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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Von Ausstellungen und Sammlungen - Von Denkmälern - Vom Kunstmarkt - Vermischtes - Neue Bücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0480

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-^2> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^^-

des Beaux-Arts geöffnet. Er zählt annähernd zwei-
hundert Bilder und Skulpturen. Außer den bel-
gischen Künstlern haben sich wieder mehrere aus-
wärtige Gäste eingefunden, die in der Hauptsache
das Porträtfach vertreten; unter ihnen sind bemer-
kenswert ein ausgezeichnetes Bildnis von Jacques
E. Blanche, ein Damen- und ein Herrenporträt von
J. Sargent, dann Bildnisse von E. Dagnan-Bou-
veret, G. O. Desvallieres, Fr. Flameng, Le-
queux. Unter den Belgiern sind gut vertreten
Franz Courtens, zunächst mit einer Herbstland-
schaft, in welcher die Strahlen der scheidenden
Sonne das satte Braun des Laubes zu prächtiger
Wirkung bringen; ein gutes Bild ist auch seine
Schafschur im Innenraume, wenngleich es nicht
in den kräftigen Farben seiner sonstigen Bilder
gemalt ist. Eine bedeutende Arbeit, die wieder
allgemein auffällt, ist ein großes, figurenreiches
Bild >Les Adieux< von dem Antwerpener Pierre
Jacques Dierickx; dessen Bild »die Spinnerinnen«
aus dem vorjährigen Salon für das hiesige Musee
modern erworben wurde. In der Mitte des neuen
Bildes sitzt ein alter, gebrochener Mann, der in stiller
Ergebenheit den Tod erwartet; um ihn her die betrüb-
ten Familienglieder. Die Scene ist recht packend dar-
gestellt und das Ganze von stimmungsvoller, stiller
Farbengebung; ein heller Lichtstrahl verklärt das
ehrwürdige Haupt des Greises. Viktor Gilsoul
hat eine ganze Kollektion von Landschaften und
Studien ausgestellt, das Beste darunter sind zweifellos
eine Kanallandschaft in Brügge und drei kleine
Studien aus Niepourt. Zu erwähnen sind noch
Emile Claus mit einer großen, gelben Herbft-
landschaft, treffliche Bilder von Gouwelvos,
Bernier, Ottevaere, Ch. Mertens. Ronner,
Stacquet, mehrere Porträtbüsten von Vincotte
und Dillens, endlich ein großer Minenarbeiter

VOn constantin meunier. h. Oe.

JVflÜNCHEN. Die rührigen Leiter der
Galerie Heinemann haben gegenwärtig
wieder kleine Kollektivausstellungen veran-
staltet. Der in Paris lebende Hans Faber
du Faur hat eine große Anzahl seiner Werke
geschickt, so daß man seine künstlerischen
Absichten kennen lernen und seinem Schaffen
näher treten kann. Ihn interessiert in erster
Linie die farbige Erscheinung der Dinge. Er
strebt nach einer gewissen Einheit der Ton-
werte, nach harmonischer Vereinigung far-
biger Gegensätze, wie sie ihm seine Stoffe,
Pferde und Reiter, vor allem aber die mensch-
liche Figur, der moderne Mensch in mo-
derner Toilette darbieten. Auch im Porträt
geht er vor allem von malerischen Voraus-
setzungen aus, was schon aus Bezeichnungen
wie Dame in Grau, in Lila etc. hervorgeht.
Die malerische Behandlung ist ungemein
sachlich und energisch. Ein besonders aus-
gebildetes Organ für die Beobachtung male-
rischer Valeurs bemerken wir in den Werken
des in München verstorbenen Prof. Hugo
König. Sein ungemein sensibles, zartes
Farbempfinden ließ ihn auch Motive auffinden,
wo uns die Natur selbst lyrisch gestimmt
vorkommt. So z. B. am Abend im Wehen
der Dämmerung, wie sie in dem Bilde 5 Abend
im Walde« zum Ausdruck kommt, oder in
einer Gruppe wie die »Madonna«, »Der
Schäfer« und in einigen Studien nach der
Natur, wo auch alles Feste und Bestimmte,
alles Harte und Herbe verschwindet und die
Welt nur mehr wie ein verblichener Gobelin,

ein traumhaftes Wogen und Weben von Licht und
Farben erscheint. Wenn man zum ersten Male
einige Bilder von dem Freiburger Landschaftsmaler
Heffner sieht, glaubt man einen sehr rüstigen
Künstler aus der älteren Generation, etwa auf dem
Wege von Eduard Schleich, einhergehen zu sehen.
Doch es ist ein Irrtum. Die Motive, bewölkte, freie
Luft, flachen Horizont, öfter begrenzt durch eine
dunkle Silhouette von Häusern und Bäumen, er-
innern an Aehnliches von Eduard Schleich. Aber
Heffner mischt seine Farben nach einem neueren
Rezept, er malt ganz virtuos und darum wird
er vieles für sich malen. Neben diesen Kollek-
tiven findet man noch manches andere, was dem
Kenner und Liebhaber Freude machen wird, in-
teressante Bilder aus der Ferne und aus unserer
nächsten Nähe, französische und englische neben
bekannten deutschen und besonders geschätzten
Münchener Meistern. So z. B. Constable und
Turner, Dupre und Daubigny, Jeanes, Oordt
und Andreas Achenbach. Eine Kollektion treff-
licher Lenbachs, ein günstiges Bild -Fischhänd-
lerin - von f Zimmermann, einige Stäblis und
Hugo Kaufmann aus den siebziger Jahren des
vergangenen Jahrhunderts. Unverwelktes Altes und
frisches Neues blüht nebeneinander. Gute Kunst-
werke sind unvergänglich, sie bleiben immer
modern.

/^OBLENZ. Vom 20. August bis 20. September
dieses Jahres findet in der städtischen Festhalle
eine durch den Kunst-, Kunstgewerbe- und Alter-
tumsverein für den Regierungsbezirk Coblenz ver-
anstaltete Ausstellung von Werken in- und auslän-
discher Künstler statt, über die der Vorsitzende des
Vereins, Herr L. Laeis in Coblenz, Auskunft zu
geben bereit ist.

KONRAD VON KARDORFF BILDNIS DES REICHSTAGS-

ABGEORDNETEN ST. « « «
9. Ausstellung der Berliner Sezession

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