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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 3.1887-1888

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Personal- und Ateliernachrichten

251

Personal- und Ateliernachrichien

— Berlin. Im Treppenhause des Berliner Rathauses
ist seit kurzem von Maler MUhlenbruch mit der Ausführung
der drei großen Wandgemälde begonnen worden, über die wir
bereits im 2. Heft dieses und dem 1b. Heft des vorigen Jahr-
ganges berichtet haben. Schon sind aus der Podestwand die Ge-
stalten des Barbarossa und der Germania sichtbar, welche den
Mittelpunkt der großen Koniposition bilden werden. Der alte
Kaiser, welcher mit seinem Gefolge den Tiefen des Kyffhäusers
entstiegen ist, reicht der Germania, die auf prächtigen! Vierge-
spann daherbraust, die funkelnde Krone des Deutschen Reiches.
Zur Seite des Kaisers schweben der bayrische Genius, das Wap-
penschild der Wittelsbacher tragend, nebst einer Fülle andrer Ge-
stalten, welche Fahnen und Waffen schwingen und ihrem alten
Helden zujauchzen. Rechts von diesem mittleren Teile der
Komposition steht vor einer Tempelarchitektur auf einem Podium
eine Versammlung hochragender Männergestalten. An ihrer
Spitze sieht mau Kaiser Wilhelm; die übrigen sind Kaiser Friedrich
und die deutschen Buudessürsten. Links von der Mittelgruppe
breitet sich bis tief in den Hintergrund ein weites Schlachtfeld
mit jubelnden Soldaten, aufmarschierte» Regimentern und bren-
nenden Dörfern aus, während oben in den Lüften der Kaiser-Aar
mit ausgebreiteten Fittigen zur Mitte dahinbraust. In dieser
Weise stellt sich der große Karton dar, nach welchem das gewaltige
Gemälde ausgeführt wird. „Die neu ausgehende Sonne des
Deutschen Reiches", wie der Künstler seine Schöpfung betitelt,
kann als eine bedeutende Leistung moderner Historienmalerei
bezeichnet werden.

Ol. Budapest. Direktor Julius Beuczur ist gegen-
wärtig neben seinem großen Historienbilde „Die Rückeroberung
Ofens", welches der Meister im Aufträge der Stadt Budapest
aussührt, mit Bildnisjen des Grafen Nadasdy, der Gräfin Julius
Karolyi und ihres kleinen Söhnchens beschäftigt, Bildnisse, welche
den jungen Ruf Benczurs als ausgezeichneter Porträtmaler aufs
Neue glänzend bekunden werden.

* Der akademische Rat zu Dresden hatte vor kurzem
eine Bewerbung um die Ausführung eines Reliefs für die Kanzel
der Martin Luther-Kirche ausgeschrieben. Es waren 17 Bewerbungs-
entwürfe eingegangen. Den 1. Preis von 500 Mk. erhielt der
Bildhauer Georg Grüne aus Dresden z. Z. in Nürnberg, den
2. Preis von 400 Mk. Herr Prof. Melchior zur Strassen in Leipzig,
während die Arbeit des Malers und Bildhauers E. Hübner mit
einer lobenden Erwähnung bedacht wurde.

Ol. Budapest. Im Atelier Paul Vagos, eines in
München geschulten ungarischen Malers, der bereits Proben einer
kräftigen und individuell entwickelten Begabung gegeben, begegnet
man gegenwärtig einem fast zur Vollendung gediehenen Altar-
gemälde, welches der Künstler auf staatliche Bestellung für die
römisch-katholische Kirche eines ungarischen Provinzortes malt.
..Christus zwischen den Kindern" ist des Bildes Gegenstand. Der
Olberg bei Jerusalem bildet den landschaftlichen Rahmen der
Szene. Auf dem Gipfel der felsigen Höhe sieht mau in sitzender
Stellung die Hauptfigur, den Heiland, neben ihm in einer natür-
lich ungeordneten Gruppe fünf Kinder, zwei Jünger und zwei
Frauen, die verehrungsvoll und bis ins Innerste gepackt, dem
Worte des Hohen lauschen. Jede Gestalt ist so charakteristisch auf-
gefaßt, daß ihr Wesen und die Art und Weise, wie sie die Rede
des Herrn auf sich wirken läßt, dem Beschauer klar werden; auch
Zeichnung und Farbengebung sind trefflich, so daß das Bild zu
dem Besten zu zählen ist, was in jüngster Zeit die ungarische
Kunst auf dem Gebiete der kirchlichen Malerei hervorgebracht hat.

— Düsseldorf. In Schuttes Salon findet Rudolf
Wimmers Porträt, Kaiser Wilhelm II. im Jagdkostüm, hervor-
ragendes aktuelles Interesse. Die Haltung des jungen Fürsten
ist leicht und fest zugleich, das Auge blickt klar und energisch.
Der künstlerische Hauptnachdruck ist erklärlicherweise auf den Kopf
gelegt, der mit kraftvoller Plastik ausgearbeitet ist. Die Ähn-
lichkeit der Züge ist durchaus gelungen, dagegen befremdet in
etwas die dunkle Haarfarbe, da Kaiser Wilhelm doch blond ist.
Der fürstliche Jäger trägt ein einigermaßen phantastisches Pelz-
kosttim, welches ihm ganz vortrefflich zu Gesichte steht. Als
Hintergrund ist eine winterliche Waldlandschaft, ein verschneiter
Forst gewählt, in Anlehnung an die Jagdreise des Kaisers
nach Rußland in die Radziwillischen Waldungen.

--^Breslau. In dem von der Breslauer Kaufmann-
schaft erlassenen Preisausschreiben, welches wir bereits Seite 226
erwähnten, ist der Entwurf der Architekten Kieschke und Bielen-
berg in Berlin mit dem ersten Preise (4000 M.), der der

Herren Ab eff er und Kröger ebenfalls in Berlin mit deal
zweiten (2000 M ) gekrönt worden.

— Nürnberg. Professor F. Wanderer feierte sein
25 jähriges Jubiläum als Lehrer an der Kunstgewerbeschule.

— München. Der Maler Karl Rettich hat 14 der 28
Rotlmannscheu Fresken in den Arkaden des Königlichen Hofgartens
durch Oelgemälde in Größe der Originale wiedergegeben. Diese
mit hohem Verständnis für die Intentionen Rottmanns aus-
gesührten Reproduktionen sind zur Zeit in der permanenten Aus-
stellung für Kunst und Kunstgewerbe in der Theatinerstraße aus-
gestellt. Der Künstler beabsichtigt event. auch die noch fehlenden
14 Landschaften wiederzugeben.

— München. Zu feinem Kolossalbilde „Unterbrochene
Trauung" malt Jos. Weiser ein Pendant „BeimHochzeitsmahle".

- London. Professor Hubert Herkomer, über dessen
musikdramatische Versuche wir bereits auf S. 278 berichteten,
benutzt seine Mußestunde», um wiederum ein Stück zu schreiben,
das im nächsten Frühjahr in seinem bübschen Theater in Bushey,
zur Aufführung kommen soll. Das Singspiel wird aus drei Auf-
zügen bestehen und einen reinen idyllischen Charakter tragen. Wie
bei seinem ersten Stücke, wird Herkomer auch jetzt nicht nur die
Musik selbst komponieren, sondern auch die Regie übernehmen
und außerdem noch eine der Hauptrollen spielen.

I'. V. O. Stockholm. Julius Kronberg, einer der bedeutend-
sten der jüngeren Künstler Schwedens, hat ein großes Gemälde
„Die Königin von Saba bei König Solomon" vollendet

— Stuttgart. Für die hier zu erbauende Friedenskirche
sind 83 Entwürfe eingegangen. Das Preisgericht erkannte den
ersten Preis — 2000 M. — dem Architekten Schramm in Dresden,
den zweiten — 1000 M. — dem Baumeister Pohlhammer in
Schwäbisch-Hall zu.

Ol. Wien. Der Neubau des Wiener „Deutschen Bolks-
theaters wächst rasch empor und kürzlich trat schon die Jury
zur Beurteilung der Konkurrenzskizzen zu den Gemälden, welche
die Decke des Zuschauerraumes, das Proszenium und den Haupt-
vorhang schmücken sollen, zusammen. Fast'alle eingelangten Ent-
würfe wurden von der Jury, welcher die Maler Professor Jul.
Berger und Eugen Felix, die Bildhauer Professor Tilgner
und Wehr, die Schriftsteller Hosrat v. Weilen und Professor
vr. v. Lützow und die Architekten des Hauses, Fellner und
Helmer angehörten, als sehr schätzenswerte Leistungen anerkannt.
Der erste Preis wurde den mit dem Motto „O-rrxe ckiem"
versehenen Skizzen zugesprochen, als deren Urheber sich der
Maler Eduard Veith enthüllte, welcher auch für das neue
deutsche Theater in Prag das Vorhanggemälde und die Decken-
bilder zum Entzücken von Kennern und Laien ausgeführt hat.
Nach diesen Entwürfen, welche, abgesehen von ihrem bedeutenden
inneren Werte, der reichen und doch klaren Komposition und
dem erquickend Hellen Kolorit, den Vorzug der treuesten Au-
bequemung an den architektonischen Stilcharakter des Hauses be-
sitzen, wird das Vorhanggemälde eine Szene aus dem Nibelungen-
liede und zwar die Einkehr der auf der Fahrt vom Rhein nach
der Etzelburg begriffenen Burgunder: auf Burg Bechlaren an
der Donau (27. Abenteuer) darstellen; das Deckenbild, welches
— wenigstens in der Skizze — im oberen Teile zu leer erscheint,
ein Fehler, der in der Ausführung wohl dem Künstler auffallen
und von ihm beseitigt werden wird, zeigt eine Huldigung, welche
eine Gruppe typischer Volksgestalten Wiens der Vindobona dar-
bringt, während das Proszenium eine „Krönung Schillers durch
die Muse" schmücken wird. Den zweiten Preis erhielten die
Skizzen mit dem Motto: „Halb gethan ist nichts gethan", welche
von dem Hoftheatermaler Leopold Burger und Franz Schallud
herrühren und wie die Veiths eine in sich geschlossene Gruppe
bilden und klar und verständlich einen der Bestimmung des
Hauses entsprechenden Gedanken zum Ausdruck bringen. Kräftige,
offenbar aber noch unausgegohrene Talente, von denen für die
Zukuust noch Bedeutsames zu erwarten ist, sprachen auch aus
den übrigen Einsendungen.

Gestorben. Am 22. Juni zu Gmünden der um die
Wiener Kunst hochverdiente Graf Franz Folliot deCrenne-
ville im Atter von 73 Jahren. — Am 11. Juli zu Bologna Luigi
Serra, einer der hervorragendsten Maler Italiens, 43 Jahre
alt. — Am 14. Juli in Florenz der russische Maler Sswertsch-
koff. — Am 17. Juli zu Patts im Alter von 80 Jahren der
weitbekannte Bildhauer Et ex, welcher hauptsächlich zur Zeit
Louis Philipps eine große künstlerische Thätigkeit entfaltete. —
Am 18. Juli zu Lüttich der belgische Bildhauer Ha l kin, 57 Jahre
alt. — Am 20. Juli zu Antwerpen einer der bedeutendsten
belgischen Maler Henri de Brakeleer im Atter von48Jahren.—
 
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