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Innendekoration: mein Heim, mein Stolz ; die gesamte Wohnungskunst in Bild und Wort — 15.1904

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Jaumann, Anton: Die Ästhetik des Raumes, [2]
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Fest-Dekoration eines Saales
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https://doi.org/10.11588/diglit.11377#0286

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INNEN-DEKORATION.

281

maler paul maienfisch—dresden.

Fest-Dekoration eines Saales. Ein II. Preis.

gegen die Wand die liebste; dann fühlst du dich
eben auf einer Seite entlastet von allem Druck
und die Tätigkeit nach vorne ist auch für den
Menschen die natürlichste. Jene Monomanen, die
nie in der Diagonale gehen, haben offenbar eine
Scheu, den Raum zu durchschneiden; sie gleiten
lieber an seinen Wänden hin. — In dem grossen
Raum fühlst du dich klein, die niedere Decke drückt
auf dich, mit der hohen richtest du dich auf. Der
übermäßig hohe Raum einer Kirche aber zwingt
dich wieder in Demut zu Boden und flößt dir eine
Ahnung des Unendlichen ein, als dessen Symbol
er dient.

So ist es möglich, dem Raum verschiedensten
Charakter zu verleihen. Wenn du es nicht ver-
magst, dein Zimmer mit teuren Bildern und Möbeln
auszustatten, so genügen noch die einfachsten Mittel,
um etwas Schöneres, Selteneres zu verwirklichen,
einen echten, lebendigen, vielleicht auch einen per-
sönlichen Raum. Er lade ein, hereinzukommen,
und halte die Gäste fest in traulicher Gemütlichkeit.
Im edlen Raum wird von selbst das Gespräch sich
veredeln, und gerne wirst du hier weilen und der

Gast. Lässt du aber deinen Raum unfrei, gedrückt,
zerhackt, verkrüppelt, so bedenke, dass sein Siech-
tum ansteckend ist. Unser ständiger Begleiter,
unser täglicher Umgang sollte gesund sein, wie die
Luft für die Lungen. Wer verkehrte gern mit
einem Toten ? anton jaumann.

FEST-DEKORATION EINES SAALES. Auf das
Protokoll des Wettbewerbes für diese Aufgabe im
August-Heft S. 211 verweisend, möchten wir auf die
hier abgebildeten Entwürfe mit einigen Worten eingehen.
Die Aufgabe an sich war nicht leicht; ihr war eine
verhältnismässig sehr enge Grenze gezogen, weil da-
für nicht ein fest ins Auge gefasster Raum als Grund-
lage diente, sondern ein Ideal-Raum dafür erst zu ge-
stalten war. So sind teilweise Raumbildungen — vielleicht
unter Anlehnung an vorhandene Restaurations-Säle -
entstanden, deren Schmückung im Kern von bereits
Bekanntem nicht wesentlich abweicht. Aber es bleibt
uns hier die Hoffnung, dass diese doch immerhin be-
währten Dekorationsweisen sich gegebenen Falles für
vorhandene Räume individuell verwerten lassen und
Kombinationen aus den hier gebotenen fünf Entwürfen

zu neuen Lösungen führen.

DIE SCHRIFTLEITUNG.
 
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