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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Die Pflege der Naturwissenschaft in Mannheim
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0229

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Die Pflege der Naturwissenschaft in Mannheim 179
Dr. phiL nat Adolf Strigel / Die Pflege der Natur-
wissenschaft in Mannheim
Seit die Menschheit seßhaft geworden ist, steht das menschliche
Gemeinwesen in hundertfältiger lebendiger Wechselbeziehung zu der
Scholle, und zwar zu einer ganz bestimmten, fest begrenzten Scholle, der
Heimatscholle. Nicht nur wird es von dieser getragen; ihr muß es sich
in der äußeren Form anpassen, in ihr muß es wurzeln, aus ihr Nahrung
und Kraft ziehen, Das Streben, die in der Heimatscholle schlummernden
Kräfte zu wecken, führte zur Erforschung der Natur, Daraus erwuchs
das Wissen von der Natur, die Liebe zur Natur und die Sorge für sie,
Wenn auch jeder, der offene Augen und Freude an der Natur besitzt, der
Naturkunde unschätzbare Dienste leisten kann, so wird doch die eigent-
liche Naturforschung Sache einzelner bleiben müssen. Aufgabe der Kun-
digen ist es dann, die Allgemeinheit zu belehren. Diese Unterweisung
muß aber wie jedes naturwissenschaftliche Erkennen auf die An-
schauung gegründet werden, indem man entweder die Natur selbst
aufsucht und an Ort und Stelle beobachtet oder wenigstens die Natur-
objekte, losgelöst von der Scholle, in besonderen Räumen sammelt,
Sache der Gemeinde ist es, dieses Streben einzelner ihrer Glieder
zu fördern. Man muß es als Pflicht des modernen Gemeinwesens be-
zeichnen, als eine Art Dankesschuld gegen die Heimatscholle, die Kunde
von der heimatlichen Natur zu pflegen, insbesondere gilt dies von der
modernen Großstadt, deren Kinder der Natur zu entfremden
Gefahr laufen, weil sie mit ihr zu wenig in unmittelbare Berührung treten.
Der Grad des Interesses für die heimatliche Natur und Naturkunde bildet
geradezu einen Maßstab für die Kulturhöhe jedes menschlichen Gemein-
wesens, Sehen wir nun zu, was in unserer Vaterstadt Mannheim zur
Pflege der Naturkunde geschieht,
Unternehmen wir zunächst eine Wanderung durch die naturwissen-
schaftlichen Sammlungen, Die älteste Sammlung ist in den Räumen des
Schlosses untergebracht und führt den Namen:
Großherzogliches Naturhistorisches Museum,
Dieses blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück, Im
Anschluß an die Gründung der ,,Akademie der Wissenschaften“ durch
Herzog Karl Theodor entstand das „Kabinett natürlicher Seltenheiten“
als Grundstock der jetzigen Sammlung, Karl Theodors Geheimsekretär,
einem Florentiner namens Cosmas Collin i, der als Naturforscher
der Akademie angehörte und als solcher einen Namen besaß, wurde die
Leitung des Kabinettes zuerst anvertraut; später verwaltete auch der als
Astronom berühmte Jesuitenpater Mayer eine Zeit lang die Sammlung,
Voll Bewunderung für den Idealismus jener Zeit, ja nicht ohne ein Ge-
 
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