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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Walter, Friedrich: Der Rother Altar des Mannheimer Altertumvereins
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Nemitz, Helene: Der Meister des Freiburger Hochaltars
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0269

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Der Rothe r Altar

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tiefe Blau und das rötlich schimmernde Gold, vor allem aber die sehr
zart gehaltenen Fleischtöne viel besser gehalten haben.
Stilistische Beziehungen zu den Figuren des Hochaltars in der
Kirche zu Bingen bei Sigmaringen, dessen Flügel von der Hand des Bartho-
lomäus Zeitblom stammen, sind unverkennbar in der Behandlung der Ge-
wandfalten, der Köpfe, Hände und Haare, Die Männerköpfe sind aller-
dings in Bingen ausdrucksvoller modelliert, wie besonders ein Vergleich
der Figuren Johannes des Täufers beweist. Auch ist dort die Beinstel-
lung dieses Heiligen viel natürlicher. Zweifellos aber sind die Binger
Figuren von einem dem Schöpfer des Rother Altars kunstverwandten
Zeitgenossen geschaffen worden. Auch der jetzt in Stuttgart befindliche
Altar des Bartholomäus Zeitblom aus der Schloßkapelle zu Kilchberg bei
Tübingen wäre in diesem Zusammenhang zu nennen.
Stilistisch gehört unser Altar, wie der in diesen Fragen bewährte
Kenner der süddeutschen Plastik, Dr, Julius Baum bestätigt, in die Mitte
zwischen die Ulmer Plastik und die oberrheinischen Schöpfungen,
(Literatur: Die Kunstdenkmäler des Großher-
zogtums Baden, I, Band Kreis Konstanz. Freiburg 1887, —
Zingeler, K, Th, u, L a u r, W i 1 h, F r. Die Bau- und Kunstdenkmäler
in den hohenzollernschen Landen, Stuttgart 1896, — Schütte, Marie,
Der schwäbische Schnitzaltar (mit 82 Lichtdrucktafeln), Straßburg 1907,
—- Baum, Julius, Die Ulmer Plastik um 1500. Stuttgart 1911, —
L e h n e r, F, A, Die Kunstwerke der Pfarrkirche zu Bingen (mit Photogr.
von E, Bilharz), 2, Auflage, Sigmaringen 1870, — Rahm, Karl, Neu-
hausen ob Egg, Ein Abschnitt Schaffhauser Klostergeschichte, Schaff-
hausen 1889.)
Helene Nemitz/Der Meister des Freiburger
Hochaltars
Hans Baldung Grien ist wohl der problematischste von unsern alten
deutschen Malern, Er hat uns einen reichen Schatz von Werken hinter-
lassen, denn zu den ausgeführten Bildern kommt eine große Anzahl
Holzschnitte und Handzeichnungen, außerdem Entwürfe für Glasfenster,
für Wappen und derartiges. Noch ist dieses Material nicht vollständig
gesichtet, aber auch wenn wir Klarheit haben werden über viele Einzel-
fragen: das Wesen dieses Künstlers wird ein Rätsel bleiben. Es ist, als
wäre er ein Brennpunkt für alle Geistesstrahlen seiner Zeit gewesen; er
hat in einer Zeit des Übergangs gelebt, die reich war an Kontrasten und
an Dissonanzen, Das Mittelalter hatte ausgelebt, und eine andere Welt-
anschauung dämmerte herauf. Die alte Frömmigkeit wich einer neuen,
 
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