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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 5.1889-1890

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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler etc. - Preisausschreibungen - Ausstellungen, Sammlungen etc. - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielfältigende Kunst - Vom Kunstmarkt
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Personal- und Ateliernachrichten

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Karl Hoff f 13. Was 1890. Nach einer Büste von H. volz

Personal- und Nlelirrnachrichlrn
— Karlsruhe. Am 13. Mai ist der
Historienmaler Karl Hoff, Professor an der
Karlsruher Kunstschule, nach nur dreitägigem
Krankenlager in bester Schaffenskraft, öl Jahre
alt, an einer Lungenentzündung verschieden. Wir
behalten uns vor, die Bedeutung dieses hervor-
ragenden Künstlers für die deutsche Kunst in
einem größeren Artikel zu würdigen und be-
schränken uns heute auf einige flüchtige Notizen
sowie auf die nebenstehende Reproduktion seiner
Büste von der Meisterhand seines Kollegen
Professor H. Volz. — Karl Hoff ist am
8. September 1838 zu Mannheim geboren.
Aus seinem künstlerischen Bildungsgänge wirkten
zunächst in Karlsruhe 18öö bis 1858 I. W.
Schirmer und Des Coudres, später haupt-
sächlich Vautier in Düsseldorf, wo C. Hoff die
Jahre 1858—1878 zubrachte. In letzterem Jahre
erhielt er einen Ruf an die Kunstschule zu Karls-
ruhe, wo er seit,.jener Zeit als Lehrer höchst er-
folgreich wirkte. Ölgemälde, wie „Die Taufe des
Nachgeb orenen", „Rast auf der Flucht", „Heimkehr",
„Tartllff und Elmire" und das in der hiesigen Staats-
galerie befindliche „Zwischen Leben und Tod"
sichern dem Künstler einen ehrenvollen Platz in der
Kunstgeschichte. Das letzte große Gemälde seiner
Hand, ein Figurenbilö großen Stiles „Die
Landung" war kurz vor dem Tode des Meisters
im Kunslverein zu Karlsruhe ausgestellt und wurde
vom Großherzog Friedrich von Baden angekaust.
Es ist ein kalter nebeliger Wintertag, ein schmaler
Flußarm; ein Nachen, in dem ein greiser Priester
mit den geweihten Gefäßen — sie sind sicherlich
für einen Sterbenden — sitzt, sucht gerade an dem
mit Weidengestrüpp besetzten Ufer zu landen. Aus
der Spitze steht ein alter Bauer und wirst das
Seil, hinten führt einer das Ruder; zwei Kinder,
ein reizendes Mädchen und ein Bube in der Mitte
— an ihren Mienen sieht man, für wen sie den
Trost herbeigeholt haben. Wie prächtig ist das
gemalt; man fröstelt vor dem eisigen Zuge; man
vermeint das Glucksen und Surseln der schmutzigen
Wasser zu vernehmen; die Schollen des Treibeises
krachen an den dünnen Wänden des schwanken-
den Fahrzeuges. Wie auch hier das landschaft-
liche Element gleichbedeutend mit dem figür-
lichen ist, so kann man überhaupt im allgemeinen
das immer stärkere Hervortreten desselben als
Selbstzweck beobachten. Es wäre falsch, Hoff
allein nach seinen großen, ich möchte sagen Re-
präsentationsbildern zu beurteilen; sein ureigenstes
Empfinden zeigt sich noch weit besser an seinen
oft nur kleinen, aber immer entzückend poetischen
Stimmungsbildern; so die verschiedenen „Herbst"-
oder „Frühlingsstimmungen", »krimul» veris-
u. dgl. Die letzte Schöpfung solcher Art war die
vor einiger Zeit hier ausgestellte „Herbststimmung". Es ist
Nachmittag, die Sonne neigt sich schon zum Untergänge und
trifft mit rötlicher Glut die gefärbten Blätter der alten Eichen,
die die Kieferbäumchen und das Gestrüpp im Vordergrund
überragen. Welchen poetischen Reiz weiß er hier diesem einfachen
Stück Hardtwald abzugewinnen! Von: auf dem Rasen stehen zwei
Figuren im Empirekoslüm — doch das sind keine „Staffagen",
wie sich der Deutsche auszudrücken beliebt, nein, sie sind so eng
mit dem Geiste der Empfindung der Landschaft verbunden, daß
man sie nicht zu trennen vermöchte. Dasselbe gilt ja auch von
des Meisters früheren Bildern — so der „Herbststimmung", die
er so trefflich mit den Leutholdschen Worten charakterisiert:
„welke, windoerwehte Blätter,
Boten naher Winterszeit,
Lallet sanft, ihr deckt die Gräber
Mancher toten Hoffnung zu!"
Ahnte er da schon im Geiste seinen frühen Tod? Nur mit dem
Unterschied, daß hier solch trübe Betrachtung nicht am Platze
ist. Denn wenn auch über der lieblichen Mädchenknospe eine
kleine Verstimmung liegt, daß sie sich von dem bittend mahnen-
den Blicke ihres Freiers abwendet — die Sonne scheint doch zu
lustig drein und wenn wir indiskret sein wollten, so könnten

wir allerlei verraten, was die nächsten Augenblicke bringen würden.
Der Tod traf hier ein reiches Künstlerleben, das noch manche
Früchte hätte bringen können. In seltener Weise verwob Hoff
einen gesunden Naturalismus mit tiefer Poesie. Auch ge-
hörte er zu den Künstlern, die glänzende malerische Leistungen bei
hoher Geistesbildung mit gediegenen dichterischen Erzeugnissen ver-
eint hervorbrachten. Seine geistvoll witzigen Streifzüge im Ge-
biet der Litteratur sind ja auch in weiteren Kreisen bekannt genug.
* Dresden. Der kürzlich hier verstorbene Konditor
Joh. Samuel Torniamenti, dessen Bildnis von Leon
Pohle in der kgl. Gemäldegalerie hängt, hat der Kunstakademie
45,060 M. als Stiftung überwiesen. Nach den Bestimmungen
des Stifters zerfällt sie in eine Raphael-Stiftung und eine
Carlo-Stiftung, die nach den beiden verstorbenen Söhnen Tor-
niamentis benannt sind. Aus jener im Betrage von 15,000 M.
erhalten alljährlich zwei Schüler, die bei der Schüler-Ausstellung
Preise erhalten haben, je die Hälfte der Zinsen als Prämie,
aus dieser erhält ein Akademieschüler die vollen Zinsen aus zwei
Jahre als Stipendium.
tt. Kopenhagen. Maler Professor Henningsen Hier-
selbst arbeitet an einem Bildnisse des Königs Christian von
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