-a-?^> WÖRTH UND DIE ZÜGELSCHULE <ö=j^
Sümpfen aufsteigenden Malarialuft, dafür, daß
man sich in dieser köstlichen Gegend nicht
allzu wohl fühlt. Auch hier, wie allüberall,
bewährt sich der oft zitierte Satz von des
Lebens ungetrübter Freude.
Da die Einwohnerschaft Wörths sich im
Laufe der langen Jahre an die Beherbergung
der Schule gewöhnt hat, so fallen von selbst
die oft störenden Differenzen mit der biederen
Landbevölkerung fort, welche durch die gänz-
lich anderen Sitten und Gebräuche des Groß-
städters häufig genug hervorgerufen werden.
Jeder, der längere Zeit auf dem Lande ge-
arbeitet hat, weiß davon ein Lied zu singen.
Ein großer Vorzug liegt auch darin, daß man
von dem lästigen Gaffen der wißbegierigen
Landjugend gänzlich verschont bleibt. Der
alle Jahre fast vier Monate währende Auf-
enthalt der Schule bringt den Einwohnern
durch Vermieten von Zimmern und Vieh aller
Art eine beträchtliche Aufbesserung ihres
Budgets, an welcher sich auch die Jugend als
Modellhalter, Pinselwascher, Stiefelputzer etc.
mit Eifer beteiligt. Die stärkste Einnahme-
quelle bildet natürlich das Vermieten der
Modelle, ein Umstand, den sich schlaue Vieh-
händler schon des öfteren mit Erfolg zunutze
gemacht haben. Ein sonst vielleicht fehler-
haftes Tier wird dem verdienstlüsternen Bäuer-
lein als außerordentlich malerisch aufge-
schwatzt, selbst wenn es mit talergroßen,
braunen Flecken übersät ist. Natürlich lacht
ihn dann der Maler aus und das arme Bäuer-
lein hat das Nachsehen. Um bei Angebot
und Nachfrage eine Preissteigerung tunlichst
zu verhindern, ist ein von beiden Teilen ver-
einbarter Tarif für all diese Dienstleistungen
im Gasthaus zum „Hirschen", dem Sitz des
„Generalkommandos", offiziell angeschlagen.
Hier vereinigt sich jeden Morgen die Schule,
um mit Sack und Pack, mit Modellen und
Buben zur Arbeit auszuziehen, von hier aus
beginnt das Tagewerk, ein heißes, wortloses
Ringen nach Wahrheit und Vervollkommnung.
In der Nähe der für die Schule ausgewählten
Plätze auf der Insel arbeitet Professor Zügel
selbst, der Meister, auch er rastlos vorwärts
strebend, für seine Jünger ein leuchtendes
Beispiel zielbewußter Energie. Wer das Glück
hat, sein Schüler zu sein, steht bewundernd
vor diesem enormen Können und vor seiner
staunenswerten Lehrfähigkeit. Einige Worte,
einige Pinselstriche in die begonnene Arbeit
eröffnen dem Schüler ungeahnte Wege. Seine
einfache, klare Lehrmethode, das System,
welches er durch jahrelanges Suchen und
Ringen gefunden und in welchem er in einigen
erleuchtenden Grundsätzen die Wirkung des
Lichtes auf die Gegenstände im Freien un-
umstößlich festgelegt hat, bringt bei dem
tastenden, irrenden Schüler das beruhigende
Gefühl hervor, daß er mit starker Hand ge-
leitet wird, eine Lehre, die nicht schwankt,
die nicht morgen das verwirft, was heute als
unumstößlicher Satz aufgestellt ist. Hier wird
der Lernende von Irrwegen bewahrt, soweit
es eben möglich ist und soweit das Suchen
und damit das Irren der Natur der Sache
nach nicht dem einzelnen bis zur Ausreifung
Die Kunst für Alle XIX.
525
Sümpfen aufsteigenden Malarialuft, dafür, daß
man sich in dieser köstlichen Gegend nicht
allzu wohl fühlt. Auch hier, wie allüberall,
bewährt sich der oft zitierte Satz von des
Lebens ungetrübter Freude.
Da die Einwohnerschaft Wörths sich im
Laufe der langen Jahre an die Beherbergung
der Schule gewöhnt hat, so fallen von selbst
die oft störenden Differenzen mit der biederen
Landbevölkerung fort, welche durch die gänz-
lich anderen Sitten und Gebräuche des Groß-
städters häufig genug hervorgerufen werden.
Jeder, der längere Zeit auf dem Lande ge-
arbeitet hat, weiß davon ein Lied zu singen.
Ein großer Vorzug liegt auch darin, daß man
von dem lästigen Gaffen der wißbegierigen
Landjugend gänzlich verschont bleibt. Der
alle Jahre fast vier Monate währende Auf-
enthalt der Schule bringt den Einwohnern
durch Vermieten von Zimmern und Vieh aller
Art eine beträchtliche Aufbesserung ihres
Budgets, an welcher sich auch die Jugend als
Modellhalter, Pinselwascher, Stiefelputzer etc.
mit Eifer beteiligt. Die stärkste Einnahme-
quelle bildet natürlich das Vermieten der
Modelle, ein Umstand, den sich schlaue Vieh-
händler schon des öfteren mit Erfolg zunutze
gemacht haben. Ein sonst vielleicht fehler-
haftes Tier wird dem verdienstlüsternen Bäuer-
lein als außerordentlich malerisch aufge-
schwatzt, selbst wenn es mit talergroßen,
braunen Flecken übersät ist. Natürlich lacht
ihn dann der Maler aus und das arme Bäuer-
lein hat das Nachsehen. Um bei Angebot
und Nachfrage eine Preissteigerung tunlichst
zu verhindern, ist ein von beiden Teilen ver-
einbarter Tarif für all diese Dienstleistungen
im Gasthaus zum „Hirschen", dem Sitz des
„Generalkommandos", offiziell angeschlagen.
Hier vereinigt sich jeden Morgen die Schule,
um mit Sack und Pack, mit Modellen und
Buben zur Arbeit auszuziehen, von hier aus
beginnt das Tagewerk, ein heißes, wortloses
Ringen nach Wahrheit und Vervollkommnung.
In der Nähe der für die Schule ausgewählten
Plätze auf der Insel arbeitet Professor Zügel
selbst, der Meister, auch er rastlos vorwärts
strebend, für seine Jünger ein leuchtendes
Beispiel zielbewußter Energie. Wer das Glück
hat, sein Schüler zu sein, steht bewundernd
vor diesem enormen Können und vor seiner
staunenswerten Lehrfähigkeit. Einige Worte,
einige Pinselstriche in die begonnene Arbeit
eröffnen dem Schüler ungeahnte Wege. Seine
einfache, klare Lehrmethode, das System,
welches er durch jahrelanges Suchen und
Ringen gefunden und in welchem er in einigen
erleuchtenden Grundsätzen die Wirkung des
Lichtes auf die Gegenstände im Freien un-
umstößlich festgelegt hat, bringt bei dem
tastenden, irrenden Schüler das beruhigende
Gefühl hervor, daß er mit starker Hand ge-
leitet wird, eine Lehre, die nicht schwankt,
die nicht morgen das verwirft, was heute als
unumstößlicher Satz aufgestellt ist. Hier wird
der Lernende von Irrwegen bewahrt, soweit
es eben möglich ist und soweit das Suchen
und damit das Irren der Natur der Sache
nach nicht dem einzelnen bis zur Ausreifung
Die Kunst für Alle XIX.
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