine Sprache,
die unserem inne-
ren Volkstum
fremd ist. Es gibt
nur ganz verein-
zelte Denkmäler
in Deutschland,
welche davon
eine Ausnahme
machen. Im allge-
meinen sind sie
noch abhängig von
den Vorbildern der
alten, der römi-
schen , der alt-
italienischen Plas-
tik. Das kann auch
nicht gut anders
sein; denn die Bild-
hauerei ist gebun-
den an harte,
spröde, schwierig

zu gestaltende
Stoffe: Stein und
Erz. Und so ist sie
von allen Künsten
diejenige, die sich
am langsamsten
entwickelt. Aber
sie entwickelt sich!
Daran ist garnicht
mehr zu zweifeln.
— Zwar, auch die

ARCH. M. KROMHOUT CZ.-AMSTERDAM.

Bildhauerei moderner Richtung war zuerst in ein
Spezialistentum geraten, in dem die Technik und
ihre Verfeinerung alles war. Allein auf diesem
Wege gewannen unsere Bildhauer ein ungemein
lebendiges, kräftiges Ausdrucksmittel. Sie machten
sich allmählich frei von den Vorbildern und Vor-
schriften der Alten und wurden in den Stand ge-
setzt, neue Aufgaben, die ihnen das Beben stellt,
auf neue Weise zu lösen.

Und solche Aufgaben treten jetzt mehr und
mehr an sie heran. Zur Verschönerung der Städte
bedürfen wir Brunnen, auf unseren Friedhöfen Ge-
dächtnis-Mäler, in den Sälen und Gemächern vor-
nehmer Häuser will man kleine plastische Kostbar-
keiten aufstellen, an den Bauten und Brücken
verlangt man bildhauerischen Schmuck. In München,
Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Karlsruhe,
Darmstadt sind daher junge Bildhauer aufgetreten,
welche diese aus dem praktischen Leben der Neu-
zeit heraus sich bietenden Aufgaben auf neue Weise
lösen und dabei aus volkstümlichem Empfinden
gestalten wollen: E. M. Geyger, Gaul, Tiiaillon,

die Münchener
Hermann Hahn
und Hugo Kauf-
mann, den Frank-
furter Kowarzik,
den Darmstädter
Ludwig Habich,
den Düsseldorfer

Rudolf Bosselt,
Ignatius Taschner,
welcher letzt als

Professor nach
Breslau berufen
wurde etc. Letzt-
genannter ver-
körpert diese, dem
Leben zugewen-
dete Richtung in
der modernen Bild-
hauerei insofern
sehr deutlich, als
er wieder zur be-
malten Holzskulp-
tur gegriffen hat.
Diese Kunst der

bemalten Holz-
figuren war schon
in der alten Zeit,
namentlich im 15.
u. t 6. Jahrhundert,
in höchster Blüte.

Büffet im American-Hotel—Amsterdam. (Schluss im Juli-Hefc.)
 
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