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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Lanz, Karl: Die Gemäldesammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0300

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Prof. Dr. Georg Biermann

Prof Dr, Georg Biermann/Die Gemäldesammlung
Dr, Karl Lanz
Wer die europäischen Privatsammlungen von Rang kennt, wird im
allgemeinen zwei verschiedene Arten derselben unterscheiden können:
Solche, die sich an die Vergangenheit und ihre künstlerische Hinterlassen-
schaft halten, und andere, die mit der Gegenwart selbst geworden sind
und das zeitgenössische Schaffen der ersten Künster umreißen, Erst in
den letzten Jahren ist an die Seite dieser durch Vorliebe und persönlichen
Geschmack bestimmten Kollektionen von scharf ausgeprägtem Charakter
ein dritter Typ getreten, der die Zeitgrenzen bewußt verleugnet und das
Künstlerische schlechthin sucht, einerlei in welcher Epoche es entstanden
und wessen Schöpfergeist seinen Ausdruck geformt hat. Diese ganz auf die
ästhetische Anschauung des Besitzers eingestellten Galerien, die meist aus
einem unbegrenzten Gefühl für Schönheit und malerische Werte heraus-
geboren sind, umschreiben vielleicht den interessantesten Zukunftstyp,
weil man in künstlerischen Dingen unschwer die Beobachtung machen
kann, daß das subjektive Gefühl ,,alles“ bedeutet und immer da, wo es von
starken inneren Emotionen getragen ist, selbst der grauen Theorie der
Wissenschaft wohl zu spotten vermag, — Mit dem mächtigen Auftrieb aber,
den unser ganzes geistiges Leben in den letzten Dezennien erfahren, nicht
minder auch mit der rapiden Steigerung unserers Nationalvermögens hat
die Sammelfreudigkeit dermaßen in Deutschland speziell an Ausdehnung
zugenommen, daß man heute bereits an die Seite jener Galerien von alt-
aristokratischem Gepräge eine beträchtliche Anzahl jüngerer Privat-
sammlungen stellen kann, die der Qualität ihres Besitzes nach durchaus
nicht den Vergleich mit jenen älteren Schöpfungen zu scheuen brauchen,
Im Gegenteil, der frische künstlerische Kampf der Meinungen, den wir
jeden Tag aufs neue an uns erfahren, hat unbewußt auch auf die Nei-
gungen der Amateure und nicht weniger auf die Tendenzen des Kunst-
marktes zurückgewirkt, und soviel steht fest, daß berühmte Namen heute
in dem Maße nicht mehr preisbestimmend sind wie etwa noch vor einem
Jahrzehnt, sondern daß die Qualität an sich immer den letzten Ausschlag
gibt, einerlei, ob das Werk von einem der Künstler ersten Ranges oder
einem Meister des sogenannten Durchschnitts herrührt.
Was aber Qualität schlechthin im Rahmen einer ausschließlich der
älteren Kunst zugewendeten Sammlung bedeutet, das lehren so von un-
gefähr die fünfzig Gemälde, die Dr. Karl Lanz in wenigen Jahren zu-
sammengebracht hat. Sie umfassen einen Schatz erlesenen Kunsterbes, wie
man ihn ähnlich nicht allzuoft in engem Rahmen antrifft. Denn jedes dieser
Bilder hat seine eigene bedeutsame künstlerische Note, vor jedem erlebt
 
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