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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Rosenhagen, Hans: Finnländische Maler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0223

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ALBERT EDELFELT SONNE ÜBER ARCHIPEL

FINNLANDISCHE MALER

Von Hans Rosenhagen

Kaum fünfundzwanzig Jahre, daß in Paris
das erste Bild eines finnländischen Malers
mit Bewußtsein von dessen Nationalität ge-
sehen wurde. Dieser Maler — Albert Edel-
felt blieb längere Zeit der einzige Repräsen-
tant der Kunst seines Vaterlandes in den Augen
des großen europäischen Publikums. Dann
kam Anfang der neunziger Jahre des vergan-
genen Jahrhunderts neben ihm der merkwürdige
Axel Gallen zur Geltung, und im Laufe der
Zeit fand sich in Paris allmählich eine ganze
Kolonie von finnländischen Künstlern zu-
sammen.

Es ist etwas Sonderbares um die Vorliebe
derSkandinavier fürdas moderne Kunstzentrum
der Welt. Sie erscheinen als die Letzten und
Frischesten auf dem Kampfplatz und fühlen
sich sogleich und am meisten von der voll-
endetesten und raffiniertesten Kunst angezogen,
welche die Welt bis jetzt sah. Sie wollen
keine Zeit verlieren, wollen sich all die Irr-
wege sparen, die man anderswo gegangen ist,

wollen von vornherein gleich die Kunst machen,
die gegenwärtig als die beste und reifste gilt.
Sie haben unverbrauchte Nerven einzusetzen,
scharfe Augen und einen unverbildeten Ge-
schmack. Sie können arbeiten, ohne je zu ermü-
den. Sie haben die angeborene Handfertigkeit der
Naturvölker noch nicht unter dem Drucke auf-
geimpfter Kulturen verloren. Sie besitzen die
schnelle Auffassungskraft, diegroße Aufnahme-
fähigkeit und das Lerntalent der Kinder. Kein
Wunder, daß sie sehr bald den Malern von Paris
ihre Technik und ihre Probleme, ihre Eleganz
und ihren Geschmack abgesehen hatten. Sie
wurden — Anders Zorn ist vielleicht das be-
zeichnendste Beispiel — pariserischer als ihre
Vorbilder. Nachdem sie alles gelernt, was sie
zu lernen gewünscht, überfiel vor einigen Jahren
diese Skandinavier der Wunsch, ihre franzö-
sische Kunst zu nationalisieren. Man ging zu-
nächst in die Heimat zurück, suchte deren Na-
tur zu schildern oder wählte Ereignisse aus der
vaterländischen Geschichte, beobachtete das

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