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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0019

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XIII

ZUR EINFÜHRUNG
Mannheims Kultur ist ein alter und ein junger Begriff,
Ein alter: weil er geschaffen wurde und Klang hatte in absolu-
tistischer Zeit, Mannheim als Mittelpunkt deutscher Kultur ist sein Inhalt,
Pflege des Theaters, der Musik, der Architektur, der schönen Künste
und der Wissenschaften sind seine Teile, Und seine Träger sind Dichter,
Musiker, Männer des Geistes — alles Leute, deren Namen im Europa
jener Zeit etwas galt. Keiner, der die Geistesgeschichte des achtzehnten
Jahrhunderts sich vergegenwärtigt, der das Werden der Oper, der Sym-
phonie, des dramatischen Darstellungsstils, des Rococo und Barock ver-
folgen will, kann an der Stadt Mannheim vorübergehen.
Er kann es — das immer ruhig und vornehm geführte Theater
abgerechnet, das freilich allein keine Kultur ausmacht —, wenn er von
da ins 19. Jahrhundert schreitet. Nur, sofern er wirtschaftsgeschichtlich
interessiert ist, wird er vor dem beispiellosen Aufschwung staunend Halt
machen, den in diesem Jahrhundert dieselbe Stadt in Industrie und Handel
genommen hat.
Die Geistesgeschichte nimmt erst wieder Anteil an Mannheim mit
den Ereignissen unseres Jahrhunderts,
Dieser jungen Mannheimer Kultur voran gilt das vorliegende Werk,
Aus ihr ist es erwachsen; von ihrem Leben ist es erfüllt — ihr
Spiegelbild und zugleich bestimmt, ihr neue Kräfte zuzuführen,
Mannheims junge Kultur ist jäh emporgewachsen. Kaum in die
Erscheinung getreten, wurde sie aus einem schlichten Sämling zum sehn-
suchtstark sich reckenden Baum,
Schon beginnt dieser Baum feste Wurzeln in einem Erdreich zu
schlagen, das genug Kraft hat, ihnen immer neue Nahrung zu geben.
Schon fängt er an seine Zweige über die Stadt zu breiten, die er zu seiner
Heimstätte gemacht hat.
Die durch die Überlieferung geheiligte Pflege des Theaters zog —
äußerlich und innerlich — weitere Kreise als je zuvor. Äußerlich: weil
es -— in dem noch beschränkten Maße, das die materielle Lage der Dinge
gebietet — in Theateraufführungen und ernsten, den Forderungen der
Bühne angeglichenen Sonntagsfeiern den Massen sich zu öffnen begann.
Innerlich, weil es die Errungenschaften der modernen Regiekunst mit einer
Liberalität aufnahm, die für ein seiner Tradition bewußtes Institut doppelt
ehrenvoll ist, und weil sein Weg von den Klassikern über Kleist und
Hebbel bis zu den Jüngsten im Schauspiel und in der Oper geführt hat.
 
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