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Jahrbuch Mannheimer Kultur — 1.1913(1914)

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Weiß, Otto: Aus Mannheim's Konzertsälen
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https://doi.org/10.11588/diglit.68760#0077

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Dr, Otto W eiß / Aus Mannheims Konzertsälen, 47

Dr, Otto Weiß/ Aus Mannheim’s Konzertsälen
Motto: „Ehre das Alte hoch, bringe aber auch
dem Neuen ein warmes Herz entgegen,“
Menn ein Jahrbuch über die Erlebnisse in Mannheim’s Konzert-
sälen berichtet, tut es gut, nicht eine Kritik der einzelnen Aufführungen
zu geben, denn das ist Sache der Tagespresse, Für ein Jahrbuch ziemt es
sich eher, die Konzertveranstaltungen mehr allgemein, nach ihrer Be-
deutung für das Musikleben der Stadt und nach dem künstlerischen Werte
der in ihnen aufgeführten Werke, zu würdigen. Deshalb sollen diese beiden
Gesichtspunkte in der Hauptsache der Leitfaden des folgenden Berichtes
sein.
Daß im Konzertleben Mannheim’s die Symphoniekonzerte der Großh,
Hofkapelle im Vordergründe stehen, darüber herrscht Einigkeit, Man
nennt sie hier „Musikalische Akademien“ und sie verdienen diesen Namen,
denn in ihren Programmen zeigt sich das erfreuliche Bestreben, daß sie
nicht Spielplätze der Kunst, sondern Stätten künstlerischer Fortbildung
sein wollen. Eingedenk dieses Zweckes hat es sich denn auch der künst-
lerische Leiter der Konzerte, Hofkapellmeister Artur Bodanzky, angelegen
sein lassen, neben bekannten Werken der klassischen Kunst moderne
Werke in großer Zahl zu Gehör zu bringen. So sind im vergangenen
Winter Bach mit einer Suite und einem Violinkonzert, Händel mit einem
Konzerto grosso, Mozart mit seiner G-moll-Symphonie und einem von
unserem jungen Konzertmeister sehr schön gespielten Violinkonzert,
Beethoven mit der Egmontouvertüre und seiner B-dur-Symphonie, Weber
mit seiner Euryanthe-Ouvertüre, Götz und Brahms mit ihren F-dur-
Symphonien, Bruckner mit seiner A-dur-Symphonie, Wagner mit dem
Parsival-Vorspiel und Bruchstücken aus Parsival, Mahler mit einigen
Orchesterliedern, Richard Strauß mit seinem Heldenleben, Sekles mit
einer kleinen Suite, Weingartner und Busoni mit einer Symphonie und
einem Klavierkonzert, Arnold Schönberg mit der symphonischen Dichtung
Pelleas und Melisande, Liszt mit seinem Es-dur Klavierkonzert und Sini-
gaglia mit einer vergnüglichen Lustspielouvertüre zum Worte gekommen.
Wer aufmerksam zu hören verstand, der konnte in dieser bunten Reihe
zwar wohl ein Übergewicht des klassischen über das moderne Schaffen
erkennen, er konnte aber auch heraushören, daß auch moderne Meister
leben, deren Werk die Gegenwart überdauern wird. Wenn ich von
Modernen spreche — nur von ihnen sei in diesem Berichte die Rede, weil
über die Alten schon viel zu viel gesprochen worden ist —, dann denke
ich freilich nicht an Brahms, Bruckner und Wagner, denn sie gehören für
 
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