Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

DOI Artikel:
Board, Dr. H.: Die internationale Kunstausstellung zu Düsseldorf
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0571

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE INTERNATIONALE KUNSTAUSSTELLUNG ZU DÜSSELDORF

lorener Sohn" recht konventionell anmutet.
Lietzmann stellt im „Olivenwald" einen
nackten Jüngling gegen einen dunklen Stier
und läßt mit Geschick einige Sonnenstrahlen
auf seinem Körper spielen. Neben einigen
guten Porträts von Karl Marr, Karl Blos,
Walter Thor und Adolf Heller, der aber in
der Farbe nicht recht erfreulich ist, verdienen
besonders die Landschafter Beachtung, nament-
lich Franz Hoch mit einer wundervoll ge-
stimmten „Dorfstraße bei Abend". Auch Fritz
Baer und Benno Becker haben schöne,
warme Stücke ausgestellt; auf Otto Ubbe-
lohde's hessischer Landschaft wirkt die Luft
zu kulissenartig. Von Kunz Meyer verdient
ein kleines bescheidenes Interieur, das freilich
etwas nüchtern ist, erwähnt zu werden. Im
Saale der Münchener Sezession prangt an her-
vorragender Stelle Stuck's Selbstporträt, auf
dem er sich und seine Frau verewigt hat,
ein ebenso viel bewundertes wie bezweifeltes
Kunstwerk, das nach seinen vielfachen Wan-
derungen nun eine dauernde Stätte im Kölner
Walraff-Richartz-Museum finden soll. Weniger
geteilten Beifall findet das lebensgroße Por-
trät einer Dame zu Pferde von Angelo Jank,
das wegen der Natürlichkeit der Haltung und
Feinheit des Tons außerordentlich sympathisch
berührt. Auch Hans von Hayek's stämmige
Karrengäule finden Anklang, während Hierl-
Deronco's bekannter „Liebesgarten" nicht
den Beifall hat, der 1902 seinem „Fan-
dango" gespendet wurde. Haberaiann und
Samberger sind in ihrer bekannten Art ver-
treten, ganz vorzüglich aber Rudolf Nissl
mit einem hellen, köstlichen Bilde, das einen
gedeckten Tisch wiedergibt. „Tauschnee"
nennt Adolf Holzel eine der besten male-
rischen Leistungen dieses Saales, eine Impres-
sion, in der klargesehene, wahre Töne stecken.
Lehmann hält, abgesehen von der etwas lyri-
schen Stimmung, die leichte Beweglichkeit
der „Abendwolken" fest und Schramm-Zittau
gibt diesmal große Kühe, ein Feld, das er
sich noch erobern muß. Recht gut in den
Flecken ist Adalbert Niemeyer's Interieur
mit einem jungen Paare am weißgedeckten
Tische und ebenso frisch ein ähnliches Motiv,
„Kaffeestunde", von Hermann Groeber. Der
„Violinspieler" von Richard Winternitz hat
viel Vergeistigtes und Durchdachtes, und so-
wohl zeichnerische wie malerische Vorzüge
weisen Heyden's „Truthähne" auf.

Die Münchener Kunstgenossenschaft hat ihr
verstorbenes Mitglied Meister Lenbach durch
einen Lorbeerkranz geehrt, der unter dem
Porträt der Gräfin Wedel, die als Knie-
stück mit Profilkopf ausgestellt ist, angebracht

wurde. Außer einer farbigen Zeichnung von
Hertling wüßte ich nichts anzuführen, was
sich aus der gewaltigen Zahl der Bilder über
ein gutes Mittelmaß erhöbe. Vielleicht Hans
Peterson's „Marine", die flau ist, aber mit
zum Besten zählt. Eckardt's „Schmiede am
Ambos" haben etwas Lebendiges und Linden-
schmitt's „Gedankenvoll" ist glatt, aber gut
gestimmt. Von Natalie Schultheiss wäre
ein nettes Stilleben und von Stephanie von
Strechine vielleicht noch das gut gemalte
Wasser ihrer „Abendlandschaft" zu erwähnen.

HANS DAMMANN FROHLINGSSTURME
Internationale Kunstausstellung Düsseldorf 1904

545
 
Annotationen