Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

DOI Artikel:
Blaß, Artur: Musikalische Neueinstudierungen und Neuheiten des Großherzogl. Hof- und Nationaltheaters in Mannheim
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
40

Artur Blaß

Artur Blaß/Musikalische Neueinstudierungen und
Neuheiten des GroßherzogL Hof- und National-
theaters in Mannheim
Die Spielzeit, soweit sie vom 1, September 1912 bis zum 1, April
1913 verlaufen ist, bot in der Oper scheinbar weniger Neues als in früheren
Jahren, Auch hier täuscht der Schein, denn wenn wir in Rechnung setzen,
daß Wagners Werke erster und zweiter Epoche: Rienzi, der fliegende
Holländer, Tannhäuser, Lohengrin mit dem Fleiß und der Sorgsamkeit,
die man nur Neuheiten widmet, neu studiert worden sind, so ergibt sich
schon ein Mehr zugunsten der diesjährigen Spielzeit, Fügen wir hinzu, daß
die übrigen Werke Wagners mit sorglichen Auffrischungsproben aus dem
Bestände der letzten Saison herübergenommen, daß sämtliche Werke des
Meisters neu ausgestattet und neu inszeniert worden sind, so haben wir
eine große Arbeit nach Gebühr gewürdigt, Bedenken wir endlich, daß
unsere Spielzeit noch bis Mitte Juli läuft, daß die Aufführung von Ariadne
auf Naxos und die Vorführung zweier moderner Musikdramen bevorsteht,
so wird sich das Ergebnis der Spielzeit 1912/1913 mit dem Durchschnitt
früherer Spielzeiten balancieren lassen, , , Verfolgen wir den Gang der
Spielzeit 1912/13, die wichtigen Ereignisse nachprüfend.
Inzwischen ist Richard Strauß' Ariadne auf Naxos mit ent-
schiedenem Erfolge fünf- oder sechsmal vorgeführt worden, Busoni’s
Brautwahl aber erlebte mit knapper Not drei „Notauffühi ungen“, denn
die Ablehnung war nach der Uraufführung schon gewiß, trotz dem Bei-
fall der Freunde, Es ist ein erfindungsarmes Verstandeserzeugnis, Wobei
die Frage, ob die Richtung Busoni’s futuristisch und was von solchem Futu-
rismus zu halten, unerheblich ist. Die „Richtung“ entscheidet nämlich
nicht, sondern die Begabung, und wer uns zwanzig Takte schöner
Melodie schreiben kann, der gewinnt die Zukunft! Auch der „Oberst
Chabert“, der uns einen jungen Dichtermusiker schätzen lehrte, ist
nicht ergiebig an quellender Erfindung, aber Hermann von Waltershausen
ist doch „etwas“: man könnte seine Musiktragödie die „deutsche Tosca“
nennen. Jedenfalls hat diese Musik allenthalben hypnotische Wirkungen
hervorgezaubert, Und so brachten uns Oberst Chabert und das einmalige
Gastspiel der Nachbar-Hofbühne Karlsruhe den größten Erfolg der ganzen
Spielzeit, Den größten!! Den schönsten aber schuf uns der „Cid“ von
Peter Cornelius, nach langen Jahren wieder dem Spielplane gewonnen.
Fürwahr, ein würdiger Schluß der Spielzeit 1912/13,
 
Annotationen