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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 24.1908-1909

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Schmidt, Robert: Die grosse Berliner Kunstausstellung 1908
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https://doi.org/10.11588/diglit.12503#0076

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-S5=4=ö> DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1908 <ö^=c~

FRIEDRICH KALLMORGEN HAFENEINFAHRT {ABENDSTIMMUNG)

Große Berliner Kunstausstellung 1908

dem farbig wundervollen Zimmer nach dem
Entwurf von Else Oppler-Legband, in der
Hauptsache als ein Schulbeispiel, wie es nicht
gemacht werden soll, wie es wird, wenn das
Ganze, Raum und Möbel, nicht der einheit-
lich bildenden Idee eines Künstlers ihr Da-
sein verdanken. Gute Möbelarbeit können wir
in Magazin und Laden sattsam bewundern, da-
zu brauchen wir keine Kunstausstellung. Ge-
rade das, was uns not tut, die Erziehung zu
einer einheitlichen Raumkunst, ist hier ge-
flissentlich vermieden worden.

Das Ausland ist diesmal sehr spärlich ver-
treten, dagegen zeigen sich wieder einzelne
deutscheKünstlergenossenschaftengeschlossen
auf dem Plan. Die Düsseldorfer Künstlerschaft,
der zwei Hauptsäle eingeräumt worden sind,
weist wie im Vorjahre recht beachtenswerte
Werke auf. So begegnen wir sehr feinen Eifel-
landschaften von Fritz von Wille, und Marinen
vonW.HAMBüCH en,einem ausgezeichneten Por-
trät von Ad. Schönnenbeck, sowie mehreren

eleganten Bildnissen von der Hand Fritz Reu-
sings. Robert Seuffert hat mit seinem
„Christus im Grabe" (Abb. S. 63) einen guten
Wurf getan, wenn auch an der Linienführung
(z.B.in der Silhouette derübergebeugtenMaria)
allerhand auszusetzen wäre. Auch die „Birken-
allee" von Heinr. Hermanns (Abb. S.74) zeigt
sich als ein fein empfundenes Kabinettstück.
Die Münchener Künstlergenossenschaft scheint
sich verschworen zu haben, ihre Glanzstücke
dem preußischen Berlin vorzuenthalten; anders
kann ich es mir nicht erklären, daß der Ge-
samteindruck ihrer Säle ein so unendlich kläg-
licher ist. Einzelne Ausnahmen bestätigen die
Regel, ich nenne Willroider, sowie die präch-
tigen, stilvollen Bronzen des verstorbenen Fritz
Christ. Verhältnismäßig mehr Talente be-
sitzt der Künstlerbund Bayern, der nur eine
kleine Anzahl Bilder geschickt hat, unter ihnen
aber Werke von recht guter Qualität, wie die
entzückend zarten, klaren Landschaften von
Rudolf Sieck, ein farbig ungemein kräftiges

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