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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Eichhorn, William G.: Typographie und Buchkunst als Kulturmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0347

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Typographie und Buchkunst als Kulturmittel 273

W.G. Eichhorn/Typographie und Buchkunst als
Kulturmittel
Erst in neuerer Zeit gewinnt die Buch- und Schriftkunst, die
moderne Typographie, die Beachtung, die ihr als stärkster Ausdruck der
jeweiligen Zeit schon längst sicher sein sollte.
Nachdem die Künstler durch die versuchten und durchgeführten
Reformen im Kunstgewerbe ein völliges Neuland geschaffen hatten, be-
gannen sie sich auch der Buchkunst zu bemächtigen und gaben den Anstoß
zur modernen Entwicklung und Neugestaltung der Typographie, Aber
dieser Reformierung des gesamten Kunstgewerbes setzten die Techniker
auf allen Gebieten zunächst Widerstand entgegen oder standen ihr zum
mindesten ablehnend gegenüber, was in dem konservativen Geiste, der
von jeher die gewerblichen Kreise beherrschte — sie leisteten ja auch
jederzeit technischen Neuerungen Widerstand — begründet gewesen
sein mag.
Die Rückständigkeit einerseits und das Vorwärtsdrängen der Zeit
andererseits zeitigte einen Kampf des Guten gegen das Schlechte, der
zwischen Künstlern und Technikern unter völlig ungleichen Verhältnissen
geführt wurde. Die ganze Bewegung war eine so impulsive und die Entwick-
lung der Zeit so sturzwellenartig, daß der Einzelne gezwungen war, den
Blick nur auf das zu richten, was vor ihm lag. Sein ganzes Ich mußte sich
mit Notwendigkeit auf die schmale Bahn konzentrieren, die ihm die Hast
des Alltags vorzeichnete, auf daß er nicht im Gewühle unterging und der
Nachfolgende über ihn hinweg an seine Stelle trat.
Vorbereitend für die neue Entwicklung waren sonderbarer Weise
Laien und nicht Fachleute, Sie waren es, die nicht nur die von Eng-
land kommenden Anregungen beachteten, sondern auch bestrebt waren,
eine neue deutsche Buchkunst zu schaffen. Es wird hier das Ver-
dienst des Dichters 0, J, Bierbaum und des Kunstkritikers J. Meier-
Gräfe bleiben, durch die Gründung des ,,Pan“ für sie gewirkt zu haben.
Vor allem aber darf der Name Otto Eckmann in diesem Zusammen-
hang zu nennen nicht vergessen werden. Er gab, nachdem er bereits im
Kunstgewerbe als Bahnbrecher galt, auch dem Buchgewerbe durch seine
Schöpfungen einen Untergrund, auf dem die Entwicklung weiter bauen
konnte und dann aber auch rüstiger wie alle anderen weiter baute.
So finden wir denn dem Beispiele des ,,Pan“ bald andere Zeit-
schriften folgen bis auf den heutigen ,,Zwiebelfisch“, der diese Aufgabe
zu lösen übernommen hat. Des Buches Vater in diesem Sinne ist aber
eigentlich nicht der Autor, sondern der Verleger und nur langsam wurden
auch diese sich ihrer sorgenden Pflichten bewußt. Die Führung übernahmen
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