ludwig von langenmantel zwei lebenswege
Jahresaasstcliung 1904 im Glaspalast
DIE MUNCHENER JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALASTE
Von Franz Wolter
ei jeder neuen gro- nehmen sich angewöhnt hat. Aber viel Talent
ßen Ausstellung geht zu Grunde an Zersplitterung der Kräfte,
denkt man unwill- an Kleinmut, an Ziellosigkeit, an Mangel
kürlich, wenn man der eigenen Führung. Wie oft hat ein Künstler
doch nur die rieh- die besten Jahre seines Lebens vergeblich
tige Beschäftigung sich abgemüht, um ein ihm scheinbar Zu-
für die Künstler sagendes zu erreichen, plötzlich wirft ihn der
finden, wenn man Zufall in eine Bahn, die seinem Talent ent-
denen, welche mit spricht und nun läuft er von selber weiter.
ihremTalentnichts Wie oft bleibt aber jener glückliche Zufall
anzufangen wis- aus! Um so erfreulicher ist es aber für
sen, die Direktive den Kunstgenießenden, solchen Menschen zu
r.schiestl ausdem^bauhr^ geben könnte) die begegnen, welche ihren Weg gefunden haben
Jahresausstellung 1904 im ciaspaiast sie befolgen müß- und von denen möge hier die Rede sein.
ten. Das Staffelei- Sollte ich bei der großen Anzahl von Kunst-
bildermalen oder das Modellieren allein werken manche Typen der Kunst vergessen
brauchte es ja nicht immer zu sein, es oder übersehen, so möge das mir verziehen
gibt noch andere Instrumente, die eben- sein, weil ich mich kurz fassen muß, um mehr
falls so ehrwürdig sein können als diejenigen einen Ueberblick über das Gesamtbild des
der hohen Kunst. Denn wenn man über künstlerischen Schaffens unserer Zeit zu geben
zweitausend Werke hier vereinigt findet, er- und die Absichten zu verfolgen, denn auf
kennt man Talente und künstlerische Ver- die kommt es zunächst an, welche den einzelnen
anlagung mehr, als man allgemein anzu- Künstler zu seinem Werke gedrängt haben.
Die Kunst für Alle XIX. 24. 15. September 1904.
557
71
Jahresaasstcliung 1904 im Glaspalast
DIE MUNCHENER JAHRESAUSSTELLUNG IM GLASPALASTE
Von Franz Wolter
ei jeder neuen gro- nehmen sich angewöhnt hat. Aber viel Talent
ßen Ausstellung geht zu Grunde an Zersplitterung der Kräfte,
denkt man unwill- an Kleinmut, an Ziellosigkeit, an Mangel
kürlich, wenn man der eigenen Führung. Wie oft hat ein Künstler
doch nur die rieh- die besten Jahre seines Lebens vergeblich
tige Beschäftigung sich abgemüht, um ein ihm scheinbar Zu-
für die Künstler sagendes zu erreichen, plötzlich wirft ihn der
finden, wenn man Zufall in eine Bahn, die seinem Talent ent-
denen, welche mit spricht und nun läuft er von selber weiter.
ihremTalentnichts Wie oft bleibt aber jener glückliche Zufall
anzufangen wis- aus! Um so erfreulicher ist es aber für
sen, die Direktive den Kunstgenießenden, solchen Menschen zu
r.schiestl ausdem^bauhr^ geben könnte) die begegnen, welche ihren Weg gefunden haben
Jahresausstellung 1904 im ciaspaiast sie befolgen müß- und von denen möge hier die Rede sein.
ten. Das Staffelei- Sollte ich bei der großen Anzahl von Kunst-
bildermalen oder das Modellieren allein werken manche Typen der Kunst vergessen
brauchte es ja nicht immer zu sein, es oder übersehen, so möge das mir verziehen
gibt noch andere Instrumente, die eben- sein, weil ich mich kurz fassen muß, um mehr
falls so ehrwürdig sein können als diejenigen einen Ueberblick über das Gesamtbild des
der hohen Kunst. Denn wenn man über künstlerischen Schaffens unserer Zeit zu geben
zweitausend Werke hier vereinigt findet, er- und die Absichten zu verfolgen, denn auf
kennt man Talente und künstlerische Ver- die kommt es zunächst an, welche den einzelnen
anlagung mehr, als man allgemein anzu- Künstler zu seinem Werke gedrängt haben.
Die Kunst für Alle XIX. 24. 15. September 1904.
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