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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Die Nutzbarmachung unserer Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.9418#0056

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Die Nutzbarmachung unserer Museen

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sondern in der Gemäldegalerie selbst, an architektonisch wichtigen Punkten, aufgestellt werden. Der erziehliche
Wert einiger moderner Marmor- und Bronzeskulpturen ersten Ranges läßt sich kaum zu hoch veranschlagen.
Eine einzige Bildsäule, an die ein großer Meister sein ganzes Können gesetzt, vermag der ganzen Bevölkerung
den Maßstab zu geben.

Bei der Sammlung von Gipsabgüssen wären neben den Antiken auch die Skulpturen der christlichen
Epoche, namentlich die vaterländische Kunst zu berücksichtigen.

Die wichtigsten Änderungen hätten an das Kupferstichkabinett anzuknüpfen, welches seinen Charakter
einer wesentlich nur für
Liebhaber und Kenner zu-
gänglichen Privatsammlung
zu dem eines wahrhaft öffent-
lichen Instituts erweitern
müßte.

Die alten Stiche und
Zeichnungen müssen nach
dem Muster der englischen
Sammlungen in solcher
Weise sauf soliden, nach
Bedarf vertieften Kartons)
befestigt und aufgestellt wer-
den, daß sie ohne Bedenken
auch einem größeren Publi-
kum in die Hand gegeben
werden können. In möglich-
ster Vollständigkeit sind die
Radierungen und Holz-
schnitte der neueren Zeit,
die einheimischen wie die
fremden, zu sammeln. Denn
die Erzeugnisse der graphi-
schen Kunst bilden für die
alte wie für die neuere Zeit
eine notwendige Ergänzung
der Leistungen auf dem Ge-
biete der Malerei.

Daneben aber müßte
der wesentliche Bestand des
Kabinetts in Räumen, die
von den Studiensülen zu
sondern wären, nach einem
festen Plan in regelmäßig
wechselnden Sonderausstel-
lungen allmählich dem Publi-
kum vorgeführt werden.

Vor allem müßte die
Handbibliothek, welche sich
auf sämtliche Abteilungen
des Museums zu beziehen

und somit eine wirkliche Fachbibliothek für Kunst zu bilden hätte, dem Publikuni im Lesezimmer jeden Augen-
blick zugänglich sein, sowie auch eine umfassende Sammlung von Photographien, als die unmittelbare Grund-
lage für das Studium der Geschichte der Malerei, hierbei stets zur Hand sein.

Eine solche Einrichtung besteht unseres Wissens noch an keinem der größeren Museen, mit Ausnahme
des Leipziger, welches sie dem dortigen vortrefflich organisierten Kunstverein verdankt. Sie müßte sehr wohl-
thütig wirken, namentlich wenn es möglich wäre, die Bibliothek auch zu den Abendstunden benutzbar zu machen.
Dann würden gewiß auch die Künstler in erhöhtem Grade herangezogen werden können, während sie jetzt den
Museen stark entfremdet sind, weil sie während der kostbaren Tagesstunden, die sie zur Arbeit brauchen,
dieselben nur selten benützen können.

Kunügewrrbe. von K. Kundmann
 
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